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KUNDENFANG AUF DEN KANAREN

■ Veranstalter von Werbeverkaufsfahrten in Feriengebieten unerwünscht

Die Masche ist in der BRD bekannt. Rheumadecken, Knie- und Gelenkwärmer, Bettgarnituren oder Schnellkochtöpfe werden zu stattlichen Preisen auf sogenannten „Kaffeefahrten“ angeboten. Fast vier Millionen Bundesbürger nehmen jedes Jahr an solchen „Werbeverkaufsveranstaltungen“ teil; mehr als die Hälfte von ihnen unterschreibt dabei auch einen Kaufvertrag. „In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Artikeln um minderwertige Ware, die den Leuten zu völlig überhöhten Preisen angedreht wird“, meint Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Da die Umsätze in diesem Gewerbe nicht zuletzt dank umfassender Aufklärung durch Verbraucherzentralen und -verbände in der BRD in letzter Zeit offenbar stagnieren, visieren die Veranstalter von Werbefahrten zunehmend Urlauber im Ausland an. Beliebt sind vor allem Urlaubergebiete in Spanien. Frau Castello: „In Urlaubslaune und bei einigen Gläschen Sangria haben meist ältere Leute schnell ein Formular unterzeichnet.“ Wieder zu Hause, ist dann die Ernüchterung groß, wenn die bestellten Lamadecken zum Preis von 1.000 bis 2.000 DM geliefert werden.

„Allein auf den Kanarischen Inseln sind zur Zeit zwischen 20 und 30 solcher Werbeverkaufsfirmen tätig“, beschreibt Werner Binder von der Reiseagentur „Viajes Paukner“ auf der Insel Fuerteventura die gegenwärtige Situation. Verkauft werde auf Ausflügen alles, vom Rasierapparat bis zur Rheumadecke. Erstmals haben sich auf Fuerteventura alle größeren Reiseveranstalter zusammengeschlossen, um mit massiver Gegenreklame gegen diese Verkaufsfahrten vorzugehen.

Hintergrund ist nicht zuletzt das ohnehin schon stark rückläufige Tourismusgeschäft auf den Kanarischen Inseln. Ungezügelte Bauwut und überhöhte Preise führten im vergangenen Jahr zu einem Rückgang der Urlauberzahlen um bis zu 30 Prozent. Auch in diesem Jahr ist manche Hotelburg auf Gran Canaria nur zu 50 Prozent belegt. Ob DDR-Bewohner die Lücken schließen werden, ist angesichts des hohen Preisniveaus auf den Inseln mehr als fraglich. „Wer dann auch noch 14 Tage später für die bestellte Decke 1.000 DM zahlen muß, der reist nie wieder auf die Kanaren“, befürchtet Binder.

Letzter Auslöser für ein gemeinsames Vorgehen gegen die Werbefirmen war ein schwerer Verkehrsunfall im vergangenen Oktober auf Fuerteventura. Bei einer als „Jeep-Safari“ angekündigten Verkaufsfahrt in den Süden der Insel wurden bei einem Frontalzusammenstoß sieben Menschen getötet. Mit Plakaten in Cafes, Restaurants, Flughäfen und Hotels warnen die Reiseagenturen vor solchen Firmen. Spots in den Urlauberprogrammen der lokalen Radiosender nennen Werbeverkaufsfahrten unseriös. „Wir wollen die Touristen darüber informieren, daß es sich bei diesen Gratisfahrten um Verkaufsfahrten handelt, auf denen knallhart geworben, verkauft und abkassiert wird“, sagt Binder. Unterstützt wird die Aktion vom spanischen Tourismusministerium und vom Gouverneur der Inselregierung. Und erste Erfolge haben sich eingestellt: Seit Anfang April haben fast alle Werbeverkaufsfahrtenfirmen die Insel verlassen.

Klaus Saalfeld/dpa

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