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Rassistische Anschläge (Auslistung vom 21.8.1992 - 11.11.1992)

Freitag, 21.8.1992

–Auf das Asylbewerberheim in Spremberg bei Cottbus wird erneut mehrmals geschossen.

–In Rostocker Zeitungen erscheinen Ankündigungen, nach denen es am Wochenende zu Protesten vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber kommen soll.

Samstag, 22.8.

–In Rostock greifen 150 bis 200 Jugendliche die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber im Stadtteil Lichtenhagen mit Steinen, Molotowcocktails und Feuerwerkskörpern an. Die Polizei kann ein Eindringen in das Heim verhindern. Es kommt zu einer 13stündigen Straßenschlacht, bei der die Jugendlichen immer wieder von etwa 1.000 Anwohnern, die ausländerfeindliche Parolen rufen, angefeuert werden. Die Polizei vermutet eine überregionale Planung und Steuerung des Angriffs.

Sonntag, 23.8.

–In Köckte, Kreis Stendal, greifen etwa 30 Jugendliche ein Asylbewerberheim an.

–In Rostock-Lichtenhagen greifen etwa 200 Jugendliche erneut mit Steinen und Molotowcocktails die Zentrale Aufnahmestelle an und versuchen, sie zu stürmen.

Montag, 24.8.

–In Lichtenhagen werden am späten Nachmittag die dort untergebrachten Flüchtlinge evakuiert und unter starkem Polizeischutz in andere Heime verlegt. Am späten Abend stürmen faschistische Banden das Heim, nachdem sich die Polizei zurückgezogen hat, und setzen das Erdgeschoß in Brand. Die Feuerwehr wird am Löschen gehindert. In den oberen Geschossen befinden sich mehr als 100 Personen, überwiegend Vietnamesen, die sich über das Dach in Sicherheit bringen können.

–In Dresden rufen Jugendliche vor einem Wohnheim polnischer Gastarbeiter ausländerfeindliche Parolen.

–Nach einer Umfrage des Forsa-Instituts äußern 14 Prozent der Bundesbürger Verständnis für die Rassisten (19 Prozent in West-, 12 Prozent in Ostdeutschland).

–Der in Hamburg ansässige „Chaos Computer Club“ hat bei den Rechtsradikalen ein modernes Informationssystem mit Datenbanken und elektronischen Mailboxen ausgemacht, mit dessen Hilfe sie zu schnellen und überraschenden Aktionen fähig seien.

Dienstag, 25.8.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Dresden.

–Die Polizei verhindert in Schwanewede bei Osterholz einen Brandanschlag auf einen Wohncontainer für Flüchtlinge.

–In Lichtenhagen kommt es nach Polizeiangaben zu den bisher schwersten gewalttätigen Auseinandersetzungen vor dem Asylbewerberheim.

–Brandanschlag in Geldern/Niedersachsen auf ein Asylbewerberheim.

–Bei der Oranienburger Feuerwehr geht eine Meldung ein, in allen Asylbewerberheimen des Landkreises seien Brandbomben versteckt. Nach einer sofort eingeleiteten Untersuchung der Gebäude kann die Feuerwehr Entwarnung geben.

Mittwoch, 26.8.

–Weitere gewalttätige Auseinandersetzungen in Rostock-Lichtenhagen.

–Aus Angst vor Überfällen fliehen etwa 40 Ausländer aus einer Gemeinschaftsunterkunft bei Rostock, mehrere Kilometer von Lichtenhagen entfernt. Die Zurückgebliebenen werden angewiesen, die Unterkünfte ab 21 Uhr nicht zu verlassen und sie zu verdunkeln.

–In Eberswalde kommt es zu einer rechtsradikalen ausländerfeindlichen Demonstration, die von der Polizei auseinandergetrieben wird.

Donnerstag, 27.8.

–Weitere gewalttätige Auseinandersetzungen in Rostock-Lichtenhagen.

–Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Dresden.

–Versuch eines Angriffs von 40 Rechtsradikalen auf ein Asylbewerberheim in Stendal/Sachsen-Anhalt.

–In Jena wirbt eine Diskothek mit rassistischen Parolen. Der Magistrat der Stadt verfügt sofort die Schließung und die Entziehung der Lizenz. Wegen formaljuristischer Fehler muß die Verfügung wieder aufgehoben werden.

–Nach Erkenntnissen des BKA waren die Krawalle in Rostock organisiert und gesteuert.

–Die Polizei teilt mit, daß im Zusammenhang mit den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock rund 260 Personen festgenommen worden sind. Gegen 32 wurde Haftbefehl erlassen. Weitere 300 Ermittlungsverfahren sind anhängig.

–In Schwanefeld (Sachsen-Anhalt) überfallen Rechtsradikale mit Steinen und Leuchtraketen ein Asylbewerberheim. Sie brüllen „Sieg Heil!“.

Freitag, 28.8.

–In Hinrichshagen bei Rostock wird ein Asylbewerberheim angegriffen.

–In Greifswald wird vor einem Asylbewerberheim ein Auto angezündet.

–Ebenfalls in Greifswald verhindert die Polizei den Überfall von etwa 30 rechtsextremen Jugendlichen mit Steinen und Brandflaschen auf das Asylbewerberheim Ladebow. Vier der Neonazis werden festgenommen.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Wolfsburg.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Oschersleben/Sachsen-Anhalt.

–In Lübbenau werden Asylbewerberheime mit Flaschen und Steinen angegriffen.

–Vor dem leeren und teilweise ausgebrannten Asylbewerberheim in Lichtenhagen versammeln sich erneut etwa 60 Jugendliche. Größere Auseinandersetzungen mit der Polizei bleiben aus; es kommt zu vereinzelten Steinwürfen.

–Am späten Abend ziehen etwa 50 Jugendliche mit Baseballschlägern und Brandflaschen erneut zur Asylbewerberunterkunft von Stendal (Sachsen- Anhalt). 17 „Störer“ werden festgenommen.

Samstag, 29.8.

