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Meine lieben Freunde

Gerade bin ich aus den Ferien wiedergekommen, und schon schreibe ich Euch einen Brief. Was für eine Treue. Und dazu erzähle ich noch eine schöne Geschichte.

Vor vier Tagen nämlich, da saß ich im Hafen von Igoumenitza. Ein leichtes Plätschern durchschaukelte die Mole und machte „schlap-schlap“. Dann noch ein paar großegroße Schiffe, die mit vollgetanktem Metallbauch im Hafenbecken lagen und mittäglich vor sich hin dösten. Dazwischen latschten, logisch, noch eine Menge Leute rum, aber ziemlich lustlos, denn die hätten sich auch lieber zu den Schiffen gelegt und vor sich hin gedöst. So sah das da aus. Zu dem Ganzen dazudenken müßt Ihr Euch nur noch eine rundehelle, heißegelbe Augustsonne, so hoch, daß ich fast vom Stuhl kippe, sie zu sehen, und so hell, daß ich gar nicht reingucken kann ohne Sonnenbrille (ich hab‘ nämlich keine). So richtig, wie das ist, wenn alle schlafen wollen, Ihr könnt Euch das gar nicht müde genug vorstellen. Und mitten drin eben ich. In einer Hafentaverne, die sich Spaghetteria nennt, mit so richtig römischen Lettern. Sitz‘ ich da und trinke einen Nescafe und lese halt so.

Gell, da wundert Ihr Euch, daß ich so eine schöne Geschichte erzähle, einfach so. Jaha, abwarten sage ich, weiterlesen.

Ich, wie gesagt, lese also. Und was? Die taz. Ehrlich? Klar, Mann. In der Fremde habe ich mir eine taz gekauft. Rührend, nicht? Von meinen letzten Drachmen (mit einem von diesen Döseschiffen bin ich dann nämlich einfach weggefahren). Hab‘ mir also eine taz gekauft statt zwei Bier. So viel ist mir eine taz wert. Was für eine Treue.

Das war schon die Geschichte. Deshalb schreibe ich jetzt auch auf, warum ich sie erzählt habe. Losgefahren bin ich da nach Griechenland nämlich Mitte Juli. Schwuppweg. Davor hab‘ ich ein paar Zettel in einen kleinen braunen Umschlag gesteckt und zu Euch geschickt. Und gestern bin ich wiedergekommen. Dann hab‘ ich meine Post durchgewühlt. So viele haben mir geschrieben. Nur Ihr nicht. Obwohl ich so treu gewesen bin. Da hab‘ ich mich halt hingesetzt und eine Geschichte geschrieben, so traurig war ich.

Deshalb will ich von Euch hören, was mit meinem Artikel passiert ist. „Abenteurer im Devisendschungel“, so hieß der. Und war über Polen. Ja, genau das, was sie vor 50 Jahren überfallen haben. Und damit Ihr Euch nicht rausredet, daß Ihr leider gar kein Geld habt, um mir zu antworten auf meinen schönen Brief, liegen Rückumschlag und -porto gleich bei. Wie beim Pornokaufen. Hören will ich also, ob mein Beiträglein a) gedruckt worden ist, wenn ja, wann, b) bei Euch vermodert, dann will ich es wiederhaben, c) im Redaktionsmülleimer gelandet ist (vermutlich ungelesen), dann seid Ihr doof, wo ich mir nämlich solche Mühe gemacht hab‘ damit.

Zwar sind die letzten beiden Möglichkeiten wahrscheinlich. Schade wär's aber trotzdem, so ein schöner Artikel wie das war. Fast noch schöner wie meine schöne Geschichte.

Sagen könnt Ihr's mir trotzdem, wo ich mir so eine Mühe gemacht habe und Euch eine Geschichte erzählt, die glatt zwei Wochen Ferien spart. Außerdem kostet's ja nichts, wo ich Euch alles so diskret vorbereitet hab‘. Wie beim Pornokaufen.

Fabian

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