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KOMMENTAREDie logische Pleite

■ Gregor Gysi und seine PDS sind finanziell und politisch am Ende

Die PDS ist pleite, die Geier kreisen mit wäßrigem Schnabel. Gysi weiß sehr genau, daß der Konkurs nicht mehr abzuwenden ist, und er weiß auch, daß dies das Ende für seine Partei bedeutet. Die Aufteilung der Konkursmasse wird die letzte Schlagzeile in Sachen PDS liefern, bevor sich der historische Vorhang senkt und die „Nachfolgepartei der SED“ als Fußnote in den Geschichtsbüchern verschwindet.

Die Nachricht vom endgültigen Niedergang der Partei überrascht niemanden, die Trauer um den Abgang beschränkt sich auf die Mandatsträger und auf jenes Häuflein aufrechter Altkommunisten, für die es schwer war zu verstehen, daß es keine Zukunft für diejenigen geben konnte, die für immer und ewig mit der Schuld der letzten 40 Jahre identifiziert werden. Mit dieser Erblast im Kreuz und mit der real existierenden personellen, finanziellen und ideologischen Kontinuität zur SED konnte keine Partei überleben. So hatte der Verfall der PDS immer etwas Naturgesetzliches, ihr Verwesungsgeruch wehte schon auf den Gründungsversammlungen durch die Reihen der Mitglieder.

Die Identifikation mit der alten SED und der daraus resultierende Haß waren so stark, daß die Partei selbst den Wessi-Kolonialismus, die Miethaie, Massenarbeitslosigkeit und soziale Verelendung kaum für sich ausnutzen konnten. Die Depression nach dem Zusammenbruch der DDR-Strukturen verstärkte nur die Wut auf die alten und neuen Kader und fand in Randale, Suff und Ausländerhaß ihre Blitzableiter. Auch ohne Schuldenlast und ohne die Renten für 11.000 Parteisenioren hätte die Partei keine Zukunft gehabt.

Zurück bleibt ein politisch talentierter und sympathischer Parteivorsitzender, der hoffentlich schlau genug ist, sich den Knast wegen Konkursverschleppung zu ersparen. Zurück bleiben auch die Illusionisten aus der westdeutschen Linken, die von den Grünen kamen und ernsthaft geglaubt hatten, nach dem Niedergang des realen Sozialismus endlich eine sozialistische Partei aufbauen zu können. Man muß sie jetzt davor bewahren, eine Nachfolgepartei der Nachfolgepartei zu gründen.

Mit der PDS verschwindet ein weiteres Stück DDR. Mit ihrem Abgang verschwindet aber auch ein politischer Sündenbock von der Bildfläche. Wenn die PDS erst aufgelöst ist, und wenn die Schalcks und Honeckers endlich abgeurteilt oder verschwunden sind, dann wird der rückwärtsgewandte Blick auf die schuldigen anderen immer mehr ins Leere gehen, bis er irgendwann an den eigenen Fußspitzen hängenbleibt. Manfred Kriener

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