–In Cottbus greifen etwa 200 Rechtsradikale ein Asylbewerberheim an. Auf dem Weg dorthin zerschlagen sie Scheiben und setzen drei Autos in Brand.

–In der Nacht zum Samstag verhindern Polizeikräfte in Sömmerda und in Eisenach (beides Thüringen) den Angriff von mit Zaunlatten und Molotowcocktails bewaffneten Neonazis auf Asylbewerberheime. Einige der Brandsätze explodieren.

–Skinheads überfallen einen Wohncontainer polnischer Arbeiter in Wunsiedel/Bayern. Einer der Arbeiter wird schwer verletzt.

–In Oschersleben/Sachsen-Anhalt randalieren mehr als 100 Personen vor einem Asylaufnahmeheim.

–In Stendal wird das Asylbewerberheim erneut mit Brandsätzen angegriffen.

–In Greifswald wird ein Angriff von etwa 25 Jugendlichen mit Steinen und Brandflaschen auf ein Asylbewerberheim von der Polizei verhindert.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Bad Lauterberg/Niedersachsen.

–In Spremberg greifen etwa 20 Jugendliche ein Asylbewerberheim an und versuchen, es zu stürmen.

Sonntag, 30.8.

–In Spremberg schlagen 20 Jugendliche die Scheiben eines China-Restaurants ein.

–In Pöttmes bei Augsburg wird aus einem fahrenden Auto auf ein Asylbewerberheim geschossen.

–Etwa 60 Personen greifen in Schwerin ein Asylbewerberheim mit Steinen an. Die Polizei schlägt den Angriff zurück.

–In Henningen/Sachsen-Anhalt überfallen zwölf Skinheads ein Asylbewerberheim und werfen Steine.

–In Potsdam-Babelsberg greifen Jugendliche einen Asylbewerber aus Ghana an, beschimpfen, schlagen und berauben ihn.

–In Dessau/Sachsen-Anhalt nimmt die Polizei Jugendliche fest, die ausländerfeindliche Parolen rufen und zu einem Flüchtlingsheim ziehen wollen.

–In Wismar greifen mehrere Jugendliche zwei Asylbewerber an und verletzen sie.

–Etwa 80 Jugendliche zünden in Eisenhüttenstadt ein Gebäude der zentralen Asylbewerberstelle an.

–Brandanschlag in Hanau auf ein Asylbewerberheim.

–In Henningen/Kreis Salzwedel greift eine Gruppe ein Asylbewerberheim mit Steinen an und ruft rechtsradikale Parolen.

–In Cottbus wird das Asylbewerberheim erneut angegriffen.

–Brandanschlag auf ein Zeltlager für Asylbewerber in Holzhausen bei Leipzig, das völlig abbrennt. Verletzt wird dabei niemand.

–Brandanschlag auf eine Unterkunft von Sinti und Roma in Markkleeberg bei Leipzig.

–In Zielitz/Sachsen-Anhalt wird eine Unterkunft für Asylbewerber mit Steinen und Molotowcocktails angegriffen.

–In Dresden wird eine Wohnbaracke polnischer Gastarbeiter in Brand gesetzt.

–In Groß-Bieberau/Kreis Darmstadt- Dieburg werden etwa 15 Schüsse auf ein Asylbewerberheim abgegeben.

–In Saarlouis wird ein Asylbewerberheim mit Brandsätzen angegriffen.

–Mitglieder der rechtsradikalen Szene bezeichnen die tagelangen Krawalle nur als Auftakt einer ganzen Serie ähnlicher Gewaltaktionen in Ostdeutschland.

Montag, 31.8.

–Das Landratsamt in Kelheim/Bayern genehmigt einen Aufmarsch der Partei „Nationale Front“ für Samstag den 12.9.; die Veranstaltung steht unter dem Motto: „Asylanten raus.“

–In Cottbus wird das Asylbewerberheim erneut von etwa 150 Rechtsradikalen mit Steinen und Brandflaschen angegriffen.

–In Eisenhüttenstadt versammeln sich etwa 60 Personen vor einem Asylbewerberheim. Die Polizei kann Ausschreitungen verhindern.

–Der brandenburgische Verfassungsschutz hat seinen Verdacht präzisiert, daß die rechtsradikale „Deutsche Alternative“ die Krawalle der vergangenen vier Nächte in Cottbus gesteuert hat.

–In Hamburg verurteilt eine Jugendkammer drei Skinheads, die einen 26jährigen Türken schwer mißhandelt hatten, zu drei sowie zwei Jahren auf Bewährung.

–Der Berliner Innensenator und der Polizeivizepräsident versichern, daß rechtsradikale Ausschreitungen wie in Rostock in Berlin nicht möglich seien. Die Polizei verfüge über spezielle Einsatzpläne sowie über ein „informelles Sicherheitssystem“, das Überraschungsangriffe erschwere.

Dienstag, 1.9.

–In Spremberg bei Cottbus werfen drei Rechtsradikale eine Rauchbombe aus einem fahrenden Auto gegen ein Asylbewerberheim. Sie werden festgenommen.

–In Vetschau bei Cottbus bewerfen zehn Rechtsradikale ein Asylbewerberheim und zerschlagen Fensterscheiben.

–Die Polzei verhindert den Angriff von 20 „gewaltbereiten Jugendlichen“ auf ein Asylbewerberheim in Greifswald- Ladebow.

–In Lindenthal/Sachsen werfen Rechtsradikale Steine gegen die Eingangstür und durch ein Fenster eines Asylbewerberheims. Das Auto eines rumänischen Asylbewerbers wird in Brand gesetzt.

–In Lüdz/Mecklenburg-Vorpommern wird ein Asylbewerberheim mit Steinen und Brandflaschen angegriffen.

–Japanische Geschäftsleute befürchten, in Ostdeutschland mit Asylbewerbern verwechselt zu werden. Mitarbeiter von Berliner Vertretungen werden belehrt, wie sie sich kleiden und wo sie sich aufhalten sollen.

Mittwoch, 2.9.

–Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Spremberg.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Markersdorf/Kreis Gera.

