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50 Jahre danach-betr.: Bericht und Tatsachen zum 50. Gedenktag des Beginns des Zweiten Weltkriegs

Berichte und Tatsachen zum 50. Gedenktag des Beginns des

Zweiten Weltkriegs

Veranstaltungen gab es so manche zum Gedenken an den 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs mit dem Überfall Deutschlands auf Polen. Doch nur allzu häufig fanden sie eher versteckt in kleinen Räumen, in Kirchenkellern, fast privatissime statt. (...) Am 1. September fand in Bonn eine Gedenkstunde des Bundestages statt. Die Chance, die Botschaft Bundespräsident Weizsäckers an das polnische Staatsoberhaupt Jaruzelski zu seiner eigenen zu machen, hat der Deutsche Bundestag ebensowenig genutzt wie jene, den dauerhaften Bestand der Westgrenze Polens zu bekräftigen. (...)

Doch nicht nur das muß betrüben: Neo-Nazismus, neuer Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit haben in diesen erinnerungsschweren Zeiten Zulauf. Bundesinnenminister Waigel entfacht eine neue Diskussion um Polens Westgrenze, Erziehungsminister Mayer-Vorfelder möchte an allen Schulen wieder das Deutschland-Lied hören, die Republikaner erzielen in Bayern und Berlin aus dem Stand hohe Stimmenanteile. Deutsche Überheblichkeit und Größenwahn feiern fröhliche Urständ.

Teufel Stalin ist ein beliebtes Thema, um den Teufel Hitler zu verdrängen oder doch zumindest zu dezimieren. Und die Bundesrepbulik gehört schon wieder zu den fünf größten Waffenexporteuren der Welt. Wie auch seine denkwürdige Rede zum 8. Mai, so erfährt auch Weizsäckers Botschaft an Jaruzelski scharfe Ablehnung und Kritik von rechts - und es ist wahrscheinlich sogar so, daß sich in den zukunftsweisenden Worten ihres Bundespräsidenten die meisten Deutschen nicht wiederfinden können.

Es ist an der Zeit, die mehr als 40jährigen Realitäten zu akzeptieren, für die Deutschland durch den von ihm entfesselten Krieg die Hauptverantwortung trägt. Auch fällt der Bundesrepublik eine besondere Verantwortung für den Frieden in Europa zu, der mehr bedeutet, als die Abwesenheit von Krieg. Der konsequente Einsatz für Abrüstung im konventionellen Bereich und für Null-Lösungen, keine Waffenmodernisierungen, die Nutzung aller Abrüstungsinitiativen Gorbatschows, Abschied vom Jäger 90 und keine neuen riesigen Rüstungsschmieden - das wären die richtigen Schritte, wenn Deutschland wirklich Lehren gezogen hätte aus dem „gewaltigsten Ereignis der Geschichte“ (John Keegan, britischer Historiker). Doch die Deutschen verdrängen lieber, wollen aller Welt zeigen, daß sie wieder wer (die Alten?) sind. Damit laden sie jedoch nach der großen Schuld des Zweiten Weltkrieges erneute Schuld auf sich, die Ralph Giordano „die zweite deutsche Schuld“ nennt. Müssen wir wirklich bis 1990 warten, auf eine neue Regierung, die, wie damals 1970, der Ostpolitik neue Impulse gibt?

Georg Pfauter, Ludwigsburg

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