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Anschlag auf Rheinarmee

■ Bei einem Attentat nahe Mönchengladbach wurden ein britischer Soldat und ein sechs Monate altes Baby getötet / IRA bekannte sich gestern zum Anschlag

Wildenrath (taz/ap) - Mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen hat die Britische Rheinarmee gestern auf einen Anschlag der IRA in Wildenrath bei Mönchengladbach reagiert. Am Donnerstag abend war dabei ein britischer Unteroffizier und seine sechs Monate alte Tochter erschossen wurden. Es war das erste Mal, daß bei einem Attentat auf die britischen Streitkräfte in der Bundesrepublik ein Kind ums Leben kam. Die Frau des Soldaten wurde leicht verletzt, erlitt aber einen schweren Schock. In einem am späten nachmittag veröffentlichten Kommunique übernahm gestern in Dublin die Irisch Republikanische Armee (IRA) die Verantwortung für den Anschlag. In der kurzen Erklärung heißt es lediglich, daß sie den Tod des kleinen Kindes bedauert. Die Bundesanwaltschaft zog das Verfahren an sich.

Ein Sprecher der britischen Streitkräfte sagte gestern, die Rheinarmee werde „alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, die denkbar“ seien. „Wenn Mörder auf Autos schießen, die wie in Wildenrath aus einer Tankstelle herausfahren, dann gibt es allerdings nicht viele Möglichkeiten, das zu verhindern.“ Die Täter hatten dem 34 Jahre alten Korporal gegen 18.50 Uhr an einer Tankstelle mit Imbißbude aufgelauert. Als das Privatauto des Briten wieder anfuhr, gaben die Täter Schüsse aus einem Schnellfeuergewehr ab und töteten damit den Soldaten und seine sechs Monate alte Tochter. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft benutzen sie vermutlich eine Kalaschnikow-Maschinenpistole. Elf Geschoßhülsen des Kalibers 7,42 Millimeter wurden am Tatort gefunden. Nach dem Anschlag flüchteten die drei Täter mit einem Kombi in Richtung niederländiche Grenze.

Der Anschlag von Wildenrath ist seit März 1987 der neunte, der auf in der Bundesrepublik stationierte britische Soldaten verübt wurde. Insgesamt starben bei den Anschlägen, zu denen sich die IRA bekannt hatte, fünf Soldaten, eine Frau und jetzt erstmals ein Kind.

Zuletzt war am 7. September die deutsche Ehefrau eines britischen Soldaten in ihrem Auto getötet worden. Auch dazu hatte sich die IRA bekannt und indirekt von einem Irrtum gesprochen. Die Frau sei für ein Mitglied der britischen Streitkräfte gehalten worden.

wg.

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