–In Neuholland/Kreis Oranienburg durchsucht die Polizei in einem Großeinsatz ein Asylbewerberheim und stellt mehrere Waffen und waffenähnliche Gegenstände sicher. Auslöser für diesen Einsatz war eine anonyme Drohung, daß das Heim angezündet werde.

–In Frankfurt/Oder werden drei Polen in ihren Autos mit Steinen angegriffen. Einer von ihnen wird dabei verletzt.

–In Flöha/Sachsen werden ein Ausländerheim und eine Diskothek von 200 Jugendlichen mit Steinen und Molotowcocktails angegriffen.

–In Cottbus versammeln sich etwa 100 „gewaltbereite Jugendliche“ vor einem Asylbewerberheim. Starke Polizeikräfte verhindern Krawalle.

–Ein Jugendschöffengericht in Ratingen verurteilt vier Jugendliche, die einen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Ratingen verübt hatten, zu Jugendstrafen zwischen acht und sechzehn Monaten auf Bewährung.

Donnerstag, 3.9.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Ketzin/Brandenburg. Das Gebäude brennt völlig aus; zwei Tatverdächtige werden festgenommen.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Oschersleben/Sachsen-Anhalt.

–Brandanschlag auf eine Aussiedlerunterkunft in Bonn.

–Brandanschlag auf eine Aussiedlerunterkunft in Düsseldorf.

–Brandanschlag in Hohenschönhausen/Berlin auf ein Vietnamesen-Wohnheim. Zwei Tatverdächtige werden festgenommen.

–In Nörten-Hardenberg bei Göttingen werden mit Flaschen die Fenster der Wohnung einer Türkin eingeworfen.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Bad Krozingen/Südbaden.

–In Berndshof/Mecklenburg-Vorpommern werden die Fensterscheiben eines Asylbewerberheimes eingeworfen.

–In Erfurt wird ein von Vietnamesen bewohntes Wohnheim mit Steinen und Leuchtgeschossen angegriffen.

–In Blankenburg/Harz werden vor einem Asylbewerberheim Autos angezündet und demoliert.

–In Northeim/Niedersachsen werden zwei Unterkünfte von Asylbewerbern und die Wohnung einer türkischen Familie angegriffen.

Freitag, 4.9.

–Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Biesenthal bei Berlin.

–Brandanschlag in Leverkusen auf eine Container-Siedlung, in der Aussiedler aus Polen und der GUS untergebracht sind.

–Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Lübben bei Cottbus.

–Etwa 40 bis 60 Jugendliche versuchen, das Zentrale Aufnahmelager für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt zu stürmen. Es kommt zu einer mehrstündigen Straßenschlacht mit der Polizei.

–Die Landesregierung von Sachsen- Anhalt erwartet eine neue Welle von Anschlägen auf Asylbewerberheime. Nach Angaben des Innenministeriums gibt es Hinweise auf geplante Anschläge in Marienborn, in Halberstadt und in Oschersleben.

–Nach Angaben des leitenden Oberstaatsanwalts Neumann wurden während der Ausschreitungen in Rostock insgesamt 209 Personen festgenommen, es ergingen 32 Haftbefehle.

Samstag, 5.9.

–In Lübbenau/Brandenburg greifen etwa 100 rechtsradikale Jugendliche ein Asylbewerberheim mit Steinen und Brandflaschen an.

–Bei Übergriffen von Skinheads werden in Hamminkeln/Niederrhein zwei Flüchtlinge verletzt, einer davon schwer.

–In Gandow-Lenzen/Brandenburg, Kremmen/Brandenburg, Hettstedt/ Sachsen-Anhalt und in Wernigerode/ Sachsen-Anhalt werden Steine gegen Asylbewerberunterkünfte geworfen.

–In Prenzlau verhindern 50 Personen die Unterbringung von Asylbewerbern in einer Schule. Ein Bus, in dem die Asylbewerber transportiert werden, wird dabei mit Steinen beworfen.

–Brandanschlag auf die Zentrale Ausländerbehörde in Chemnitz.

–Ausländerfeindliche Anschläge und Aktionen in Mansfeld/Sachsen-Anhalt, in Wansleben/Sachsen-Anhalt, in Singen/Baden-Württemberg und in Bevern/Niedersachsen.

–In Ringenberg bei Wesel werden bei einem Überfall von etwa zwei Dutzend Skinheads auf eine Asylbewerberunterkunft zwei Ausländer verletzt.

–Brandanschlag auf eine mit Vietnamesen belegte Unterkunft in Koblenz/ Sachsen. In der Panik unter den Bewohnern wird eine Frau verletzt.

–In Werdau/Kreis Zwickau verhindert die Polizei einen Überfall von etwa 60 Jugendlichen auf ein Ausländerwohnheim.

–In Gelnhausen/Hessen verhindert die Polizei einen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft.

–Brandanschlag auf einen Kindergarten in Greifswald, der als Asylbewerberheim vorgesehen war.

–Brandanschläge auf Asylbewerberheime in Ecklingrode/Kreis Worbis und in Bad Langensalza.

–In der Nacht zum Samstag greifen unbekannte Täter das Asylbewerberheim in Ebsdorfergrund-Hachborn/Landkreis Marburg-Biedenkopf an.

Sonntag, 6.9.

–Versuchter Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Bretten bei Karlsruhe.

–Bei Kontrollen im Umfeld von fünf Ausländerwohnheimen in Berlin stellte die Polizei Brandflaschen, Messer, Schreckschußpistolen und Schlagstöcke sicher.

–Versuchter Brandanschlag auf ein Ausländerwohnheim in Essen durch einen in Deutschland geborenen Türken und einen Deutschen. Beide werden festgenommen.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Engelsberg/Kreis Traunstein. Drei Heimbewohner werden verletzt.

–In Eisenhüttenstadt wird die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber durch 150 Rechtsradikale mit Steinen und Molotowcocktails angegriffen.

–In Alfter bei Bonn wird ein Schuß in den Wohnraum eines Asylbewerberheimes abgegeben.

–In Guben, Lychen, Ueckermünde und in Prenzlau werden Asylbewerberheime mit Steinen angegriffen.

