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Dallas-Sturm in Bremerhavens Bierhumpen

■ Gastronom beklagt „Beck's Connection“ des Bremerhavener Magistrats

Immer wenn es in Bremerhaven massenhaft Bier zu saufen gibt und wenn die städtische Tourismus-Förderungsgesellschaft das Gelage mitorganisiert hat („Sail 86“, „Windjammerparade“, „Basar Maritim“) dann gibt es nur eine Sorte im Ausschank: „Beck's“. Dies zumindest behauptet der Bremerhavener Gastwirt Stefan Opitz. Er behielt seinen Ärger über diese kulinarische Einseitigkeit nicht für sich, sondern lud mitten im Bremerhavener Sommerloch zu einer Presskonferenz. In der Einladung

schrieb er: „Henning Goes, Geschäftsführer der Tourismus -Förderungsgesellschaft Bremerhaven mbH bevorzugt seit Jahren die 'Beck's Connection‘, wenige Wirte, die vertraglich an die Brauerei Beck & Co. gebunden sind. Jede Großveranstaltung in der Seestadt führt zu Groll bei Bremerhavener Gastwirten.“

Aktueller Anlaß für seinen Ärger: Die für August anstehende „Windjammerparade 90“. 49 Wirte hatten sich um Stände beworben, 25 wurden abgewiesen, darunter auch Opitz. Die Bremer

havener CDU, die ihre Bierchen gerne in Opitz Gaststätte „Pierrot“ zu sich nimmt, will den Fall in einer Anfrage an den Bremerhavener Magistrat aufgreifen. Der CDU -Stadtverordnete Paul Bödeker: „Wir fordern eine Auflistung über die letzten sechs Jahre: Für das Geeste-Fest, für den Basar-Maritim, für die Sail 86, für den Bürgerbummel, für das Straßenfest Alte Bürger und für die Windjammerparade. Welcher Wirt hat immer da gestanden und welcher nie?“ Der Abgeordnete zur taz: „Ich habe den Verdacht, daß mit anderen Großbrauereien außer Beck's keine Verhandlungen geführt wurden. Ein kompletter Konkurrenzausschluß. Das kann ja nicht angehen.“

Der Geschäftsführer der Tourismus-Förderungsgesellschaft, Hennig Goes, weist die Vorwürfe zurück. Es werde bei den Biersorten grundsätzlich „gemischt“. Nur bei zwei Großveranstaltungen in der Geschichte Bremerhavens, bei der „Sail 86“ und bei der bevorstehenden „Winderjammerparade 90“ sei eine Ausnah

me gemacht und ein Exklusivvertrag mit dem Sponsor Beck & Co. abgeschlossen worden. Eine Ausschreibung habe es nicht gegeben, denn nur Beck & Co habe die Kritierien erfüllen können: Erstens eine „lokale“ Bewerberin zu sein und zweitens über eine „Marketinglinie im maritimen Bereich“ zu verfügen. Die Firma Beck & Co habe außer zwanzig „Beck's„ -Vertrags-Gastwirten jedoch auch vier Bremerhavener Kneipiers berücksichtigt, aus deren Zapfhähnen ansonsten nie „Beck's“ fließe. Hennig Goes: „Weil wir die Empfindsamkeiten der Gastronomen kennen.“

Ein längeres Nachspiel wird der Streit um die „Beck's -Connection“ vorm Amtsgericht haben. Denn Tourismus-Förderer Goes hat nicht nur dem beschwerdeführenden Gastwirt eine einstweilige Verfügung ins Haus geschickt, sondern auch dem Radio-Bremen-Redakteur Michael Kunert. Der Redakteur soll dem Gastronom Opitz beim Abfassen der Pressemitteilung behilflich gewesen zu sein. Außerdem sollen die beiden Gastwirt und Redakteur

-in der Gaststätte eines der zugelassenen „Windjammer„ -Wirte das Wort „Bestechung“ gebraucht haben. Die beiden Angegriffenen nun wehren sich mit dem gleichen juristischen Instrument, Redakteur Kunert hat über seinen Anwalt allein gestern 19 einstweilige Verfügungen rausschicken lassen. Von „Bestechung“ habe er nichts gesagt und auch dem Gastwirt nicht bei sei

ner Pressemitteilung geholfen.

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung titelte gestern bereits in Sachen Bierstreit: „Dallas ist überall“. Dalles in Texas und Bremerhaven an der Weser unterschieden sich inzwischen nur noch dadurch, „daß in der einen Stadt Öl in Fässer und in der Anderen Öl in FIschdosen gefüllt wird.“

B.D.

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