Mit besseren Dateien zur Volkszählung 2000

■ Mehr Daten bei den Meldeämtern und Landeszentralregistern sollen die Zählung von Haus zu Haus überflüssig machen

Wiesbaden (ap/taz) — Zuerst die schlechte Nachricht: Zur Jahrtausendwende steht eine Volkszählung auf europäischer Ebene an. Die — nur geringfügig — bessere: Sie wird in Deutschland wohl nicht nach dem Muster von 1987 — Zwangsumfrage in jedem Haushalt — durchgeführt. Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Egon Hölder, hat die Einrichtung von Landesmeldebehörden vorgeschlagen. Die Einwohnermelderegister sollten so geführt werden, daß sie die Grundlage für die Datenerhebung bilden könnten.

Hölder eröffnete dies gestern zum Abschluß eines zweitägigen Fachkongresses „Volkszählung 2000 — oder was sonst?“ in Wiesbaden. Der Staat benötige für seine Arbeit Daten, sagte Deutschlands oberster Statistiker. Wenn man aber auf die Volkszählung in der bisherigen Art verzichten wolle, müsse man nach anderen Methoden suchen. Laut Hölder war die Ansicht der meisten Experten, daß im Jahr 2000 nicht wieder eine Volkszählung wie 1987 stattfinden solle.

Gegen diese Befragung aller Haushalte in der damaligen BRD hatte sich eine erfolgreiche Kampagne quer durch alle Bevölkerungsschichten gebildet. Durchführung und Auswertung der Zählung waren behindert, verzögert und verteuert worden. Das Datenmaterial gilt nicht als absolut zuverlässig. Viele zeigten sich über die vermuteten Eingriffe in ihre Privatsphäre entsetzt. So müsse man Volkszählungen nicht mehr durchführen, meinte Hölder. Stichproben reichten aber nicht aus, um das notwendige Datenmaterial zu erhalten. Also müßten die Einwohnermelderegister angereichert werden. Es sei notwendig, daß sie weder „Karteileichen noch Löcher“ enthielten. Neben den Melderegistern der Gemeinden sollten Landesmeldebehörden als Zentralregister eingerichtet werden.

Andere Länder verfügten bereits seit langem über derartige Register, sagte Hölder: „Wir wollen nicht den gläsernen Menschen, aber den Einblick in die Gesellschaft.“ Spätestens 1995 müßten die Landesregister brauchbar sein, um im Jahr 2000 auf die bisherige Form der Volkszählung verzichten zu können.

Der Präsident des Statistischen Bundesamtes sagte, er sei überzeugt, daß die Volkszählung 2000 auf europäischer Ebene angeordnet werde, wobei allerdings nicht alle Einzelheiten vorgegeben würden. Yves Franchet, Generaldirektor des Statistischen Amtes der EG (Eurostat), sagte auf der Tagung, für diese Erhebung sei eine gesetzliche Grundlage für die Gemeinschaft anzustreben. Den Mitgliedsstaaten solle ein „methodischer Spielraum“ gewährt werden. Sowohl eine Registerzählung als auch die traditionelle Volkszählung sollten möglich sein. Auswertungen von Registern, die den Erfordernissen des Datenschutzes genügen müßten, hätten gegenüber den herkömmlichen Formen der Zählung erhebliche Vorteile.