piwik no script img

■ The Mission

Gestern waren ja alle unterwegs zu den Sisters Of Mercy, alle Rocker, alle Ex-Gruften, und haben dort ihr Geld verballert. Da stehen die Chancen für The Mission, ein geneigtes Ohr und viele schwarzumränderte Augen zu gewinnen, eher schlecht. Wayne Hussey, die Oberluftblase von der Mission, war jahrelang der kleine Bruder von Oberschwester Andrew Eldritch, zog verärgert von dannen und produzierte des weiteren die ausgedünnte Version des schwesterlichen Düsterrocks inklusive dummer Angebereien: »Wir möchten beweisen, daß der Rock und Pop der späten 80er Jahre so etwas wie ein soziales Gewissen hat.« Dazu malt man sich dann die Fingernägel an und hängt sich Wabbeltücher um das schwarze Leder.

Sie waren zwar dünner, aber dadurch auch leichter verdaulich. Zudem bewiesen sie ein ausgesprochen glückliches Händchen bei der Auswahl ihrer Coverversionen. Neil Youngs »Like A Hurricane« wurde von einer Säufer- zur LSD-Hymne und gleichzeitig zeigten The Mission, daß an ihnen und einem Haufen kleiner pummeliger Gruften die allerwunderhübschesten Hippies verlorengegangen waren. Im selben Aufwasch wurde auch gleich »Dancing Barefoot« von Patti Smith erledigt.

Eigentlich sind sie nur arme Doofies, aber sie zeigten einem halt überdeutlich wie doof das Gruftsein an sich war, da wären solche peinlichen Mehl- und Nebelschmeißer wie Fields Of The Nephilim gar nicht mehr nötig gewesen. Daß einem die Musik trotzdem gefallen kann, ist wieder eine ganz andere Sache, und die Jugend hat ja auch verbürgt das Recht auf Dummheiten. (um 20 Uhr in der Neuen Welt) to (Voto: Roland Owsnitzki)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen