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Anschlag auf Flüchtlingsheim im Allgäu

■ Kurden sprangen aus dem Fenster und verletzten sich schwer/ Skinheads: „Wir wollten Randale“

Immenstadt (taz) — In der Nacht zum Sonntag wurde auf ein Flüchtlingsheim in Immenstadt, das in einem alten Pfarrhof untergebracht ist, ein Brandanschlag verübt. Aus Panik sind zwei der Insassen, vermutlich türkische Kurden, aus dem Fenster im ersten Stock gesprungen. Ein Mann hat sich dabei so schwer verletzt, daß er am Sonntag nachmittag noch immer auf der Intensivstation des Immenstädter Krankenhauses behandelt werden mußte.

„Der Mann ist noch immer in einem kritischen Zustand. Es sind nicht nur die Knochenbrüche, er ist mehrfach verletzt“, sagte auf Anfrage der taz der behandelnde Arzt Dr.Peter Fuhren.

Die Polizei in Immenstadt und die Kriminalpolizei in Kempten hat den ganzen Sonntag über drei Jugendliche, die der Skinheadszene zugerechnet werden, verhört. „Die beiden 17jährigen und der 23jährige gaben an, daß sie in dem Asylbewerberheim Randale machen wollten“, sagte am Sonntag nachmittag ein Polizeisprecher. Ganz offensichtlich wurden dabei auch Knallkörper in die Zimmer geschleudert, die nach dem derzeitigen Ermittlungsstand auch als Brandursache gelten. Der Sachschaden beträgt mindestens 500.000 D-Mark.

Der Immenstädter Bürgermeister Gerd Bischoff (CSU), der erst in der Nacht zum Sonntag aus dem Urlaub zurückkam, eilte noch um drei Uhr früh an den Tatort. Bis zum Morgen war er dort, anschließend sagte er: „Mir geht es wie den Bürgern von Immenstadt, ich bin völlig schockiert. Ich werde sobald wie möglich die Verletzten im Krankenhaus besuchen.“ Die Skinheadszene sei bislang in der 15.000-EinwohnerInnen- Stadt noch nicht in Erscheinung getreten.

Der Kriminalpolizei in Kempten liegen jedoch andere Erkenntnisse vor. Mindesten einmal sei es in jüngster Zeit zu Nazi-Schmierereien gekommen berichtete Kriminalhauptkommissar Helmut Härtle. Michael Immler vom Arbeitskreis Asyl Immenstadt berichtet von einer „ungeheuren Angst bei den Asylbewerbern“. Vor allem bei den Familien mit Kindern gebe es eine regelrechte Panik. „Ein Kurde sagte mir, daß er lieber wieder ins Krisengebiet gehe und sich dort im Kampf töten lasse, als hier zu verbrennen“, berichtet Immler, der selbst vor kurzem Opfer eines Brandanschlages wurde. Nach einigen Leserbriefen in der Lokalzeitung seien Drohbriefe und -anrufe bei ihm eingegangen. Beim Brandanschlag auf seine Reifenfirma sei ein Sachschaden von einigen 100.000 D-Mark entstanden. Ob dies im Zusammenhang mit Rechtsextremisten gebracht werden könne, wisse er jedoch nicht, weil die polizeilichen Ermittlungen noch kein Ergebnis gebracht hätten.

Auch bei einem Brand eines Asylbewerberheimes in Kaufbeuren am Tag zuvor, war zunächst die Möglichkeit eines Brandanschlages nicht ausgeschlossen worden. Dieser Verdacht hat sich jedoch nach Angaben der Polizei nicht erhärtet. Auch in Kaufbeuren waren Menschen aus Panik aus dem Fenster gesprungen und dabei zum Teil erheblich verletzt worden. Klaus Wittmann

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