: GewerkschaftER wählten FehrMANN
■ Geschäftsführerposten Angestelltenkammer: Frauen waren sich nicht einig, Männer dafür sehr
Das große neue Faltblatt der Angestelltenkammer (AK) strotzt nur so vor Frauenpower: „Schon jetzt bilden DIE FRAUEN deutliche Mehrheiten in der AK: Mehr als 50% derjenigen, die sich in der öffentlichen Rechtsberatung schlau machen lassen, sind Frauen (...). Ähnlich sind die Verhältnisse im Bereich der politischen Bildung und der Beratung von Betriebs- und Personalrätinnen. Damit aus dieser verschwiegenen Mehrheit eine mitredende und mitbestimmende wird, will die AK in der Zukunft die Arbeit für und mit Frauen zu einem politischen Schwerpunkt machen.“
Als es gestern allerdings darum ging, eine GeschäftsführerIN für die Angestelltenkammer zu wählen, war diese Frauenpower raus: Die einzige Kandidatin, die sich mit ihrem Einverständnis nachmittags auf der Personalversammlung präsentieren durfte und die abends von den GewerkschafterInnen in der Kammer-Vollversammlung gewählt wurde, war ganz eindeutig männlichen Geschlechts. Der Frankfurter IG-Metall-Abteilungslei
ter Eberhard Fehrmann, eine stattliche Erscheinung in den besten Jahren, mit Schnäuzer und dazu sympathisch, humorvoll, dynamisch. Auch inhaltlich hatte Eberhard Fehrmann den kritischen Angestelltenkammer -GewerkschafterInnen viel zu bieten:
„Ich zähle mich zu denen, die sehr kritische Fragen stellen zur Angestelltenpolitik des DGB.“ Nicht die Angestellten, sondern die Gewerkschaften seien für den „erschütternd niedrigen“ Organisationsgrad der Angestellten verantwortlich. Er verhieß den Be
schäftigten auch, daß die Bremer Angestelltenkammer unter seiner Regie zu einem der bundesrepublikanisch führenden Zentren für angestellenpolitische und angestelltentheoretische Diskussionen werden könne. Die Personalversammlung war höchst angetan von dieser Vorstellung, zumal damit das achtmonatige Hick-Hack um den GeschäftsführerInnen-Posten beendet scheint: Fehrmann würde sie aus dem provinziellen „Mief“ herausführen. Warum da noch über das Geschlecht streiten?
Der einzige, der die Frauenfrage auf der Personalversammlung anschnitt, war der Kandidat. Nicht wegen der Presseberichte im Vorfeld, wie er betonte, sondern aus Überzeugung. Gar zweimal fand er, im Profil der Kammer sei die Frauenförderungspolitik zu wenig erkennbar: „Hier könnte die Kammer mehr experimentieren.“ Fehrmann machte jedoch keinen Hehl daraus, was ihn - von Frauenpolitik abgesehen interessiert: Einen Arbeitskreis der Bremer Führungskräfte zu bilden.
B.D.
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