: „Geistiger Sauerstoffmangel“
■ Betr.: Leserbrief v. E. Behrends, 4.4.92 / taz v. 30.3.92
Wer mal so nebenbei der 90 %igen Mehrheit der Landesdelegiertenkonferenz der niedersächsischen Grünen (LDK 28./29.3., Hildesheim) bei der Frage der Giftmülbehandlung „geistigen Sauerstoffmangel“, übersetzt heißt das ja wohl Schwachsinn, bescheinigt (E.Behrends), muß sich schon fragen lassen, ob er noch politisch ernstgenommen werden will. Wegen der Arroganz (Behrends als Verkünder letzter Wahrheiten) will ich mich gar nicht erst aufregen. Die LDK war nach einer vierstündigen Mammutdiskussion einem siebenseitigen differenzierten Arbeitspapier von Landtagsfraktion und Landesvorstand über die „Grundzüge grüner Giftmüllpoltik“ gefolgt, das unter Punkt 4d auch unter engen Auflagen „die sortenfreie Pyrolyse“ akzeptiert. Zum Glück hatte die übergroße Mehrheit der DelegiertInnen genügend Sauerstoff getankt, um diesem Antrag zuzustimmen, denn sonst hätten vielleicht auch in Zukunft die Dioxin- und Giftschwaden minderwertiger Verbrennungsöfen ( MVA, Ziegeleien, etc.) und östliche Winde von der Deponie Schöneberg die Köpfe nicht nur grüner Delegierter benebelt. Auch Herr Behrends dürfte wohl mitbekommen haben, daß Niedersachsen bis zum heutigen Zeitpunkt den größten Teil seines Giftmülls schlicht und einfach exportiert oder in technisch schlecht ausgerüsteten Anlagen in Hamburg und NRW verbrennt (vgl. den exellenten Bericht in der taz 21.3.92). Aber es ist immer schwerer, die Wirklichkeit als Realität wahrzunehmen.
Friedhelm Horn, Rüspel
(grüner Delegierter für KV Rotenburg/W)
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