–In Trassenheide bei Wolgast versammeln sich etwa 40 „gewaltbereite Jugendliche“; 15 Personen werden festgenommen.

–In Pritzier/Kreis Hagenow schießen etwa 30 mit Knüppeln bewaffnete Jugendliche vor einem Flüchtlingsheim Feuerwerkskörper ab, werfen Molotowcocktails und rufen ausländerfeindliche Parolen. Die Bewohner des Heims waren vorsorglich evakuiert worden.

–Brandanschlag auf eine Unterkunft polnischer Arbeiter in Brahlstorf bei Schwerin.

–In Neustadt/Sachsen randalieren 40 Jugendliche gegen dort lebende Vietnamesen.

Montag, 7.9.

–Brandanschläge auf zwei Wohnungen von Vietnamesen in Halle. Zwei Vietnamesinnen und sieben Kinder werden mit Rauchvergiftungen in ein Krankenhaus eingeliefert.

–In Fritschdorf/Kreis Neubrandenburg werfen Jugendliche Steine gegen eine Asylbewerberunterkunft.

–Versuchter Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Boizenburg- Bahlen/Mecklenburg.

Dienstag, 8.9.

–Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Rösrath bei Köln.

–Brandanschlag auf ein Containerdorf für Asylbewerber in Hamburg.

–Versuchter Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Anklam/ Vorpommern.

–Im Bezirk Pankow in Ostberlin setzen Unbekannte Autos von Asylbewerbern in Brand.

–In Mülheim/Ruhr wird eine Übungshandgranate in ein Asylbewerberheim geworfen.

–In Quedlinburg/Sachsen-Anhalt greifen etwa 50 Rechtsradikale eine Asylbewerberunterkunft mit Steinen und Molotowcocktails an.

–In Schulzendorf/Kreis Königs Wusterhausen werden Autos von Asylbewerbern angezündet.

–In Waren/Neubrandenburg wird ein Asylbewerberheim angegriffen.

–In Düsseldorf nimmt die Polizei sechs Skinheads fest, nachdem zuvor eine im Bau befindliche Unterkunft für Asylbewerber attackiert worden war.

–Im Kreis Sebnitz in Sachsen wird das Auto eines Asylbewerbers angezündet.

–Die Staatsanwaltschaft in Schwerin hat gegen den Kreisvorsitzenden der NPD in Hagenow Haftbefehl erlassen. Er soll 40 Jugendliche aufgehetzt haben, das Asylbewerberheim in Boizenburg/Mecklenburg-Vorpommern anzugreifen.

Donnerstag, 10.9.

–In Quedlinburg/Sachsen-Anhalt greifen 100 Jugendliche mit Steinen und Brandsätzen ein Asylbewerberheim an. 200 Anwohnerinnen und Anwohner sehen zu und klatschen Beifall. Es ist die dritte ausländerfeindliche Nacht in Folge. Am frühen Morgen werden Schüsse auf die Unterkunft abgegeben.

–Das Amtsgericht Rostock verurteilt einen 18jährigen Rostocker, der an den Krawallen Ende August beteiligt war, zu neun Monaten Jugendstrafe ohne Bewährung, ein zweiter Jugendlicher erhält ein Jahr Haft auf Bewährung, vier weitere Jugendliche werden zu Jugendarrest verurteilt, der durch die Untersuchungshaft abgegolten ist. Weitere 23 Personen befinden sich in Untersuchungshaft. Gegen elf Beschuldigte wird die Aburteilung in beschleunigten Verfahren beantragt.

–In Güstrow-Bochorst/Mecklenburg- Vorpommern bewerfen Unbekannte mit Steinen und anderen Wurfgeschossen ein Asylbewerberheim.

–Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Greifswald.

Freitag, 11.9.

–Die Cottbusser Staatsanwaltschaft teilt mit, daß das Jugendschöffengericht Forst acht Jugendliche, die im August '91 an einem Überfall auf ein Wohnlager rumänischer Asylbewerber beteiligt waren, zu Jugendstrafen auf Bewährung verurteilt hat.

–Das Bezirksgericht Frankfurt/Oder verurteilt vier Jugendliche zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und vier Jahren wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge. Ein fünfter Angeklagter, dem eine direkte Beteiligung nicht nachgewiesen weden konnte, erhält eine zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung. Im November 1990 war der Angolaner Antonio Amadeu in Eberswalde von den Angeklagten zu Tode geprügelt worden.

—Das Asylbewerberheim in Quedlinburg/Sachsen-Anhalt wird erneut von Rechtsradikalen angegriffen.

Samstag, 12.9. 1992

–In Güstrow/Mecklenburg wird das Asylbewerberheim erneut angegriffen. Jugendliche bewerfen das Gebäude mit Steinen.

–Im Hamburger Villenvorort Ohlstedt verhindern die Eltern von Grundschülern die Aufstellung von Wohncontainern neben einem Schulhof.

–In Quedlinburg/Sachsen-Anhalt wird zum fünften Mal ein Wohnheim für Asylbewerber angegriffen. Drei Teilnehmer einer Mahnwache werden verletzt. Die Polizei nimmt 41 Personen fest.

–In Stahnsdorf bei Potsdam kommt es zu Ausschreitungen zwischen der Polizei und 30 Rechtsradikalen, die sich vor einem Asylbewerberheim versammelten.

–In Jüterbog und Potsdam kommt es zu Ausschreitungen vor mehreren Asylbewerberheimen. Neun Personen werden festgenommen.

–In Dippoldiswalde bei Dresden attackieren 20 bis 40 Personen die Asylbewerberunterkunft. Nachdem sie die Unterkunft mit Steinen beworfen hatten, stürmten sie das Gebäude. Die Flüchtlinge hatten sich rechtzeitig in den nahen Wald gerettet. Es werden zwölf Personen festgenommen.

–In Hembsbach bei Heidelberg werden zwei Kinder bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft verletzt. Die Täter hatten einen Molotowcocktail durch das Fenster des Zimmers geschleudert, in dem die Kinder schliefen.

