: Müllberge und Millionen
■ Das Duale System Hamburg kommt nicht in die Hufe, und die Verwertung von Vrpackungsmüll ist weiterhin nicht gewährleistet
kommt nicht in die Hufe, und die
Verwertung von Verpackungsmüll ist weiterhin nicht gewährleistet
Müllwirrwarr steht Hamburg ins Haus. Das ist aber auch schon das einzige, was sicher ist. Ansonsten steht noch in den Sternen, was ab Januar mit den Blechdosen und Joghurtbechern passiert, die dann laut Verpackungsverordnung entweder eingesammelt werden müssen oder in den Laden zurückgebracht werden dürfen.
Das kann passieren — wenn es der Arbeitsgemeinschaft Duales System Hamburg nicht gelingt, die Vorgaben der neuen Verpackungsverordnung zu erfüllen (die AG besteht aus fünf Altpapier- und Papierhändlern und einer noch nicht gegründeten Wert GmbH , die den Verkaufsmüll verwerten soll). Danach müßte die Wert GmbH im nächsten Jahr mindestens 30 Prozent der Plastikverpackungen einsammeln, die über Hamburgs Ladentische wandern.
Diese Quote und die entsprechenden Vorgaben für Warenbehälter aus Metall und Verbundmaterial sind die Voraussetzung für eine sogenannte „Freistellungserklärung“ der Umweltbehörde — Startschuß fürs Duale System in Hamburg. Diese Erklärung muß noch bis zum 31. Dezember erfolgen; geschieht das nicht, können Kunden ihre Tetrapacks und Blechdosen 1993 weiter dahin bringen, wo sie sie gekauft haben.
So könnte es kommen, denn um die Wert GmbH, genauer: um ihre Einnahmen aus dem Verkauf von Plastik und Metall, gibt es nach wie vor Gerangel. Die Stadtreinigung würde die schätzungsweise sieben Millionen Mark gerne einstreichen. Zumal wenn der Verpackungsmüll getrennt gesammelt wird, weniger graue Mülltonnen gebraucht werden und damit auch die Einnahmen der Stadtreinigung sinken werden. Aber: Finanzsenator Curilla würde mit den Müll-Millionen gerne Haushaltslöcher stopfen. „Die Gewinne brauchen wir dringend für neue Projekte zur Müllvermeidung“, verlangt dagegen Holger Matthews, abfallpolitischer Sprecher der GAL.
Der Senat hat die Entscheidung
1über die Wert GmbH am Dienstag erneut vertagt und auf die nächste Woche verschoben. „Der Streit und die ausbleibende Entscheidung zeigen, daß der Senat noch immer die ökologische Bedeutung der wachsenden Müllberge nicht richtig begriffen hat“, so Matthews.
Nicht gerade überzeugend sei
1außerdem, daß die Bürger für die „Entsorgung“ ihres Verpackungsmülls doppelt berappen müssen. Schon seit Monaten bezahlen sie für den Grünen Punkt, und ab 1. Januar werden für den geringer werdenden Restmüll in den grauen Tonnen auch noch neun Prozent mehr Gebühren fällig. Vera Stadie
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