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■ Kandidatur sollte DGB politisierenDie Kreidefresser

Müller hat Kreide gefressen. Der HBV-Vorsitzende hat seine politischen Ambitionen verheimlicht, als er sich wieder in den Berliner DGB-Landesvorstand wählen ließ. In Kenntnis seiner Kandidatur für die PDS, so ist zu vermuten, wäre die Akzeptanz seiner Person geringer gewesen. Der IG-Metall-Chef Horst Wagner ist darüber zu Recht enttäuscht, schließlich wurde er getäuscht. Enttäuscht dürfte sich der Alt-Metaller allerdings auch darüber zeigen, daß Müller ein Tabu aus Sickerts Zeiten gebrochen hat, wonach Berliner Gewerkschafter mit denen da drüben nichts gemein haben. Das antikommunistische Verdikt, das seine zeitgemäße Fassung in der Klassifizierung der PDS als SED-Nachfolgepartei findet, ist jedoch die Entsprechung von Müllers Konspiration. Auch die DGB- Chefin des Landesbezirks Berlin-Brandenburg, Christiane Bretz, hat Kreide gefressen. Als sie ein Parlamentsengagement „grundsätzlich“ begrüßte, hat sie allenfalls den ersten Halbsatz einer Radio-Eriwan-Meldung formuliert. Der Bundestagsaspirant und die DGB-Chefin vermeiden es, anläßlich der Kandidatur die notwendige innergewerkschaftliche Auseinandersetzung über die eigene politische Position zu führen, weil sie eine weitere Zerreißprobe fürchten. Sie trennen formal, was immer mehr zusammengehört: Arbeitsmarkt und Politik. Wenn Müllers Kandidatur einen anderen Sinn haben soll, als den Melitta-Mann für Biskys kalten Kaffee zu spielen, dann wohl den, die arbeitsmarktpolitische Position der PDS auch gewerkschaftsöffentlich zu vertreten. Dieter Rulff

Siehe Interview mit Manfred Müller auf Seite 19

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