■ tip: Tabori in Auschwitz
„Was ich hier suche, ist eine Erinnerung an meinen Vater“, sagt George Tabori und blickt umher. Mit einem der letzten Transporte kam Taboris Vater nach Auschwitz. Dort wurde er von den Nazis ermordet. Wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag begleitete nun ein ORF-Kamerateam den Theatermann bei seinem ersten Besuch der Gedenkstätte. Herausgekommen ist ein kleiner, privater Film. Archivbilder und Tagebuchaufzeichnungen von Lagerkommandant Rudolf Höß konterkarieren Taboris zumeist schweigenden Rundgang.
Auschwitz sei heute trotz allem nur noch „ein Museum“, meint Tabori. Die Erinnerung wohne anderswo. In Geschichten. Als versuchte er, die niemals verstehbare Leere dieses Ortes zu vertreiben, beginnt Tabori, von seinem Vater zu erzählen: „Er hat sich wie ein Gentleman benommen, was ganz absurd war. Zwei Zeugen haben ihn beim Eingang in die Gaskammer gesehen, als er jemandem vor ihm sagte: ,Nach Ihnen, Herr Mandelbaum!‘ Absurd, aber etwas sehr Schönes ist dabei, und ich glaube, ich würde dasselbe tun.“
Leider vergreift sich Regisseur Günter Schilhahn gelegentlich in der Bildsprache. Das klischeehafte Fotografieren eines Schmetterlings am Fenster der Todesbaracke bringt genau jene falsche Gefühligkeit in den Film, die Tabori selbst nicht nötig hatte.M. Riepe
„Nach Ihnen, Herr Mandelbaum“, Samstag, 19.30 Uhr, 3 Sat
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