piwik no script img

Coiffeur und Giraffe

Die 23jährige Nancy Newcombe steht unter einem schweren Schock. Nervosität, Unruhe, Schlaflosigkeit — Nancy braucht dringend ärztliche und psychologische Betreuung. Und das alles, weil sie beim Friseur war. Einst hatte Nancy prächtiges Haar, das bis zu den Knöcheln reichte, jetzt ist es gerade mal noch schulterlang. Eine Krankenhauspsychologin bestätigte, die geschorene Studentin hätte die Nacht nach dem Verbrechen „schreiend und hysterisch“ zugebracht und mehr Medikamente als ein bulgarischer Gewichtheber benötigt. Nancy hat den kriminellen Friseur letzten Donnerstag auf 75.000 Dollar Schadenersatz verklagt. Tatort war am 21. Mai 1990 die Wohnung von Oscar Blandi. Der jobt normalerweise im feinen „Salon Pierre Michel“ im New Yorker Nobelhotel Plaza. Der gute Oscar hält Nancy für „total verrückt“. „Wie alt ist dieses Kind denn?“, fragte er. „Glauben sie vielleicht, daß man einer 23jährigen ohne ihr Einverständnis das Haar schneiden kann?“ Nancy habe ihn um einen kostenlosen Haarschnitt gebeten, behauptet der Coiffeur, und er habe eingewilligt, weil sie die Freundin seiner Frau sei. „Sie war hocherfreut, daß ich ihr die Haare schnitt, weil sie sich den Salon nicht leisten konnte.“ Erst als es zu spät war, habe Nancy entdeckt, daß sie kurzes Haar nicht mochte. Drei andere Frauen, die am selben Tag bei Oscar im Haus waren, bezeugten, daß Nancy ausdrücklich einen Kurzhaarschnitt verlangt habe. „Die ist doch total übergeschnappt“, befand der Friseur.

Für total bescheuert haben auch mehrere Tierschutzgruppen in Südafrika den Plan eines Vereins erklärt, ein Grillfest mit einer Giraffe am Spieß zu veranstalten. Wie letzten Donnerstag in Johannesburg bekannt wurde, hat der Club „Die Afrikaner“ angekündigt, am 4. Mai werde eine 1.300 Kilogramm schwere Giraffe auf einen sechs Meter langen Bratspieß gesteckt und über offenen Flammen gegrillt, was mindestens 20 Stunden dauern werde. Der Boß des Clubs, Charles Harper, berichtete stolz, es seien schon 300 Karten für das Gelage verkauft worden. Er verriet allerdings nicht, wie Giraffe eigentlich schmeckt. Verschiedene Organisationen, die sich den Schutz von Tieren auf die Fahnen geschrieben haben, verurteilten die Grillparty als „barbarisch“. Eine Sprecherin räumte allerdings ein, es sei nicht rechtswidrig, eine Giraffe zu töten und aufzuessen, da diese Tiere nicht auf der Liste der bedrohten Arten stünden. Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen