: Umstellung der Wirtschaft? — „Alles eine Frage der Psychologie“
■ Josef Duchac, christdemokratischer Spitzenkandidat für die Landtagswahlen in Thüringen: Ich kämpfe für die absolute Mehrheit INTERVIEW
taz: In Thüringen scheinen die Wahlen schon gelaufen zu sein. Alles spricht vom neuen Ministerpräsidenten Josef Duchac...
Josef Duchac: Das kann ich so nicht stehen lassen. Wir fangen doch gerade erst an, um die Stimmen der Menschen zu werben. Wir wollten ganz bewußt keinen Frühstart und kommen erst jetzt in die heiße Phase.
Fühlen Sie sich von Ihrer Partei ausreichend unterstützt? In Greußen und Umgebung hingen für Sie kaum Plakate. Für den Auftritt von CSU-Chef Theo Waigel in Gotha wurde dagegen tausendfach geklebt. Mag man Sie bei der CDU nicht so gerne?
Also, wenn unsere Leute richtig rangehen wäre das mit dem Plakatieren auch in ein paar Stunden erledigt. Aber, die Plakate für mich sind heute erst gekommen. Auch die Wahlkampfzeitung ist erst gestern fertig geworden. Da ist ein Foto von mir mit dem Bundeskanzler drin. Und ich bin stolz und glücklich, daß sich der Kanzler der Einheit mit mir zusammen hat fotografieren lassen.
Nun kandidiert ja Josef Duchac und nicht Helmut Kohl für das Amt des Ministerpräsidenten in Thüringen. Falls Sie Ministerpräsident werden sollten — was wäre Ihre erste Amtshandlung, und welchen Problembereich wollen Sie zuerst anpacken?
Das dringendste ist es, mit einer guten Mannschaft eine Regierung aufzubauen. Das Land muß regierungsfähig gemacht werden. Es gibt keinen Beamtenapparat, keine funktionierende Verwaltung. Und dann müssen umgehend wirtschaftsfördernde Maßnahmen eingeleitet werden.
Die SPD setzt auf die große Koalition in Thüringen. Ist das auch eine Alternative für Sie, angesichts der Probleme des Landes?
Über Koalitionen rede ich erst nach der Wahl. Ich kämpfe für die absolute Mehrheit für die Union. Und wenn es eine absolute Mehrheit für die CDU geben sollte, werden wir alleine regieren. Unterhalb dieser Ebene bin ich für alle Konstellationen offen. Eine Koalition der CDU mit der PDS wird es allerdings nicht geben.
Was ist denn nun dran, an den guten ökonomischen Rezepten, die die Union angeblich haben und umsetzen will? Im Moment ist die Situation doch die, daß die Betriebe aus dem Westen die Geschäfte machen, und die DDR-Betriebe reihenweise kollabieren.
Wir sind auf Investoren aus der Bundesrepublik angewiesen. Und ich werde das weiter mit Vehemenz betreiben, daß die bei uns „einziehen“. Wir verkaufen zur Zeit schon Gewerbegrundstücke an Interessenten aus Ost und West — und für den rechtmäßigen Verkauf trete ich mit Staatshaftung ein.
Das nützt doch auch nur den Westlern. Wie aber wollen Sie den Zusammenbruch der DDR- Wirtschaft verhindern?
Unsere Betriebe müssen bereit sein, etwas für das Image zu tun, denn unsere Produkte sind so schlecht nicht. Ich habe gute Beispiele für die erfolgreiche Umstellung. Der Bürger nimmt das an, wenn überzeugend geworben wird, wenn sich die Verpackungen ändern. Das ist alles eine Frage der Psychologie. Natürlich wollen die Leute heute das, was ihnen vierzig Jahre lang in der Werbung vorgegaukelt wurde, kaufen. Das muß sich ändern — und die Bürger werden da mitziehen. Meine Frau kauft ganz bewußt Greußener Salami. Wir kaufen keine Wurst aus der Bundesrepublik und auch keinen Weichspüler „Softlan“. Interview:
Klaus-Peter Klingelschmitt
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