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Zwei Länder, viele Kulturen

■ Jugendaustausch ohne Grenzen: Erkennen, daß die besondere Lebenssituation bereits Normalfall ist

Der Ruf nach zusätzlichen Finanzmitteln und anderen identitätsstiftenden Aktivitäten für rechtsextreme Skinheads nebst steinewerfendem Jugendanhang wird immer lauter. Jugendliche ausländischer Herkunft können von einer solch breiten gesellschaftlichen Lobby nur träumen.

Daher stellt ein vom „Berliner Arbeitskreis für politische Bildung e.V.“ (Bapob) veranstaltetes Austauschprogramm leider immer noch eine Rarität dar: Seit 1990 organisiert der „Bapob“ – neben einer Vielzahl anderer Bildungsprogramme – wechselseitige Austauschfahrten von Jugendlichen aus Manchester und Berlin.

In Zusammenarbeit mit dem Manchester „Birley Youth Center“ und mit finanzieller Unterstützung des EG-Programms „Jugend für Europa“ bereiten dabei die Jugendlichen ihren Besuch weitgehend selbständig vor.

Das Besondere an dem Projekt müßte dabei eigentlich längst eine europäische Selbstverständlichkeit sein: Der Großteil der beteiligten deutschen und englischen Jugendlichen ist schwarz oder besitzt eine außereuropäische Herkunft. Dabei verstehen sich die jungen Leute mit ihren indischen, jamaikanischen, türkischen oder ghanaischen Familiennamen oft als durchaus typische Vertreter ihrer westeuropäischen Geburtsstädte. Rassismus und Arbeitslosigkeit sind für sie allerdings keine akademischen Schlagworte.

Um so wichtiger ist es für die Jugendlichen, festzustellen, daß ihre vermeintlich „besondere Situation“ in vielen europäischen Metropolen längst ein Normalfall ist. Ein solch konkreter Erfahrungsprozeß ist im übrigen ganz im Sinne des 1988 durch einen Beschluß des Rates der Europäischen Gemeinschaften verabschiedeten „Aktionsprogramms zur Förderung des Jugendaustausches in der Europäischen Gemeinschaft“. Nach den Leitlinien von „Jugend für Europa“ sollen die teilnehmenden Jugendlichen nämlich den sozialen und kulturellen Lebensalltag ihrer benachbarten Altersgenossen kennenlernen.

Das EG-Programm richtet sich dabei insbesondere an „sozial oder regional benachteiligte Jugendliche“ und gewährt ihnen in aller Regel einen 50prozentigen Fahrtkostenzuschuß. Teilnahmeberechtigt sind alle Jugendlichen im Alter von 18 bis 25 Jahren, die – unabhängig von ihrer Nationalität – in einem der EG-Mitgliedsstaaten wohnen. Über Pfingsten findet nun erneut der Besuch einer englischen Gruppe in Berlin statt. Informationsbesuche in Jugendeinrichtungen, Stadtteilerkundungen, aber auch Freizeitaktivitäten stehen auf dem Besuchsprogramm. Nini Accra

Weitere Informationen: Jugend für Europa, Hochkreuzallee 20, 5300 Bonn; Berliner Arbeitskreis für politische Bildung, Jagowstraße 12, 1000 Berlin 21

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