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Kein normaler Feldzug

■ Konferenz über den Vernichtungskrieg gegen die UdSSR morgen zu Ende

Berlin. Organisiert vom Berliner Verein für Deutsch-Sowjetische Kontakte, finanziert von der Deutschen Klassenlotterie und unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters begann gestern nachmittag die deutsch-sowjetische Historikerkonferenz im Haus der Kirche. Thema: Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion 1941-1945 — Ursachen — Folgen — Opfer. Die Konferenz ist öffentlich, war aber nur mäßig besucht. Zu Eröffnung erschienen weder der Regierende Bürgermeister Diepgen noch irgendein offizieller Vertreter des Berliner Senats. In ihren Eröffnungsreden wiesen die Organisatoren darauf hin, daß »es die Opfer dieses Kriegs bis heute weitaus schwerer haben als die Täter«. Professor Klaus Meyer sprach über die »deutsch-sowjetischen Beziehungen bis zum Januar 1941« und darüber, wie die deutschen Eliten sich schon vor dem Angriff am 22. Juni 1941 darauf einigten, keinen »europäischen Normalkrieg«, sondern einen Vernichtungskrieg gegen die gesamte sowjetische Bevölkerung zu führen. Es habe sich nicht, wie gerade in diesen Tagen fälschlicherweise geschrieben werde, um einen Krieg Hitlers oder der SS gehandelt, sondern um einen Krieg, an dem sich der weitaus größte Teil der Deutschen aus vollem Herzen beteiligt hätte.

Die Konferenz wird heute und morgen im Haus der Kirche in der Charlottenburger Goethestraße fortgesetzt: Heute vormittag sprechen deutsche und sowjetische Historiker unter Leitung von Hans Mommsen über die »Opfer des Deutschen Vernichtungskrieges«. Ab 14.30 Uhr werden dann die »Opfer des Sowjetischen Verteidigungskrieges« thematisiert — es geht dabei um die Deportationen der Balten, der Rußlanddeutschen und der Krimtartaren und darum, wie die nach Deutschland verschleppten sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter nach 1945 in ihrer Heimat behandelt wurden. Um 19 Uhr diskutieren deutsche und sowjetische Zeitzeugen im Haus der Sowjetischen Wissenschaft und Kultur (Friedrichstraße 176) die Frage »Unversöhnliche Erinnerungen?«. Am Sonntag vormittag geht die Konferenz im Haus der Kirche mit Vorträgen über die Folgen des Vernichtungskrieges zu Ende. B. Daschitschew, Deutschlandpolitischer Berater Gorbatschows, wird über die Zukunft der deutsch-sowjetischen Beziehungen sprechen. Götz Aly

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