piwik no script img

■ SoundcheckGehört: Afghan Whigs / Heute abend: Dub Conference 6 /Morgen abend: Redd Kross

Gehört: Afghan Whigs. Um die Mitte der 80er Jahre bezeichnete „Rock“ Folgendes: Eine Art Geheimwissen (Neil Young), das, eingepackt in einem Gefühlsschwall (Hüsker Dü), zwischen den Köpfen der einen (das kalifornische Label SST) und den Herzen der anderen (AC/DC) hin- und herschwappte. Die Af-ghan Whigs gehören zu den Bands, die das Schwälleaufbauen, das Wissenverbreiten und das bratzige Schwappen vollendet beherrschen. Vor einem hingebungsbereiten Publikum in der Fabrik entpuppte sich die Gruppe aber auch als ein Verein, der seine Verschworenheit feiert. Gitarren-Riffs und schwermütige Melodien klebten so offensichtlich aneinander als hätte es zwischen Untergangsstimmungen und jedem Zeitpunkt nach 22 Uhr nie einen Unterschied gegeben. Die Afghan Whigs behaupteten musikalisch, daß die meisten Ideen wie „Gefühl“ ,“Haut“, „Leben“, „Spielfreude“ oder „zorniger, junger Mann“ der Definitionsmacht ein und des selben bildhaften Sammelbegriffs erliegen, etwa „Trauerwunde“. Der große Niederschlag, ein schlimmes Nullgefühl und der ewige Kampf auf einem vor langer Zeit verlorenen Terrain sind es in Wirklichkeit, die uns auf Trab halten. Die Konzertgänger und- gängerinnen hatten beim Verlassen der Fabrik ihre Namen in Albert Camus, Ingeborg Bachmann oder Charlie Brown geändert.Kristof Schreuf

Heute abend: Dub Conference 6. Mehr als drei Jahre ist es nun her, manche aber können es noch immer nicht ad acta legen: die Auseinandersetzung um die LAMA-Häuser. Im Mai 1990 kam es während einer Demonstration gegen die Räumung der Häuser im Karo-Viertel zu Handgreiflichkeiten mit dem BGS. Anhand von Pressefotos wurden sechs Leute identifiziert und Ende '93 zu hohen Bewährungsstrafen verurteilt. Der Zankapfel ist nun, ob der BGS überhaupt hätte eingreifen dürfen, der nach Aussage eines Mitangeklagten eigentlich nur bei „bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen von der Polizei angerufen werden soll.“ Um wenigstens einen Teil der Anwaltskosten für die sechs Demonstranten einzuspielen, veranstaltet die Rote Flora einen Benefiz-Auftritt von Hamburgs ältestem Soundsystem. Pensi wird nunmehr zum sechsten Mal seine Turntables vom Fahrrad hieven, um mit Echos und Hall den Dub im Ragga auszuloten. Unterstützt wird die Konferenz von einem Toaster und Live-Percussions. Wie gewohnt werden bei der Dub Con 6 computeranimierte Bilderwelten über die Wände der Flora kriechen.

Volker Marquardt

Rote Flora, 21 Uhr (Spendenkonto: Hamburger Sparkasse, Konto: 1268123252, Stichwort: Gerhofstraße)

Morgen abend: Redd Kross. Es tönt schon fast nach Hippy-Heavy-Rockballaden, was die Ex-Punker Red Cross auf ihrem neuen Album Phaseshifter und morgen abend live in Hamburg präsentieren. Ob Sänger Jeffrey McDonald nun von der Dame in der ersten Reihe, der verrückten Welt oder großen Wundern singt - mitreißend dürften Redd Kross allemal. Markthalle, 21 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen