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Die Freiheitsschlacht der Berliner

■ Heute wird der 250 Gefallenen der März-Revolution von 1848 am Gedenkstein im Volkspark Friedrichshain gedacht

„Das ist das Bild der Freiheitsschlacht, die wir Berliner schlugen, das ist die Fahne Schwarz, Rot, Gold, die wir begeistert trugen“, lautete die Strophe eines Volksliedes, das nach der Revolution von 1848 gesungen wurde. Am 18. März desselben Jahres hatten die Berliner Bürger und Arbeiter wahrgemacht, was in einem anderen Lied vierzig Jahre zuvor bereits prophezeit worden war: „O König von Preußen, du großer Potentat, wir sind deines Dienstes so überflüssig satt.“

Der revolutionäre Geist, der im Februar 1848 in Frankreich auferstanden war, hatte nun auch die Stadt an der Spree erreicht. Zunächst wurde gehandelt, wie es sich mit Obrigkeiten in Deutschland stets geziemte: friedlich. Doch alle Bemühungen des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, den König von Preußen zu Konzessionen zu bewegen, scheiterten.

Als schließlich am 18. März die Truppen vor dem Schloß zwei Schüsse auf die versammelte Menge abfeuerten, schlug die Stimmung um. In der ganzen Stadt wurden rund 200 Barrikaden errichtet. Nach 16 Stunden erbitterter Kämpfe gab der König klein bei und zog seine Soldaten zurück.

Der Aufstand, der Pressefreiheit, Koalitions-, Versammlungs- und Wahlrecht sowie die Aufstellung einer Bürgerwehr brachte, war jedoch teuer erkauft. 250 Tote wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am Südrand des Friedrichshains begraben. Der König höchstpersönlich sah sich genötigt, den Märzgefallenen im Schloßhof die letzte Ehre zu erweisen. Der Sieg der Berliner gegen die preußisch-monarchische Herrschaft sollte nicht lange währen. Schon im November 1848 schlug die Reaktion zurück und verhängte das Kriegsrecht über die Stadt.

Des in der deutschen Geschichte seltenen Vorgangs einer demokratischen Rebellion wird heute wieder am Gedenkstein im Volkspark Friedrichshain gedacht. In einer kurzen Feierstunde sprechen neben Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu (SPD) auch der stellvertretende Wilmersdorfer Bürgermeister Werner Kleist (SPD) und die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien (CDU).

Ebenfalls teilnehmen wird die „Aktion 18. März“, die sich vor rund 15 Jahren unter der Schirmherrschaft der Schriftstellerin Ingeborg Drewitz und des ehemaligen Berliner Regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz gründete.

Zwar gelang es den Initiatoren nicht, den 18. März als Feiertag in der Bundesrepublik einzuführen. Dennoch kein Grund, die Märzgefallenen zu vergessen, wie die Aktion in ihrem Aufruf meint: „Wo auch immer man parteipolitisch stehen mag: die demokratischen Grundrechte müssen gewahrt und die Menschenwürde geachtet werden.“ Severin Weiland

17 Uhr im Volkspark Friedrichshain. Die Gedenkstätte ist über die Landsberger Allee zu erreichen.

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