–In Zettau werfen Rechtsradikale einen Kanister mit 2,5 Litern Benzin auf die Treppe eines Flüchtlingsheims. Das Feuer kann gelöscht werden.

Sonntag, 13.9.

–Eine Asylbewerberunterkunft in Uhrin-Göhlsdorf/Brandenburg wird beschossen. Nach Steinwürfen auf eine andere Unterkunft nimmt die Polizei zwei Tatverdächtige fest.

–Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft im Landkreis Eisenach/ Thüringen.

–In Mühlhausen/Thüringen wird ein polnischer Asylbewerber in seinem Zimmer überfallen und ausgeraubt.

–In Perleberg, Guben und Prenzlau kommt es zu Ausschreitungen vor Ausländerheimen.

–Im Kreis Perleberg greifen Jugendliche mit Steinen und Feuerwerkskörpern die dortigen Asylbewerberunterkünfte an.

–In Martensdorf bei Stralsund werfen Rechtsradikale mehrere Fensterscheiben eines Asylbewerberheims ein.

–Die Asylbewerberunterkünfte in Luchen, Boizenburg, Göhlsdorf, Hohenseefeld, Lauchhammer und Frankfurt/ Oder werden angegriffen und mit Steinen beworfen.

Montag, 14.9.

–Eine Rohrbombe in einem Asylbewerberheim in Saarlouis wird nach einer anonymen Warnung kurz vor der Explosion entschärft. Die Bombe, die nach Ermittlungen des Bundeskriminalamtes mit knapp einem Kilo gewerblichem Sprengstoff gefüllt war, hätte bei ihrer Explosion die gesamte Unterkunft in die Luft gesprengt.

–Die in Quedlinburg untergebrachten Asylbewerber werden nach mehreren Nächten ausländerfeindlicher Krawalle auf Veranlassung des Innenministers von Sachsen-Anhalt an einen unbekannten Ort umquartiert.

–In Waldgassen/Saarland wird ein Brandanschlag auf eine von Aussiedlern aus Rußland bewohnte Mühle verübt.

–In Hannover-Misburg wird die Asylbewerberunterkunft von jugendlichen Rechtsradikalen angegriffen. Sie grölen ausländerfeindliche Parolen und werfen mit Flaschen und Steinen Fensterscheiben ein.

In Neustadt-Eilwese bei Hannover brennt ein Hotel aus, in dem der Eigentümer Asylbewerber unterbringen wollte.

–In Emden, Garbsen, Osnabrück und Neu Wulmstorf werden Anschläge auf Flüchtlingsheime verübt.

Dienstag, 15.9.

–Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Dresden.

–Brandanschlag auf ein von 300 Asylbewerbern bewohntes Heim in Wismar durch eine Gruppe von 30 mit Eisenstangen bewaffneten Jugendlichen.

–Wegen Beteiligung an den ausländerfeindlichen Krawallen in Rostock wird ein 34jähriger zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt.

–In Wismar greifen ca. 30 Jugendliche ein Asylbewerberheim mit Steinen, Eisenstangen und Brandsätzen an. Sie können nur durch massiven Polizeieinsatz an der Erstürmung des Gebäudes gehindert werden. Es werden elf Personen festgenommen.

–In Mückeln/Sachsen-Anhalt dringen zwei Männer in die Wohnung einer jugoslawischen Familie ein und mißhandeln die Kinder unter „Ausländer raus“-Rufen mit Fußtritten.

–Drei Wochen nach den Krawallen von Rostock-Lichtenhagen ist ein Steinewerfer zu acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht Rostock sah Landfriedensbruch in einem besonders schweren Fall und versuchte Körperverletzung als erwiesen an.

–In Dresden wirft eine Gruppe von Jugendlichen Brandsätze gegen ein Asylbewerberheim. Vier Tatverdächtige werden festgenommen.

Mittwoch, 16.9.

–Die Londoner Musikgruppe „Raw Material“ sagt ihre Deutschland-Tournee wegen der rassistischen Gewalttaten gegen Ausländer ab.

–Bombenanschlag auf ein Asylbewerberheim in Bad Waldsee bei Ravensburg.

–In Gerstungen/Thüringen schießt ein Unbekannter auf das Asylbewerberheim.

–In Wismar wird das Asylbewerberheim erneut angegriffen. Die ca. 40 Rechtsradikalen rufen rassistische Parolen, werfen Steine und zertrümmern Gehwegplatten.

Donnerstag, 17.9.

–Laut Angaben des Bundeskriminalamtes wurden 1992 bereits 2.220 Straftaten gegen Ausländer begangen. 1991 waren es insgesamt 2.450. Die Gewalt gegen Ausländer habe sich „qualitativ verschärft“, deutlich sei eine Tendenz zur Brutalisierung und eine Steigerung der Gefährlichkeit der Angriffe.

–Bei Angriffen auf das Asylbewerberheim in Wismar/Mecklenburg werden acht Jugendliche vorübergehend festgenommen. Es ist der dritte Angriff auf die Unterkunft in unmittelbarer Folge.

–In Gerstungen bei Eisenach gibt ein Unbekannter zwei Schüsse auf dem Hof des Asylbewerberheims, offenbar in die Luft, ab.

Samstag, 19.9.

–In Bremerhaven schlagen 17-19jährige zwei afghanische Asylbewerber mit Zaunlatten so zusammen, daß diese ins Krankenhaus müssen.

–Mehrere hundert Rechtsradikale greifen das Asylbewerberheim in Wismar an. Nur mit dem Einsatz von zwei Hundertschaften können die Randalierer abgewehrt werden.

–In Altlandsberg/Brandenburg wird ein Brandanschlag auf ein von einem Türken geführtes Lebensmittelgeschäft verübt. Der Verkäufer erleidet Verbrennungen dritten Grades.

Montag, 21.9.

–Der im Iran geborene Bezirksverordnete der Grünen/AL in Berlin/Neukölln gibt nach tagelangem Telefonterror aus Angst vor rassistischen Angriffen sein Mandat zurück.

Dienstag, 22.9.

