Helm ab zum Gebet?

■ Ein Gespenst geht um: Pastor Ebeling als Minister

Nun ist es heraus - In Nürnberg, einst „Hauptstadt der Bewegung“, haben DSU-Chef Ebeling und die bayerische CSU gekunkelt und beschlossen, welche DDR-Ministerämter die Deutsch-Sozialen an der Spree besetzen wollen. Obwohl der Heldenstadtpastor mehr als einmal, und lauthals dazu, kundgetan hat, wie ihn diese DDR anwidert und wie sehr er ihr Immer-noch-Bestehen bedauert - das im Vergleich zur Rheinrepublik magere DDR-Minister-Gehalt mag denn wohl immer noch reizvoller sein als die bescheidenen Einkünfte eines Sprengelführers in der Pleißestadt.

Denkbar ist allerdings auch, daß den DSU-Vorsitzenden Gehälter und andere profane Dinge überhaupt nicht interessieren, sondern daß es allein die Regierungsmitverantwortung ist, die den Mann reizt. Denn dann hätte er erreicht, was seinem geistigen Urahn, Adolf Stoekker (1835 bis 1909), Gründer der Christlich Sozialen Partei und Sozi-Fresser erster Güte, nie vergönnt gewesen war. Und wenn es nun gar die SPD sein sollte, die durch konziliantes Verhalten Herrn Ebeling zum Ministersessel verhilft - da könnte der wohl der Sozialdemokratie sogar ihre früheren sozialistischen Träume verzeihen ...

Wenn allerdings Ebeling oder einer seiner Getreuen beispielsweise Bildungsminister wird - dann werden vielen Mitbürgern sämtliche Träume vergehen und durch Alpträume ersetzt werden ... Da werden sich manche unserer Mitbürger die Augen reiben, wenn die stramme Schulmeldung „Zum Unterricht bereit!“ durch ein „Lasset uns beten!“ abgelöst worden ist, und sie werden sich fragen: Was hat sich denn nun geändert? - Nur die Lautstärke.

Auch im Kulturbereich ist - so er sich denn DSU-geprägt gestalten sollte - manches denkbar. Ordnung und Sitte werden wieder zu Rang und Ansehen kommen. Es möge sich jeder selbst ausmalen, wie das in praxi aussehen könnte. Doch die Unkereien könnten eigentlich unterbleiben, denn wenn es nach der DSU und den anderen potentiellen Regierungsparteien geht, sind diese ganze Volkskammer und diese ganze Regierung nur eine Angelegenheit auf Zeit - Ebeling als Zeitfreiwilliger sozusagen. Denn sie wollen uns doch mit Hilfe von Menschen, vorwiegend sächsischer und thüringischer Zunge, ein Vaterland verschaffen. Und das soll so schnell geschehen, daß es der DSU wohl nicht einmal gelingen wird, die Bevölkerung ausreichend mit Gesangbüchern zu versorgen. Obwohl die nun wahrlich nur das geringste Übel wären (wenn überhaupt eins).

Außerdem: Bis jetzt droht der Zeitfreiwillige Ebeling ja nur, Minister werden zu wollen.

Wolfgang Sabath