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DOKUMENTATION„Die Knochen einfach liegengelassen“

■ Ein Augenzeugenbericht über Greueltaten der Truppe des USC-Generals Farah Aidid im Süden Somalias

Im April 1992 tobten heftige Kämpfe im Süden Somalias. Die „Somali National Front“ (SNF), die sich auf den Darod-Klan des gestürzten Diktators Siad Barre stützt, war bis auf 50 Kilometer vor Mogadischu vorgerückt. Dann wurde sie in einer Großoffensive der von General Farah Aidid kontrollierten Fraktion des „United Somali Congress“ (USC), die sich auf den Hawiye-Klan stützt, Hunderte von Kilometern bis an die Grenze zu Kenia zurückgeschlagen. Der neue Bericht von amnesty international zu Somalia dokumentiert folgende Zeugenaussage über den Einmarsch der Aidid-Truppen in die Grenzstadt Bulohawo:

Am 28. April ging ich alleine durch die Stadt, als zwanzig USC-Soldaten mich und einen anderen Mann aufgriffen und uns zu ihrem Kommandanten General Aidid brachten. Sie erschossen meinen Begleiter, Abdullahi Abby Farah, einen Schullehrer aus Mogadischu. Ich flehte die Soldaten an, mich nicht zu töten, und zeigte ihnen meinen Fuß — er war völlig verkrüppelt, da ihn während der Kämpfe in Kisimaju letztes Jahr eine Kugel getroffen hatte: Sie ließen mich gehen, und ich versteckte mich für drei Tage, und dann floh ich in Richtung kenianische Grenze.

Viele Leute waren aus Bulohawo geflohen, bevor Aidids Truppen ankamen. Die Zurückgebliebenen waren zumeist alte Männer, Frauen und Kinder — diejenigen, die nicht stark genug waren, um wegzurennen. Sie versammelten die Leute im Ortszentrum, nachdem sie durch alle Häuser gegangen waren, und trennten sie nach Klan, wobei sie die Darods aussonderten. Ihre eigenen Leute — Hawiyes — ließen sie in Ruhe. Darod- Männer und -Kinder töteten sie, Darod-Frauen vergewaltigten sie und töteten sie oft ebenfalls. Wer versuchte zu entkommen oder so aussah, wurde erschossen. Die Schwächeren wurden mit Bajonetten umgebracht. Die Leichen wurden mit Kerosin angezündet und die Knochen einfach liegengelassen. Sie stahlen allen Besitz und nahmen die Wellblechdächer von Häusern und Läden, um sie jenseits der Grenze zu verkaufen. Lehmhäuser wurden einfach abgebrannt.

Gruppentötungen

Die Tötungen gingen die ganze Zeit weiter, während Aidid die Stadt hielt— einen Monat und drei Tage. Die schlimmsten Tötungen geschahen in den ersten Tagen, als Leute in Gruppen von dreißig oder vierzig getötet wurden.

Ich sah Menschen mit herausgeschnittener Zunge und abgeschnittenen Armen oder Beinen, die man zum Sterben liegengelassen hatte. Frauen wurden von bis zu 20 oder 30 Männern vergewaltigt, dann wurde ihnen ein Bajonett in die Scheide gestoßen. Schwangeren Frauen wurde der Bauch aufgeschlitzt — selbst Frauen aus ihrem eigenen Hawiye- Klan, wenn sie von einem Darod- Mann geschwängert waren.

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