piwik no script img

Das Vollbad wird zu viert erst richtig schön — und lohnend

■ Berliner brauchen zum Autowaschen soviel Trinkwasser wie zum Kochen und Trinken/ Ein Drittel wird runtergespült, manchmal nur für eine Zigarette/ Spülmaschinen verbrauchen weniger Wasser als Tellerspülen mit der Hand/ Waschmaschinen okay, aber Vorsicht mit Topladern: Wasserverschwender

Berlin. »Berlin spart Wasser«, werben die Berliner Wasser-Betriebe überall, obwohl es in der oft verregneten Bundesrepublik keinen Wassermangel gibt. Das Problem ist die Abwasserklärung, insbesondere in Ballungsräumen.

Wasser zu sparen ist daher dringend notwendig, auch wenn die niedrigen Preise nicht gerade dazu animieren, zumal viele Mieter ihre Wasserkosten nicht selbst tragen. Im Haushalt ist es durchaus möglich, weniger Wasser zu verbrauchen: Gerade zwei Prozent werden zum Kochen und Trinken verbraucht; der Begriff »Trinkwasser« kennzeichnet nur die Qualität des Produkts aus der Leitung.

Rund ein Drittel verbrauchen die Berliner laut den Wasser-Betrieben zum Duschen und Baden. Der Spartip ist einfach: Duschen verbraucht drei Viertel weniger Wasser als ein Bad. Beim Brausen gibt es in vielen Badezimmern jeden Morgen einen harten Kampf, die richtige Temperatur zusammenzumischen; das Abstellen während des Einseifens ist daher völlig indiskutabel. Hier können Mischarmaturen mit nur einem Hebel Abhilfe schaffen: Die Drehbewegung regelt die Temperatur, das Auf und Ab läßt das Wasser laufen oder nicht, ohne daß die Wärme in Gefahr wäre. Kälteschocks oder Verbrühungen bleiben auch bei Thermostat- Mischarmaturen aus, bei denen die exakte Temperatur in Grad eingestellt wird.

Doch auch wenn das Wasser läuft, kann noch gespart werden: Die einfachste Möglichkeit ist der inzwischen beinahe selbstverständliche Perlator, der an den Hahn geschraubt wird. Er zerlegt das Wasser ist seine Tröpfchen, so daß der Strahl luftiger wird und wie mehr Wasser wirkt. Ähnliches gilt für Durchflußregler, die bei Duschen zwischen der Armatur und dem Schlauch eingeschraubt werden. Sie verengen den Leitungsquerschnitt und erhöhen dadurch den Wasserdruck. Das Gefühl der kräftigen Dusche stellt sich deshalb schon bei wesentlich weniger Wasser ein.

Die größte Wassermenge verbrauchen die Berliner aber nicht zu ihrer eigenen Reinigung: 160 Liter täglich, das sind 32 Prozent des Verbrauchs im Haushalt, spült durchschnittlich jeder im Klo hinunter. Der unsinnigste, aber gängige Verbrauch ist das Herunterspülen von Zigarettenkippen, aber auch von Kondomen und Binden. Neben der Wasserverschwendung erhöht das auch die Reinigungskosten, ein Mülleimer im Bad wäre also eine sinnvolle Investition.

Doch auch die kleinen und großen Geschäfte können mit weniger Wasser verschwinden: Moderne Druckspülkästen können nicht nur auf sechs bis neun Liter eingestellt werden, im Gegensatz zu den früher gängigen 15-Liter-Behältern verfügen sie oftmals auch über eine Spartaste, mit der gestoppt werden kann, wenn bereits genug Wasser durchgelaufen ist. Oftmals können ältere Kästen auch nachträglich mit Spartasten ausgerüstet werden.

Dreck fällt nach dem Essen auch in der Küche an. Auch dabei hat sich in den letzten Jahren viel getan. »Moderne Spülmaschinen verbrauchen deutlich weniger Wasser, als wenn mit der Hand abgewaschen wird«, erklärt Heike van Laak, Sprecherin der Stiftung Warentest. Auch bei der Aufrechnung von Wasser mit Energie kommen die Maschinen besser weg. 23 bis 26 Liter verbrauchen laut Stiftung Warentest moderne Geschirrspülmaschinen, beim Normalprogramm dazu unter 1,8 Kilowattstunden Strom.

Maschinen mit Sparprogrammen, 50 oder 55 statt 65 Grad, brauchen sogar noch deutlich weniger. »Lohnend auch für Singles«, ist daher das 'test‘-Urteil, gerade in bezug auf Wasser- und Energieverbrauch. »Allerdings sollte schon darauf geachtet werden, daß die Maschine auch wirklich voll ist«, ehe sie eingeschaltet wird, erinnert Heike van Laak.

Für »unverzichtbar« hält Haushaltsberaterin Britta Hoffmann die Benutzung von Waschmaschinen. Ob diese zu Hause oder im Waschsalon stehen, »das Waschen mit der Hand ist ja doch eine sehr harte Arbeit«, so die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale. Der minimale Verbrauchswert an Wasser sei bereits erreicht, die weitere — technisch machbare — Verringerung »geht auf Kosten des Waschergebnisses«.

Seit Jahren hat sich der Verbrauch bei 14 bis 20 Litern pro Kilo Trockenwäsche im Kochwaschgang eingependelt. Vorsicht ist nur bei den Topladern geboten, bei denen die Wäsche von oben in die Trommel gefüllt wird. Heike van Laak verweist auf den 'test‘-Bericht vom Herbst letzten Jahres, der die meisten Geräte als »Wasserverschwender« bezeichnet. Bis zu 30,3 Liter brauchen sie für die gleiche Menge Wäsche, beinahe doppelt soviel wie die Frontlader. Christian Arns

Waschmaschinen wurden zuletzt im 'test‘ 4/90 besprochen, Toplader im Heft 10/91. Um Wassersparen allgemein ging es im 'Sonderheft Umweltschutz‘ von September '91, Themen sind unter anderem Duscharmaturen und Durchflußbegrenzer. Geschirrspülmaschinen wurden für Heft 12/91 getestet, Spartasten für Toiletten zuletzt in der Ausgabe 8/87.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen