: Zornige Eltern für kleinere Klassen
■ „Links der Weser“ luden Eltern ihre Abgeordenten zum Runden Tisch
Ihren geballten Unmut wollten die Eltern der Schüler links der Weser am Dienstag über „ihre“ Bürgerschaftsabgeordnete entladen. 15 PolitikerInnen mit Wohnsitz links der Weser waren zu einem Runden Tisch geladen. Fünf erschienen, um sich die Klagen der Eltern über die Sparpolitik an Bremer Schulen anzuhören. „Wir haben bei uns viele Aussiedler, Ausländer und SchülerInnen aus sozial schwachen Elternhäusern“, sagt Elternsprecherin Helga Siefken. „Bei solchen sozialen Problemen darf man nicht die Klassenfrequenzen erhöhen.“
Eine Erhöhung der Regel- Schülerzahl in den Grundschulklassen von 25 auf 27 konnten die Eltern für dieses Jahr gerade noch abwenden. Dennoch werden in manchen der Grundschulen, die sich dem Runden Tisch „links der Weser“ angeschlossen haben, bereits 28 Kinder in einer Klasse unterrichtet. „Die Klassen werden aufgefüllt bis zur Höchstgrenze“, berichtet die Elternsprecherin. Und wenn, wie in der Schule an der Kornstraße das Maximum von 33 Schülern in einer Gymnasialklasse überschritten sei, würden die die überhängenden Schüler an andere Schulzentren verwiesen. Besonders schlimm findet Helga Siefken das für die Hauptschüler: „Gerade für die ist die Klasse doch eine Kleinstfamilie.“ In Zeiten sich ändernder Familienstrukturen dürfe man nicht an den Schulen sparen, meint die Elternsprecherin: „Das Geld, das man da einspart, muß man nachher wieder doppelt und dreifach in die Sozialhilfe stecken.“
Die Schulen in der Neustadt, in Obervieland und in Huchting leiden unter Raummangel. Einige Mobilbauklassen, die dem Mangel abhelfen sollten, mußten wegen mysteriöser Geruchsentwicklung bereits wieder geschlossen werden.
Die Abgeordneten Kuhn, Liebetrau, Jansen, Welke und Vorsatz nahmen die Klagen der Eltern zur Kenntnis. Manches habe selbst die PolitikerInnen überrascht, meint Helga Siefken: Daß Aussiedlerkinder, was Klassenfrequenzen und die Betreuung durch Lehrer angeht, genauso behandelt würden wie deutsche SchülerInnen.
„Jetzt sollen auch noch die Sonderausgaben wie die Hausaufgabenhilfe für ausländische Kinder gestrichen werden“, klagt die Elternsprecherin. „Die Eltern werden immer wütender. Aber wir werden es nicht mehr zulassen, daß die Bildungsbehörde eine Schule gegen die andere ausspielt.“ dir
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