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"Mit der Barbie-Puppe geht's ins Minus"

■ 300 Frauen beim Mütterkongreß fordern: Soziale Sicherheit statt Blumensträuße / Vater - Mutter - Kind als Auslaufmodell

fordern: Soziale Sicherheit statt Blumensträuße / Vater – Mutter – Kind als Auslaufmodell

Trotz strahlenden Maiwetters strömten gestern 300 Besucherinnen zum ersten Hamburger Mütterkongreß. Den 9. Mai erklärte Susanne Meuthien, Initiatorin des Kongresses, zum „Müttertag“. Allerdings: Die Frauen waren mit anderem beschäftigt, als dankbar Blumensträuße entgegenzunehmen.

„Die Lebensentwürfe von Müttern sind heute völlig anders als vor 20 Jahren“, so Susanne Meuthien. Die Politik sei aber, völlig wirklichkeitsfremd, noch immer an der „Hausfrauenehe“ orientiert. Steuern, Renten, Arbeitszeiten, Löhne und Kinderbetreuung seien ausgerichtet nach dem Auslaufmodell Vater, Mutter, Kind. Und was machen die Väter? Wenig.

„Wir sind alle alleinerziehend. Hamburger Väter sind nicht besser als der Bundesdurchschnitt“. Auch an der Elbe müssen sich die meisten Familien mit zehn väterlichen Minuten pro Tag begnügen. Das meint jedenfalls Sonja Deuter, eine der Kongreß-Organisatorinnen: „89 Prozent der Väter atmen bei der Geburt noch mit, im täglichen Alltagssprint geht ihnen dann schnell die Puste aus. Nur ein bis zwei Prozent der Väter reichen den sogenannten Erziehungs-'Urlaub' ein.“

Der einzige Vorteil der Ehe liegt aus Sicht der Mütter in der finanziellen Absicherung. Denn die Armut sei nach wie vor weiblich, vor allem aber mütterlich. „Die Hälfte aller Alleinerziehenden in Hamburg haben weniger als das Existenzminimum“, berichtet Sonja Deuter. Im Sozialhilfe-Warenkorb ist an Spielzeug zum Beispiel überhaupt nicht gedacht. „Mit der Barbie-Puppe geht's ins Minus“, so könnte frau die finanzielle Misere erwerbsloser alleinerziehender Mütter beschreiben, meint Rita Bake von der Landeszentrale für Politische Bildung.

An Geld zu kommen, das Müttern zusteht, bedeute einen nervenaufreibenden Hürdenlauf von Anträgen, Ablehnungen, Widersprüchen. Der Mütterkongreß fordert daher eine umfassende und ungefragte Beratung für Mütter und mehr Geld für Selbsthilfeprojekte, denn: „Wir sind selbst Expertinnen für das Leben mit Kindern“. Expertinnen, deren Fähigkeiten — wie Organisation und Kommunikation — sich heutzutage jeder Manager honorieren läßt. Im Fall der Mütter bleiben sie dagegen unbeachtet und unbezahlt. Sie schnürten deshalb gestern ein dickes Paket von Forderungen: An erster Stelle stehen eine finanzielle Absicherung für alle Frauen und Kinder, die den realen Lebenshaltungskosten entspricht, und eine Alterssicherung der Frauen unabhängig von der Ehe und der Rente der Männer. Weiterhin fordern die Mütter, wie schon seit Jahrzehnten, mehr Kindertagestätten und Ganztagsschulen sowie „frauenverträgliche“ Arbeitszeiten in allen Betrieben. Außerdem: Die Beteiligung von Frauen und Kindern an allen Planungen und Entscheidungen, die das Wohnen und den Straßenverkehr betreffen, Kündigungsschutz für Mieterinnen mit Kindern. Im gerade entbrannten Wahlkampf würden sie vielleicht endlich gehört, hofft Susanne Meuthien, denn „Mütter sind auch Wählerinnen“. Vera Stadie

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