–Das seit einer Woche von Jugendlichen attackierte Asylbewerberheim in Wismar/Mecklenburg-Vorpommern soll nach einer Übereinkunft des Schweriner Innenministeriums und des Landtages geräumt werden. Die rund 200 Asylbewerber werden in eine Unterkunft außerhalb der Stadt verlegt.

Mittwoch, 30.9.

–Brandanschlag auf die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Berlin. Die sogenannte „Jüdische Baracke“ brennt nieder.

Freitag, 9.10.

–In Wiesbaden wird ein Schüler wegen seines asiatischen Aussehens mit ausländerfeindlichen Parolen beschimpft, getreten und durch Messerstiche verletzt.

Montag, 12.10.

–In Kolbermoor (Landkreis Rosenheim) wird ein Sprengstoffanschlag auf ein Asylbewerberheim verübt. Es entsteht Sachschaden. Am Tatort werden ausländerfeindliche Flugblätter gefunden. Drei Tage später werden zwei 20- und 22jährige Männer als mutmaßliche Täter verhaftet.

–In Ortrand (Landkreis Senftenberg) überfallen Unbekannte zwei Polen in ihrem Kleintransporter. Eines der Opfer schwebt in Lebensgefahr.

Dienstag, 13.10.

–In Spröda (Landkreis Delitzsch) werfen Unbekannte drei Brandsätze gegen eine Flüchtlingsunterkunft. Das Wachpersonal kann das Feuer löschen.

–In Belzig (Brandenburg) berauben zwei Jugendliche einen Asylbewerber und bedrohen ihn mit dem Messer.

–Auf der Straße von Schwedt zum Grenzübergang Krajnik überfallen etwa 20 Skinheads polnische Touristen.

–In Friedland (Neubrandenburg) greifen sechs Jugendliche ein Asylbewerberheim mit Steinen an.

Donnerstag, 15.10.

–In Bensheim in Hessen verurteilt das Jugendschöffengericht drei Jugendliche wegen der Schändung eines jüdischen Ehrenmals zu Jugendstrafen zwischen sechs und neun Monaten mit Bewährung. Ein vierter Angeklagter muß unter Einbeziehung einer Bewährungsstrafe zwei Jahre Jugendstrafe antreten.

–In Kiel suspendiert das schleswig-holsteinische Innenministerium einen Polizeibeamten mit sofortiger Wirkung vom Dienst. Er soll einen festgenommen Mann aus Estland zusammengeschlagen und ohne Grund mit der Waffe bedroht haben.

–In Goldberg setzen die Bürger ihre Blockade der Zufahrt zu einem geplanten Asylbewerberheim fort.

Freitag, 16.10.

–In Leipzig wird eine Wachfrau eines Flüchtlingswohnheims niedergeschlagen. Sie muß ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Samstag, 17.10.

–In Thale bei Halberstadt greifen zehn Jugendliche und Kinder im Alter zwischen 13 und 18 Jahren eine Unterkunft vietnamesischer Flüchtlinge an. Im letzten Moment konnte die Polizei die Vergewaltigung von drei Vietnamesinnen verhindern.

–In Bad Freienwalde randalieren rechtsradikale Jugendliche in einem Jugendclub. Ein PKW wird zerstört, eine Person verletzt.

–In Weißwasser verhindern Polizei und Bundesgrenzschutz einen Übergriff von 15 Jugendlichen auf das örtliche Asylbewerberheim.

Sonntag, 18.10.

–In Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis) randalieren 15 bis 20 Jugendliche in der Flüchtlingsunterkunft und rufen ausländerfeindliche Parolen.

–In Plieningen überfallen zwei Skinheads eine Gaststätte. Bei den später festgenommenen Tätern findet die Polizei ein umfangreiches Waffenarsenal.

–In Seelzen setzen Unbekannte ein Gerätelager in unmittelbarer Nähe einer geplanten jüdischen Gedenkstätte in Brand.

Montag, 19.10.

–In Goldberg blockieren etwa 100 Einwohner mit einer Menschenkette erneut die Zufahrt zu einem Asylbewerberheim.

–In Bonn muß die Veranstaltung der Griechischen Gemeinde wegen einer Bombendrohung unterbrochen werden. Zuvor hat ein anonymer Anrufer rassistische Hetzparolen ausgesprochen.

–In Goyatz (Kreis Lübben) wird die Leichenhalle des Friedhofs mit Hakenkreuzen und der Parole „Ausländer raus“ beschmiert.

–In Rostock geht die Polizei massiv gegen eine Gruppe französischer jüdischer Demonstranten vor, die gegen die Massenabschiebung von Roma nach Rumänien protestieren. 50 Demonstranten werden festgenommen.

Dienstag, 20.10.

–In Ravensbrück werfen Unbekannte zwei Brandsätze auf die Mahn- und Gedenkstätte des früheren Frauen-Konzentrationslagers. Es entsteht Sachschaden. Die Behörden verschweigen den Anschlag mehrere Tage lang.

–In Kriebitzsch (Kreis Altenburg) wird aus einem vorbeifahrenden Auto ein Brandsatz gegen das Wohnhaus des Leiters eines Flüchtlingswohnheims geworfen.

Mittwoch, 21.10.

–In Adenstadt (Landkreis Peine) wird ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim verübt. Zwei libanesische Babys erleiden eine Rauchvergiftung. 20 Bewohner werden über Feuerwehrleitern gerettet. Die Fahndung nach den Tätern bleibt erfolglos.

–In Greifswald greifen etwa 60 vermummte rechtsextreme deutsche Jugendliche mit Baseballschlägern, Steinen und Brandflaschen etwa 20 ausländische Studenten an. Es kommt zu einer Massenschlägerei.

Donnerstag, 22.10.

–In Greifswald kommt es erneut zu Krawallen vor einem Wohnheim ausländischer Studenten. Die Polizei wird von Rechtsextremisten mit Steinen und Molotowcocktails beworfen.

–In Ueckermunde bewerfen etwa 20 Jugendliche ein Asylbewerberheim mit Steinen und skandieren rassistische Parolen.

–In Bergern bei Weimar werden auf ein Ausländerwohnheim drei Brandflaschen geworfen.

