: Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU)
Gerangel um blaue Flagge. Am 10. Juli hatte das Umweltministerium in Schleswig-Holstein einen blauen Brief in der Post. Absender: die deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU). Inhalt: eine Abmahnung aufgrund der Behauptung, daß es der DGU bislang nicht gelungen sei, europaweit einheitliche Kriterien für die Vergabe der „Blauen Flagge“ zu entwickeln.
Seit ein Berliner Gericht Ende '91 die Werbung mit der Flagge aus wettbewerblichen Gründen untersagte, rät Schleswig-Holstein seinen Gemeinden offensiv zur Fahnenflucht. Nur noch 6 von einst 18 Badeorten des nördlichen Bundeslandes bewarben sich für '92 um das immer noch prestigeträchtige Stück Tuch, drei davon wurden aus formalen Gründen abgelehnt. Die prompte DGU-Meldung: „Mangelhafte Badewasseruntersuchungen in Schleswig- Holstein“ schlug hohe Wellen an der Ost- und Nordseeküst, zumal zur gleichen zeit in Trtavemünde aufgrund der Algenverschmutzung Badeverbot herrschte.Der Fremdenverkehrsverband und das Nordseeheilbad Büsum schickten der DGU eine Abmahnung.
Gerd Kramer, Sprecher des Fremdenverkehrsamtes Schleswig-Holstein: „Die Flagge hat keine Glaubwürdigkeit mehr, in Italien flattert sie über Stränden, die mit Badeverbot belegt waren.“ Deswegen schuf Schleswig-Holstein mit „Gesundes Baden im Meer“ sein landeseigenes Prädikat. Dabei dürfen sich die Gemeinden des Landes nicht gleichzeitig mit beiden Auszeichnungen schmücken.
Nicht nur die Schleswig-Holsteiner, auch der Fremdenverkehrsverband Niedersachsen und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) flaggten aus der DGU aus. Deswegen hat der 1983 von Hamburger Lehrern gegründete Verband seine Kriterien verschärft. Trotzdem bleiben Zweifel, etwa bei Wolfgang Götze, Sprecher des Umweltministeriums in Kiel. „Es wundert mich, daß Mecklenburg-Vorpommern trotz der bekannten Problematik der veralteten Kläranlagen in den neuen Bundesländern plötzlich mit 14 Flaggen überzogen wird.“
Die DGU gelobt derweil Besserung. Die Fahne werde künftig nirgendwo mehr für das bloße Unterbieten der Grenzwerte vergeben, zudem sei erstmals eine Analyse von Streptokokken (Eitererreger) erforderlich. Für Südeuropa könnte es deshalb aufgrund mangelnder Infrastruktur eine „Übergangslösung“ geben, räumte DGU-Vorsitzender Günther Eulenfeld ein, zumal die Türkei sich erstmals bewerben will. Das Dilemma, eine einheitliche Regelung zu finden, wird die Umwelterzieher also weiter verfolgen — und den Feriengast weiter verwirren.
Vielleicht kommt der Lichtblick ja aus Bonn. Im September soll im Bonner Umweltministerium eine Jury gebildet werden, der die Vergabe eines Umweltgütesiegels übertragen wird. Die DGU soll sich dann nur noch um die Verwaltung kümmern. Und um das, wozu sie eigentlich gegründet wurde: um die Förderung der Umwelterziehung in den Schulen. faf
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