Polizei erschießt Autofahrer

■ Widersprüchliche Angaben der Polizei zum Tathergang

München (taz) — Ein Polizist hat gestern morgen in der Münchner Innenstadt einen Autofahrer erschossen. Der 26jährige Mann wurde von zwei Beamten observiert, als er in ein als gestohlen gemeldetes Auto einstieg.

Um ihn zu kontrollieren, versperrten ihm die Beamten mit ihrem Streifenwagen den Weg. Als der Mann, so die Angaben der Polizei, flüchten wollte und angeblich eine Waffe zog, schossen die beiden Beamten auf ihn. Der Mann starb noch am Tatort. Der herbeigerufene Notarzt konnte ihm nicht mehr helfen.

In der ersten Version der Polizei hieß es, der junge Mann habe ebenfalls geschossen. Dieser Tathergang wurde jedoch wieder revidiert. „Die Beamten sahen eine Waffe, es gab eine Bedrohungssituation“, so die zweite Variante des Leiters der Polizeidienststelle für Kapitalverbrechen, Josef Kaffka, noch vor Ort. Davon, daß der Mann geschossen haben soll, war plötzlich nicht mehr die Rede. Später stellte sich heraus, daß die angebliche Pistole „keine echte Schußwaffe“, so die Polizei, war.Welcher der beiden Beamten den tödlichen Schuß abgab, wurde nicht bekanntgegeben. Der rote Opel Calibra mit dem Kennzeichen der westfälischen Stadt Borken hatte am hinteren Seitenfenster Einschußstellen.

Nach Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft sei der getötete junge Mann wegen Betrugs gesucht worden. Die Staatsanwaltschaft Hannover habe einen Haftbefehl gegen ihn erlassen. Ob der Schußwaffengebrauch wegen Notwehr oder vermeintlicher Notwehr gerechtfertigt war, sollten gestern die Vernehmungen der beiden Beamten, die geschossen haben, ergeben. Feststeht bisher nur, daß der Mann von zwei Schüssen getroffen wurde. Erst vor wenigen Wochen hatte das Würzburger Amtsgericht Polizeibeamten zu einer Geldstrafe von 9.000 Mark verurteilt, weil er ebenfalls einen vermeintlichen Autodieb erschossen hatte.