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Springers „Bild“ in Not

■ Warnstreiks in der Druckindustrie

Zum zweiten Mal in dieser Woche gab es gestern in den Zeitungsläden lange Gesichter: KonsumentInnen der Springer-Blätter Bild und Abendblatt hielten nur ein paar Blatt Notausgaben in der Hand. Auch die ebenfalls zu Springer gehörende Bergedorfer Zeitung erschien nicht im gewohnten Umfang. Grund: Die Drucker bei Springer-Offset in Ahrensburg hatten die Arbeit niedergelegt.

„Die Kollegen sind geladen“, so Ulrike Fürniß, IG Medien Vize-Landeschefin. Bei Springer-Offset kommt hinzu, daß der Konzern durch flexiblere Schicht- und Arbeitszeiten 45 Stellen in der Rotation einsparen möchte. Auch die lukrativen Wochenendausgaben, für den Verlag besonders schmerzhaft, waren gestern in Gefahr. Bei taz-Redaktionsschluß stand allerdings noch nicht fest, ob die Nachtschicht ebenfalls streiken würde.

Im Tarifkonflikt geht es um zwei Kernpunkte. Zum einen fordert die IG Medien fünf Prozent mehr Lohn sowie Beschäftigungsgarantien. Zankapfel ist aber der Abschluß eines neuen Manteltarifvertrages. Die Gewerkschaft war mit den Forderungen nach Vorruhestand für Schichtarbeiter, Gesundheitsschutz für DruckereiarbeiterInnen, mehr Freischichten sowie Teilzeitarbeit – gerade für Frauen in der Weiterverarbeitung – sowie Frauengleichstellung in die Verhandlungen gegangen.

Der Bundesverband Druck fordert von der IG Medien, einem „Arbeitszeitkorridor“ mit flexiblen Arbeitszeiten zwischen 34 bis 40 Stunden – je nach Bedarf – sowie dem Abbau von Überstunden und Schichtzuschlägen zuzustimmen. Dafür wären dann die Druckunternehmer bereit gewesen, den ausgelaufenen Manteltarifvertrag wieder in Kraft zu setzen.

„Wir sind selber überrascht, gemessen an der allgemeinen Unsicherheit, was für eine Entschlossenheit und Kampfkraft bei den Kollegen vorherrscht“, so Ulrike Fürniß. Denn im Gegensatz zu früheren Arbeitskämpfen werden die Warnstreiks nicht bezahlt.

Gestern nachmittag scheiterten auch die regionalen Tarifverhandlungen für Schleswig-Holstein. Damit endete die Friedenspflicht auch für Angestellte in den Zeitungsverlagen. Die Ausweitung der Warnstreiks auf diesen Sektor ab Montag ist damit nicht mehr abzuwenden. Kai von Appen

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