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Fraueninitiative Quirl vor dem Ende

■ Bürokratische Entscheidungen bedrohen die Existenz des Beschäftigungsprojekts

Auch Quirl, die Beschäftigungsinitiative für Frauen, steht vor dem Aus. „Vielleicht müssen wir hier schon im Januar die Lichter ausknipsen“, droht Mitarbeiterin Katja Barloschky. Der Hintergrund: Die Bremer Bürgerschaft hat beschlossen, die sogenannten Landeskomplementärmittel, die die Beschäftigungsinitiative zusätzlich zu dem Geld aus Europäischen Sozialfonds erhält, erst dann auszuzuzahlen, wenn die Zusage aus Brüssel tatsächlich auf dem Tisch liegt. Bisher floß das Geld aus dem Arbeitsressort für die Quirl-Frauen schon dann, wenn die positive Entscheidung in Brüssel in einem Protokoll festgehalten war. Diese Entscheidung bedeutet einige Monate Verzögerung, bis das Geld da ist, erläutert Katja Barloschky. Ohne Überbrückungsgeld wird das Projekt die nächsten Monnate nicht überleben. Doch die beantragte Summe hat das Arbeitsressort bereits zur Hälfte abgelehnt.

Seit sechs Jahren beschäftigt Quirl arbeitslose Frauen, die nach dem Arbeitsförderungsgesetz keinn Anspruch auf Umschulung stellen können und somit auch keine andere Chance haben, in den Beruf zurückzukehren: Alleinerziehende Mütter und Frauen ohne Berufsausbildung. „Für diese Zielgruppe gibt es außer uns kein anderes Angebot“, sagt Katja Barloschky. „Das Sanierungsprogramm des Senats geht voll auf Kosten der Schwachen. Von Frauen redet ja schon keiner mehr.“

Quirl will nicht nur beschäftigen, die Frauen werden auch weitergebildet: In Ernährungslehre oder als Erzieherinnen. Ganz wichtig ist die Kinderbetreuung, die Quirl den Frauen anbietet. Die quirl-eigene Vollwertküche beliefert eine Schule und einen Kinderladen im Stadtteil, das Modeatelier hat sich nach und nach einen „richtigen Kundinnenstamm“ aufgebaut, berichtet Katja Barloschky. Nun, da sie feste Verträge hätten, könnten sie nicht plötzlich Küche und Atelier einstellen. Was die Quirl-Frauen besonders ärgert: Seit zwei Jahren arbeiten sie an einem Konzept für eine Vollwertküche in Tenever. Jetzt, da sie mit dem Beirat und dem Sozialressort alles geklärt haben, drohe das Projekt durch den Beschluß der Bürgerschaft zu scheitern. „Wir arbeiten für den Papierkorb“, klagt Katja Barloschky. Dabei zweifle niemand am Erfolg der Initiative. Auch Niedersachsen will ähnliche Projekte aufbauen. „Unser Programm entlastet die Kommune auch. Wenn wir nicht wären, müßten die Frauen von der Sozialhilfe leben.“ dir

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