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Kleine Schule der Häßlichkeit (7)

So und nicht anders sieht es aus, wenn man sich vom Hauptbahnhof nach links wendet. Dies ist der Platz mit Namen Auf der Brake, und er ist gänzlich von solchen Parzellen des Jammers bedeckt. Künftige Generationen werden zu der Überzeugung gelangen, daß eine Stadt ihre Toten besser auf dem Friedhof bestattet, und veranlassen, daß das Gräberfeld eingeebnet wird. Wir aber leben damit, und wir leben mit dem Wissen, daß der Mitmensch Mozart hört und dann hingeht und solche vierkantigen Pflanzflächen erfindet. Wer war's? Und wer war der Komplize, der sie so seelenverwandtschaftlich haltlos über den ganzen Platz verteilt hat? Und wer hat dann doch wieder nur statt charakterstarker Bäume diese Kümmerpflanzen angebaut, die Bodendecker und das Niedergesträuch?

Vermutlich haben zwei Gewalten, ach, gekämpft in der Brust des Stadtmöblierungsamtes: der Wille und der Widerwille. Nun ist der Platz bepflanzt, aber gepflastert, verschönt, aber versaut, und damit herrscht Ruhe und Planerfüllung, denn hier scheißt ja nicht mal mehr der Hund drauf. Manfred Dworschak

Foto: Kirsten Lorenz

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