–In Kaufbeuren im Allgäu wird ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim verübt.

Freitag, 23.10.

–In Ingolstadt werfen zwei Männer fünf Molotowcocktails gegen das Asylbewerberheim. Es entsteht Sachschaden.

–In Karstädt (Kreis Perleberg) werfen Unbekannte Fensterscheiben des Flüchtlingswohnheims ein.

Samstag, 24.10.

–Bei Ueberlingen am Bodensee wird der Friedhof der Zwangsarbeiter aus dem ehemaligen Konzentrationslager Dachau geschändet. Mit schweren Geräten werden 50 Betonkreuze von Gräbern umgeschlagen.

–In Gelsenkirchen wird ein Brandanschlag auf das SPD-Unterbezirksbüro verübt, vorher wurden neonazistische Parolen geschmiert.

–In Apolda belagern 50 Jugendliche einen Jugendclub und ziehen rassistische Parolen skandierend vor das Heim für Asylbewerber.

–In Gülzow (Kreis Herzogtum Lauenburg) werden zwei Syrer während einer Sportveranstaltung von Skinheads angegriffen. Kurz danach werfen Jugendliche die Fensterscheiben des Flüchtlingswohnheims ein und schießen mit einer Gaspistole in das Gebäude.

–In Lübz (Mecklenburg-Vorpommern) greifen Rechtextremisten eine Unterkunft für Flüchtlinge an. Es entsteht Sachschaden.

–In Westerönfeld (Kreis Rendsburg) setzen Jugendliche die Tür der Unterkunft für Flüchtlinge in Brand. Ein Algerier wird verletzt.

Sonntag, 25.10.

–In Norderstedt bei Hamburg stecken Unbekannte eine noch unbewohnte Asylbewerberunterkunft in Brand. Es entsteht hoher Sachschaden.

–In Greifswald greifen rechtsextreme Jugendliche erneut ausländische Studenten an. Bei dem Überfall wird ein 16jähriges Mädchen mit einem Baseballschläger schwer verletzt.

–In Gutenfürst bei Plauen wird von Unbekannten ein Asylbewerberheim angegriffen.

Montag, 26.10.

–In Schildow (Kreis Oranienburg) greifen Unbekannte ein Flüchtlingswohnheim mit Steinen an. Es entsteht Sachschaden.

–In Nauen verunstalten Unbekannte den Stadtpark mit NS-Symbolen.

Dienstag, 27.10.

–In Niederrad sticht ein 52jähriger Deutscher einen 29jährigen Türken nieder. Das Opfer mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der alkoholisierte Täter hatte zuvor eine Gruppe von fünf Türken mit rassistischen Parolen beschimpft.

Mittwoch, 28.10.

–In Neckersteinach (Kreis Bergstraße) bricht in einer Unterkunft für Flüchtlinge ein Brand aus. Es entsteht hoher Sachschaden, die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus.

Donnerstag, 29.10.

–In Braunschweig stellt die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Verdachts der Volksverhetzung gegen Niedersachsens Innenminister Glogowski (SPD) ein. Der Minister hatte die Mehrzahl der ankommenden Flüchtlinge als „Kriminelle“ bezeichnet.

Freitag, 30.10.

–Das Bundeskriminalamt teilt mit, daß in diesem Jahr bisher 3.374 ausländerfeindliche Straftaten gezählt wurden. Im einzelnen sind das 13 Tötungen, 435 Brandanschläge, 7 Sprengstoffanschläge, 346 Körperverletzungen und 2.593 sonstige Straftaten. 1991 waren es insgesamt 2.427.

–In Villingen-Schwenningen wird ein Brandanschlag auf eine Unterkunft für Flüchtlinge verübt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes.

Samstag, 31.10.

–In Dolgenbrodt (Kreis Königs-Wusterhausen) stecken Unbekannte eine noch nicht bewohnte Asylbewerberunterkunft in Brand. Es entsteht hoher Sachschaden.

–In Freyung-Grafenau werfen Unbekannte zwei Molotowcocktails gegen ein Heim, in dem 32 Afrikaner wohnen.

–In Karstädt bei Perleberg (Brandenburg) greifen 35 teils vermummte Jugendliche ein Asylbewerberheim mit Knüppeln und Schreckschußpistolen an.

–In Bischofsheim (Landkreis Rhön- Grabfeld) schießen Unbekannte aus dem fahrenden Auto heraus mit einem Kleinkalibergewehr und einer Gaspistole auf ein Asylbewerberheim.

–In Hettstedt (Sachsen-Anhalt) werfen Unbekannte von fahrenden Mopeds aus Brandsätze gegen ein Asylbewerberheim.

–In Seelingstädt bei Gera stürmen fünf Skinheads einen Tanzsaal, schlagen die Musiker zusammen und beschädigen Musikinstrumente sowie einen Kleinbus.

–In Heide (Schleswig-Holstein) greifen etwa 30 Rechtsextremisten die Teilnehmer einer antirassistischen Demonstration an. Zwei Personen werden verletzt.

Sonntag, 1.11.

–In Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) wird eine Brandflasche auf das Gelände eines Flüchtlingsheimes geworfen.

–In Zülpich (Nordrhein-Westfalen) werfen Unbekannte einen Sprengkörper in ein Asylbewerberheim. Ein Bewohner wird verletzt.

–In Pritzier in Westmecklenburg marschieren 30 bis 40 Jugendliche mit ausländerfeindlichen Gesängen in Richtung eines Asylbewerberheims. Die Polizei kann Übergriffe im Anschluß verhindern.

–In Jüterborg schlagen drei Personen einen sudanesischen Flüchtling zusammen und rauben ihn aus.

–In Bragstedt bei Stade bricht aus bislang ungeklärter Ursache in einer Unterkunft für Flüchtlinge ein Feuer aus. Es entsteht hoher Sachschaden.

–In Göttingen überfallen drei Rechtsextremisten einen 31jährigen Äthiopier. Sie schlagen ihn zusammen, schießen ihm mit der Gaspistole aus nächster Nähe ins Gesicht, stechen ihn mit einem Messer in den Arm.

