: Grüner Punkt: „Kein Problem“
■ BEB ziehen positive Bilanz für Duales System in Bremen
Und er bewegt sich doch: Nach einem Jahr voller Startprobleme, Finanzierungslücken und Zusammenbruchszenarios steht der Grüne Punkt am Beginn des Jahres 1994 nach Auskunft der BEB in Bremen gut da. Die Sammelwut der BremerInnen für den Abfall in den Gelben Säcken, Papier- und Glascontainern ist ungebrochen. Die BEB, die im Auftrag des Dualen Systems Deutschland (DSD) in Bremen den Recyclingmüll sammeln, haben 1993 mehr an Glas, Papier und Kunststoff gesammelt als im Vorjahr. Inzwischen hat das DSD auch seine chaotischen Finanzen stabilisiert und hofft auf eine letzte Stundung seiner Schulden durch das Land Bremen.
Bundesweit legte das DSD gestern seine hochgerechnete Jahresbilanz vor: Die in der Verpackungsverordnung vorgeschriebenen Quoten würden für 1993 erreicht, pro Kopf würden per DSD in Deutschland jährlich 55 Kilo „Wertstoff“ gesammelt, was 30 Prozent über den Anforderungen der Verpackungsverordnung liege und 13 Prozent weniger Hausmüll ausmache, erklärte das DSD gestern. „Tendenziell haben wir den gleichen Erfolg“, sagt dazu Gerhard Schreve-Liedtke von den BEB. Im vergangenen Jahr sei wesentlich mehr Glas und Papier gesammelt worden als 1992. Für beide Produkte gebe es inzwischen auch wieder Abnehmer, weil sich die Märkte stabilisiert haben.
„Die Verwertung ist nur bei Kunststoffen problematisch“, meint Schreve-Liedtke. Beim umstrittenen Sorgenkind des DSD, der Kunststoffsammlung, haben die BEB weniger Probleme als im Bundesdurchschnitt üblich – weil der Gelbe Sack in Bremen später als anderswo eingeführt wurde. Inzwischen, meint Schreve-Liedtke, würden die Gelben Säcke zu drei Vierteln sortiert und wiederverwertet. „Das Problem ist der Mischkram.“ Der wird erstmal zwischengelagert – in Bremen weniger als hundert Tonnen, meint der BEB- Mann stolz. Immerhin habe die BEB durch die Sammlung in den Gelben Säcken insgesamt etwa 5000 Tonnen Kunststoffabfall weniger zum Verbrennen gegeben als noch 1992.
Die Quoten der Verpackungsverordnung zu erfüllen, kritisiert dagegen Bernd Langer vom BUND, sei kein Kunststück: „Die sind doch lächerlich niedrig“. Mit der geplanten Novelle der Verpackungsverordnung sollten sie noch einmal gedrückt werden. Über Lagerung und Verwertung des Kunstoffmülls kann der Umweltschützer nichts sagen: „Das wissen die doch nicht mal selber.“
Um eben diese Wege des Plastikmülls von Bremen aus zu erforschen, haben die BEB eine Studie in Autrag gegeben: wo und wie verwertet das DSD den Bremer Plastikmüll. Mit dem Monopolisten DSD ist Gerhard Schreve-Liedtke momentan ganz zufrieden: „Die Rumprotzerei hat aufgehört, alles ist ein bißchen ruhiger.“
Das war nicht immer so. Im September hatte das DSD kommunale und private Entsorger aufgefordert, seine Schulden zu stunden oder es wäre aus mit der „Wertstoffsammlung“ per Grünem Punkt. Die Zahlungen an die BEB wurden um 20 Prozent reduziert, so daß die Bremer Entsorger auch weiterhin über Rationalisierungen nachdenken. Von den Altschulden des DSD sind inzwischen nur noch etwa 2,5 Millionen übrig, heißt es von den BEB, diese müßten aber gestundet werden. Die Entscheidung darüber fällen die Senatoren für Umweltschutz und für Finanzen. „Unsere Entscheidung wird von den Bedingungen des Vertrages abhängen“, meint Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl. Die Verhandlungsbasis des Landes ist aber nicht besser geworden: wenn nicht gestundet wird, kippt das DSD Bremen den Müll halt vor die Füße. Bernhard Pötter
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