: SAMSTAG COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSVon Harald Keller
FORMEL EINS
Bye bye Böcking, heißt es heute, wenn Videoclipper Kai Böcking zum letzten Mal durch die Welt segelt und Tips für Hongkongreisende ausgibt. Der eingebundene Filmtip steht unter dem Motto „Kevin Costner versus Anthony Quinn“, was sich nicht auf Hollywoods Generationenkonflikte, sondern auf Revenge, den neuen gemeinsamen Film der beiden Schauspieler, bezieht.
(ARD, 14.45 Uhr)
DER SOHN
DES KAPITÄN BLOOD
Irgendwie hat es etwas Gesetzmäßiges, daß Sprößlinge berühmter Leinwandstars, die ebenfalls Filmschauspieler werden möchten, nach Italien (aus-)wandern, um in zweit- bis drittrangigen Schmonzetten mitzuwirken. Sean Flynn, der Sohn von Errol, machte da keine Ausnahme. 1961 war ihm nur mäßiger Erfolg beschieden, als er mit diesem Abenteuerfilm in die Fußstapfen seines heldenhaften Vaters zu treten suchte.
(15.25 Uhr, DFF-Länderkette)
TARZAN,
DER AFFENMENSCH
Der fünffache Goldmedaillengewinner Johnny Weissmüller war der erotischste Tarzan vor der Liberalisierung sexueller Darstellungen in den sechziger Jahren. Sein Lendenschurz saß knapper als die seiner Nachfolger, auch Jane (Maureen O'Sullivan) agierte sehr sexy, und die Dialoge des Films sind zwei- oder mehrdeutig. Selbst im 1959 hergestellten Remake dieses Films geben sich „Tarzan“ Denny Miller und „Jane“ Joanna Barness wesentlich prüder, weshalb der Erfolg ihres Films auch weit hinter dem des Originals zurückblieb.
(3sat, 17.20 Uhr)
ZWISCHEN ZWÖLF UND DREI
„Ich bin in so vielen Charles-Bronson-Filmen zu sehen, weil keine andere Schauspielerin mit ihm arbeiten will“, hat Jill Ireland mal augenzwinkernd behauptet. Tatsächlich war sie mit dem verwitterten Mimen verheiratet, und der, bekannt als Darsteller kaltschnäuziger und zu Selbstjustitz neigender Charaktere, bemühte sich unter Vernachlässigung seiner Karriere um sie, als sie schwer erkrankte. Vor einigen Monaten ist die britische Darstellerin gestorben. Diese Westernkomödie stammt aus glücklicheren Tagen des Ehepaars und ist eher untypisch für Bronson. Als verhinderter Bankräuber Graham Dorsey wird er für tot gehalten und postum durch ein Buch zum edlen Helden. Naturgemäß gibt es Probleme, als der Verstorbene nach einem Jahr wieder auftaucht...
(ARD, 23.30 Uhr)
MASSENMORD
IN SAN FRANCISCO
Vorlage für diesen Thriller ist Maj Sjowalls/Per Wahlöös Roman Endstation für neun, dessen Schauplatz nach San Francisco verlegt wurde. Die komplette Besatzung eines Busses, acht Fahrgäste und der Fahrer, sind von einem unbekannten Täter ermordet worden. Ein Spezialteam der Mordkommission durchleuchtet mit Akribie die Lebensverhältnisse der Opfer. Doch erst als sie feststellen, daß einer der Toten ein ehemaliger Kollege war, kommen sie der Lösung des rätselhaften Falles näher. In dem von Stuart Rosenberg spannend inszenierten Kriminalfilm überzeugten insbesondere Walter Matthau und Bruce Dern als nur widerwillig kooperierende Ermittlungsbeamte.
(SAT.1, 0.05 Uhr)
DER GROSSE ZUG
NACH SANTA FE
Der kleine Chester Graham, ein verzogener Sohn reicher Eltern, steigt während eines Zugaufenthaltes aus dem Waggon und verpaßt die Weiterfahrt. Eine Gruppe von Cowboys nimmt ihn auf; notgedrungen begleitet er den Viehtrieb der Männer. Ersatzvater des Bengels wird der Berufssympath und Saubermann Joel McCrea, Regie führte der aus Deutschland stammende Kurt Neumann, und das kleine Früchtchen spielt der junge Dean Stockwell, das ist genau der grell geschminkte Kauz, den wir mit wohligem Schauer in David Lynchs Blue Velvet den gleichnamigen Evergreen haben singen sehen.(ARD, 15.05 Uhr)
WON TON TON — DER HUND, DER HOLLYWOOD RETTETE
Diese Filmkomödie ist so albern wie der titelgebende Name des vierbeinigen Hauptdarstellers, mit dem die Autoren natürlich anspielen auf den legendären Filmhund Rin Tin Tin. Damit nicht genug der Verweise, ist die Liste der Kurzauftritte bekannter und teils legendärer Filmstars länger als der hier zur Verfügung stehende Platz, weshalb nur die beiden menschlichen Protagonisten Bruce Dern und Madeline Kahn noch erwähnt sein sollen. Kurz gesagt dreht sich die Geschichte um einen Schäferhund, der in den Goldenen Zwanzigern in Hollywood zum Filmstar wird, woraus Regisseur Michael Winner klamauktechnisch allerlei Nutzen zog.(Pro 7, 18.00 Uhr)
MONA LISA
Der ZDF-Vorabinformation entnehme ich, daß Mona Lisa „den Männern diesmal unter den Schlips“ schaut und Antwort auf folgende Fragen sucht: „Worüber unterhalten sich Männer, wenn sie unter sich sind? Wie offen sind Männerfreundschaften? Sind Männer stark, aggressiv, unabhängig, tapfer, emotionslos, und wollen sie wirlich 'immer nur das Eine‘ — oder doch nicht?“ Hört sich zwar alles an, als ob Mona Lisa zu viele Rasierwasserreklamespots gesehen hat (und was ist überhaupt mit uns unbeschlipsten Burschen?), aber vielleicht können wir Jungs doch noch etwas lernen über uns, und darum werden wir klammheimlich einmal 'reingucken ins Frauenjournal...
(ZDF, 18.10 Uhr)
DETEKTEI MIT HEXEREI
In der heutigen Episode dieser angenehm unernsten US-Serie geht es um eine Computer-Hackerin (beachtenswert: eine weibliche Datenbankpiratin!) [durch deine Betonung wird es erst so außergewöhnlich, was soll das und warum?, d. s-in], die einer Erpressung auf die Spur kommt. Regie führte diesmal Randa Haines, deren Kinofilm Gottes vergessene Kinder uns damals Zähren der Rührung in die Augen trieb.
(SAT.1, 19.05 Uhr)
EUROCOPS
Gelacht werden darf beim ZDF erst nach Mitternacht. Zum zweiten Mal schon haben die Mainzer eine ausländische Folge dieser europäischen Gemeinschaftsproduktion auf einen späten Sendeplatz gehievt, weil sie wegen zu vieler komischer Elemente zur üblichen Sendezeit am Freitagabend angeblich fehlplaziert sei. Diesmal traf es den Film Ein alter Haudegen der österreichischen Kollegen, deren bisherige Beiträge nicht unbedingt durch übertriebenen Humor aufgefallen sind. Regie führte Walter Bannert, der einst mit dem Anti-Jungnazi-Film Die Erben Renommee erwarb, das er indes mit dem siebten Teil von Eis am Stil wieder leichtfertig verspielte.
(ZDF, 0.00 Uhr)
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