8.000 Buna-Beschäftigte werden entlassen

■ Die stark umweltbelastende Karbidchemie soll auf Ethylen umgestellt werden/ Chemieunabhängige Arbeitsplätze fehlen

Schkopau (dpa) — Die Staubwolke in Buna stieg nicht wegen einer Havarie an einer der maroden Chemieanlagen der Buna AG gen Himmel. Sprengstoffexperten legten noch vor dem Jahreswechsel Lunte an die Karbidfabrik, einen der bislang größten Umweltverschmutzer im Raum Halle-Merseburg. Mit der Sprengung der ersten von insgesamt zwölf Karbidöfen begann der Abriß der veralteten Anlagen auf einem Gelände von rund 150.000 Quadratmetern. Hier rauchten in der Vergangenheit Tag und Nacht die Schlote und verpesteten die Luft.

Karbid galt in der DDR als Grundstoff Nummer Eins für die Chemie und andere Industriezweige. Das Sanierungskonzept sieht vor, bis 1993 die Karbidchemie auf die umweltfreundlichere Ethylenchemie auf Erdölbasis umzustellen. Dazu soll aus dem alten Bundesgebiet eine Pipeline gelegt werden. Buna will nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Saalbach dann „aus den roten Zahlen heraus sein“. Es sollen die Produkte vermarktet werden, die echte Chancen auf dem Markt hätten. Dazu zählt das Unternehmen die Produktion Kunststoffen, Synthesekautschuk und Spezialerzeugnissen.

Für 8.000 von bislang rund 15.000 ArbeitnehmerInnen bedeutet der Wandel des veralteten Chemiegiganten die Entlassung. Sie sollte laut Sanierungskonzept eigentlich erst in zwei Jahren kommen. Die Treuhand drängt jedoch auf einen schnelleren Personalabbau. So gingen viele ChemiearbeiterInnen mit gemischten Gefühlen in das neue Jahr. Obwohl das Konzept der Buna AG Umschulungsangebote enthält, wird es für viele ArbeitnehmerInnen schwierig werden, eine neue Arbeit zu finden. Die Mehrzahl der Beschäftigten in der Region arbeitete bislang bei Buna oder dem benachbarten Chemiewerk Leuna. Dort soll die Beschäftigtenzahl ebenfalls reduziert werden — von derzeit noch über 26.000 auf höchstens 17.000 MitarbeiterInnen bis zum Ende des Jahres 1991. Alternativen zur Chemie gibt es für die Entlassenen aber kaum.

Experten sagen voraus, daß die Chemie als bislang größter Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt die größte Entlassungswelle verursachen wird. Dringend nötige Investitionen laufen erst an. Bei der Treuhand wurde deshalb ein Bereich gegründet, der sich speziell mit den Problemen der chemischen Industrie im Osten Deutschlands befassen und konkrete Aussagen zur Zukunft dieses Bereiches treffen soll.