: Der Verdacht
■ War der Einsatz der „Roten Sterne“ für „Petermann“ ein Racheakt gegen die Partisanen?
Die Kölner Alternativfußballelf „Petermann Stadtgarten“ wurde schon oft ob ihrer glanzvollen fußballerischen Leistungen und einen dem FC Bayern München nicht unähnlichen Hang zum Größenwahn der Arroganz geziehen. Daß die Elf zum Einladungsturnier „Über K(r)ampf zum Spiel“ nur mit fünf Spielern in die alte Fußballhochburg Nürnberg angereist ist, hatte jedoch mit Überheblichkeit nichts zu tun. Verletzungspech und mehrere auf dem Weg zum Kölner Hauptbahnhof verschollene Spieler dezimierten die sagenumwobene Elf, die bei der Deutschen Meisterschaft in Freiburg den vierten Platz belegt hatte. „Petermann“ ließ sich davon nicht irritieren und holte ergänzt durch einheimisches Nürnberger Spielermaterial den begehrten Turniersieg. Die Creme des deutschen Alternativfußballs war am vergangenen Wochenende in Nürnberg am Kick-Start. Neben dem ehrfurchtgebietenden amtierenden deutschen Meister, „Partisan Eifelstraße“ aus Aachen, dem Vizemeister „Flamengo Rosenau“ aus Nürnberg, dem Vierten „Petermann Stadtgarten“ ging als krasser Außenseiter der „Rote Stern 1890“ aus Nürnberg ins Rennen. In Freiburg nur Sechzehnter, avancierten die „Roten Sterne“ zum heimlichen Sieger des Turniers.
Im Halbfinale setzten sie sich nach hartem Kampf gegen den haushohen Favoriten aus Aachen nach einem 2:2 nach Verlängerung im Elfmeterschießen durch. Zweimal gerieten die „Partisanen“ in
der regulären Spielzeit in Rückstand, erst fünf Minuten vor Abpfiff gelang ihnen das 2:2. Im zweiten Halbfinale verstärkten Kicker des „Roten Sterns“ die Kölner Rumpfmannschaft und erzielten für die „Stadtgartens Petermänner“ die beiden entscheidenden Treffer zum 2:1-Sieg gegen die Burschen von „Flamengo Rosenau“. Nur böse Zungen verkannten den selbstlosen Einsatz der „Roten Sterne“ an der Seite der „Petermänner“ als gemeinen Racheakt am Nürnberger Haupt-Konkurrenten „Flamengo Rosenau“.
Mit den Halbfinalergebnissen war die Überraschung perfekt. Meister und Vizemeister der Freiburger Deutschen Meisterschaft machten die Plätze drei und vier unter sich aus. Dabei behielten die „Partisanen“ aus Aachen mit 2:0 klar die Oberhand über die „Flamengos“ aus der Nürnberger Rosenau. Im Finale roch es lange Zeit nach einer weiteren Sensation. Doch die „Roten Sterne“ beherzigten die alte Fußballweisheit „Das Spiel dauert immer bis zum Abpfiff“ erneut nicht. In der vorletzten Minute nutzten die Petermänner eine Unaufmerksamkeit der Nürnberger Hintermannschaft eiskalt zum 1:1-Ausgleich. Mit Nervenstärke und Cleverness entschieden die Kölner das anschließende Elfmeterschießen für sich und bewiesen damit, daß man auch mit nur fünf Stammspielern und tatkräftiger Hilfe von „Roten Sternen“ in einem hochrangig besetzten Turnier bestehen kann. Bernd Siegler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen