■ Das Portrait: Emilio Riva
Als „Mann mit den drei ,E‘“ stellten seine Mitarbeiter den sechzig Jahre alten Unternehmer in deutschen Landen vor: emsig, entschlossen, erfolgreich. Die erste Kennzeichnung lernten die Treuhand-Manager schon beim ersten Zusammentreffen kennen – so „vollkommen ausgetüftelt wie der ist uns noch keiner mit einem Sanierungskonzept gekommen“, erinnert sich ein Beamter.
Kein Freund von deutschen Gewerkschaften Foto:
Jungeblodt/Third Eye
Die zweite Eigenschaft haben die Deutschen nun kennengelernt: Entschlossen, wie er ist, hat sich Emilio Riva aus der Übernahme des Eko-Stahlwerks zurückgezogen, gerade als Gewerkschaften und Lokalpolitiker glaubten, ihr Spielchen mit dem „Spaghetti“ so richtig anfangen zu können. Sie werden wohl die dritte Eigenschaft nicht mehr kennenlernen: den Erfolg.
„Nach ihm kommt Düsternis“, schwant einem Treuhandbeamten. Denn – welch ein Zufall – Riva hatte just jene Werksteile, die dem Eko-Betrieb fehlten, anderweitig stehen und bereits die Abbau-, Transport- und Wiederaufbaupläne für ein ganzes Blechwalzwerk mitgebracht. „Riva ist eben ein Eisenindustrieller und nichts anderes“, schreibt Il sole 24 ore bewundernd, „und gerade das hätte die Deutschen von seinen guten Absichten überzeugen sollen“.
Sicher: Wer Riva als Anhänger des Manchester-Liberalismus bezeichnet, liegt auch nicht weit daneben. Ein „Pokerer von hohen Graden“, schreibt Panorama, vor allem aber einer, der „nur mit absolut vertrauenswürdigen Leuten zusammenarbeiten kann – „am liebsten mit Menschen, die ich schon lange kenne“, sagt er über sich selbst. Weder nach deutschen Mitbestimmungsregeln gestellte Aufsichtsräte noch „Neutrale“, sondern ausschließlich eigene Gefolgsleute schienen ihm akzeptabel. „Deutsche werden im Zweifelsfall für ihre deutschen Landsleute stimmen, das ist nur natürlich und legitim“, übermittelte sein Verhandlungsführer nach Eisenhüttenstadt, „Riva aber muß ohne Rücksichten den maroden Betrieb sanieren können.“
Die hundert Millionen, die er zu investieren versprach, wird er wohl anderweitig auch einsetzen können, er hat in Belgien, Frankreich und Spanien schon unzählige Kombinate beisammen und macht mit ihnen einen Jahresumsatz von gut und gerne 2,6 Milliarden Mark. Er kommt ohne Eko besser aus als Eko ohne ihn. Werner Raith, Rom
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