: Bis Sonntag noch Vertrauen
■ St. Pauli Coach Josef „Seppo“ Eichkorn und seine mögliche Beurlaubung
Dies sei nun der letzte Versuch. Fußball-Zweitligist FC St. Pauli Hamburg und Trainer Josef Eichkorn streben nun ein finales Mal nach der Beendigung des Trauerspiels, das der Verein inzwischen seit geraumer Zeit bietet. Am Dienstag unterbreitete die st. paulianische Chefetage in einer zweistündigen Sitzung dem gebeutelten 37jährigen Coach ihre Forderung. Die Bedingung für eine weitere Zusammenarbeit mit „Seppo“ hängt jetzt ausschließlich von etwaigen Siegen in den kommenden Heimspielen gegen den FC Carl Zeiss Jena und Bayer Uerdingen ab. Entgegen allen Erwartungen verzichtete er darauf, widerstandslos von dannen zu ziehen und nahm das Ultimatum an.
„Wir fordern vom Trainer jetzt vier Punkte. Herr Eichkorn muß den Druck, der auf ihm lastet, an die Spieler weitergeben“, äußerte sich Präsident Heinz Weisener entschieden. Bereits seit Wochen hackte das Sperrfeuer der Kritik in zunehmendem Maße auf den Pauli-Cheftrainer wegen anhaltender Erfolglosigkeit ein. Zuletzt 2:8 Punkte, das ebnete den Weg nach unten und es gelang zudem nicht ein einziges der vergangenen 28 Auswärtsspiele für sich zu entscheiden.
Trotz düsterer Vereinsatmosphäre zeigt sich Josef Eichkorn optimistisch: „Ich bin mir sicher, daß wir zumindest gegen Jena zwei Punkte holen werden“.
Von derartigen Prophezeiungen bleibt Manager Jürgen Wähling nur mäßig beeindruckt. Die eventuell drohende Beurlaubung scheint für ihn annähernd Tatsache zu sein. „Sollte der Sieg am Sonntag ausbleiben, werden wir uns am Montag unverzüglich zusammensetzen und über einen Handlungsbedarf diskutieren“, formuliert er beinahe drohend. „Die Runde hat teilweise kontrovers diskutiert“, meinte er weiter, „wir sind aber zu dem Ergebnis gekommen, daß in dieser Woche keine Personalentscheidung fallen wird.“
Unterdes hat sich das Management, sollte das Schicksal auch diesmal nicht auf der Seite Eichkorns sein, bereits durch mögliche Nachfolger Sicherheit verschafft. Zugeneigt sei man bereits Peter Neururer (zuletzt Saarbrücken), Rainer Zobel ( Kaiserslautern) sowie Uwe Erkenbrecher (Jena). „Bislang sind das nur Spekulationen. Bis Sonntag besitzt Eichkorn unser Vertrauen“, erklärte Weisener, der plant, im Oktober 1994 sein Amt als Präsident niederzulegen.
Auch auf der Mitgliederversammlung unterstrich er diese Absicht. Als neuen Vizepräsidenten für Hermann Klauck wählte die Versammlung den 58jährigen Horst Niewiecki, der auch weiterhin als Schatzmeister Tätigkeit besitzt. Jan-Christoph Wolter
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