–In Müssen (Kreis Lauenburg) verwüsten Unbekannte sechs Wohncontainer von Flüchtlingen. Die osteuropäischen Bewohner waren bereits vor den Angreifern geflüchtet.

–In Preetz (Kreis Plön) greifen Rechtsextremisten eine Unterkunft für Flüchtlinge an. Es entsteht Sachschaden.

Montag, 2.11.

–In Hettstedt (Sachsen-Anhalt) wird erneut das Asylbewerberheim mit Steinen angegriffen.

Dienstag, 3.11.

–In Wuppertal-Barmen schänden zwei 13- und 14jährige Schüler den jüdische Friedhof. 90 Gräber werden verwüstet.

–In Tutow beschmieren Unbekannte die örtliche Schule mit NS-Symbolen.

Mittwoch, 4.11.

–In Elversberg überfällt eine Gruppe von Rechtsextremisten drei algerische Flüchtlinge.

–In Lehrte bei Hannover verüben Unbekannte einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft.

Donnerstag, 5.11.

–In Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) verletzen zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche einen 22jährigen Flüchtling aus Südafrika mit Schlägen und Tritten schwer. Er erleidet ein Schädeltrauma und schwere Prellungen.

–In Leipzig kommt es zwischen Taxifahrern und Flüchtlingen zu einer tätlichen Auseinandersetzung.

Freitag, 6.11.

–In Neubrandenburg wird auf ein 16jähriges deutsches Mädchen mit den Worten „Du bist doch Ausländer“ eingeprügelt.

–In Lichtenberg gehen vor einem geplanten Flüchtlingswohnheim ein Auto und ein Müllcontainer in Flammen auf. Anwohner beobachten eine Gruppe von Jugendlichen, die mit „Sieg Heil“- Rufen zum Gebäude gezogen seien.

–In Weißwasser wird ein Flüchtlingswohnheim mit Steinen und Flaschen angegriffen.

–Das Bundeskriminalamt und der Verfassungsschutz teilen mit, daß die Zahl fremdenfeindlicher Straftaten seit den Rostocker Pogromen erheblich zugenommen hat. In Baden-Württemberg hat es einen Anstieg um mehr als 400 Prozent gegeben.

Samstag, 7.11.

–In Steinbach bei Schwäbisch-Hall wird der jüdische Friedhof geschändet.

–In Erfurt greifen Rechtsradikale während einer Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit eine Gruppe Autonomer an.

–In Lübz bei Schwerin kommt es zwischen Rechtsradikalen und Autonomen zu schweren Auseinandersetzungen. Neun Menschen werden verletzt.

–Trotz Verbot einer von der „Deutschen Alternative“ und der „Nationalen Liste“ geplanten Demonstration versammeln sich in Frankfurt/Oder etwa 100 Rechtsextremisten. Ein polnischer Journalist wird dabei angegriffen.

–In Romerstadt werden auf dem Friedhof jüdische Gräber geschändet.

–In Hannover werden mehrere Gräber der muslimischen Abteilung eines Friedhofs geschändet.

–In Letzlingen (Landkreis Gardelegen) werden zwei Flüchtlingsunterkünfte mit Steinen angegriffen.

Sonntag, 8.11.

–In Wilhelmshaven provozieren Mitglieder des „Deutschen Kameradschaftsbundes“ auf einer Lesung von Lea Rosh eine Schlägerei.

–In Extertal-Futig bei Bielefeld verübt ein 25jähriger Mann einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim.

–In Fürstenwalde bedrohen rechtsradikale Jugendliche die Gäste eines türkischen Lokals. Die Polizei konnte die Jugendlichen, die eine auf scharfe Munition umgerüstete Gasdruckpistole bei sich hatten, von der Randale abhalten.

Montag, 9.11.

–In Rostock werden 17 Rechtsradikale festgenommen, nachdem sie in einer Gruppe von etwa 40 Jugendlichen eine Demonstration zum Gedenken an die Reichspogromnacht und gegen Fremdenhaß mit Baseballschlägern angegriffen hatten.

–In Kiel-Holtenau werfen drei Bundeswehroffiziere und ein Offiziersanwärter des örtlichen Marinegeschwaders 5 eine Übungshandgranate auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft.

–In Köln entführen zwei Skinheads einen 27jährigen Mann nach dem Konzert „Rock gegen Fremdenhaß“. Das Opfer wird 24 Stunden später in Metz freigelassen und mit Schnittverletzungen sowie Prellungen am Kopf ins Krankenhaus eingewiesen.

Dienstag, 10.11.

–In Potsdam/Oranienburg wird eine 14köpfige Jugendgruppe verhaftet, die mehrere Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt und räuberische Erpressung ausgeführt haben soll. Gegen zwei Jugendliche erläßt die Staatsanwaltschaft Haftbefehl.

–In Schwerin legt die Staatsanwaltschaft Revision gegen ein „zu mildes“ Urteil ein, das im Zusammenhang mit rassistischen Übergriffen in Wismar gefällt worden war. Zwei Jugendliche, die Molotowcocktails gegen ein Flüchtlingswohnheim geworfen hatten, kamen mit Bewährungsstrafen davon.

–In Landau verurteilt die Jugendkammer des Landgerichts einen 18jährigen Lehrling, der zwei Molotowcocktails auf eine Flüchtlingsunterkunft in Ilbesheim geworfen hatte, wegen versuchten Mordes zu drei Jahren und sechs Monaten Jugendhaft. Der Täter war in einer rechtsextremen Gruppierung organisiert.

Mittwoch, 11.11.

–Das Verteidigungsministerium bestätigt, daß in 24 Fällen Bundeswehrsoldaten an „rechtsradikalen Umtrieben“ beteiligt gewesen sein sollen. Darunter befinden sich drei Tötungsdelikte in Flensburg, Magdeburg und Hannover.

(Quellen: Archiv für Sozialpolitik, Frankfurt; Antifaschistisches Bildungs-, Informations- und Dokumentationszentrum (ABIDOZ), Nürnberg.)

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