: Ländliche Sorgen
■ Das „Montags-Telefon“ der katholischen Kirche ist ein Renner auf dem Land
Georgsmarienhütte Der Hof der Familie im Oldenburger Münsterland besitzt eine 300 Jahre alte Tradition. Seit einiger Zeit jedoch steht der 55 Jahre alter Bauer bei seiner Bank gehörig in der Kreide. Sein Sohn will den Hof nicht übernehmen. Der Vater fühlt sich als Versager und ertränkt den Frust über den Sohn und die Angst vor der Bank im Alkohol. Die Familie ist kein Einzelfall auf dem Land. In solchen Fällen hilft das seit einem Jahr bestehende „Montags-Telefon“ in der Katholischen Landvolkhochschule in Georgsmarienhütte bei Osnabrück.
Der Bauer konnte dort erst einmal seinen ganzen aufgestauten Ärger ablassen. „In der überschaubaren Dorfgemeinschaft, wo jeder jeden kennt, sind die Menschen mit persönlichen Problemen oft allein, weil sie sich anderen gegenüber keine Blöße geben wollen“, erklärt Ludger Rolfes (36) von der Katholischen Landjugendbewegung, Organisator des „Montags-Telefons“.
15 psychologisch geschulte MitarbeiterInnen, die selber alle aus der Landwirtschaft kommen, nehmen die Telefonate reihum entgegen. Oft können sie in langen Gesprächen die Anrufer vom Zorn auf andere, die sie angeblich übers Ohr gehauen haben, abbringen. „Wir wollen die Anrufer dazu bringen, sich über ihre eigenen Fähigkeiten klar zu werden, damit sie Wege finden, um aus dem Dreck herauszukommen“, erklärt der gelernte Agraringenieur und Theologe Rolfes.
Wenn es angebracht ist, werden jedoch auch Kontakte zur Schuldnerberatung oder zu ExpertInnen in Erbschaftsfragen vermittelt. 200 AnruferInnen haben seit vergangenem Jahr das gemeinsame Angebot der Landvolkhochschule in Georgsmarienhütte und der Landjugend, zumeist anonym, in Anspruch genommen. Eine Statistik zeigt: Die überwiegende Zahl der Anrufer waren Männer, meist über 50 Jahre alt. Für die Finanzierung sorgt das Landwirtschaftsministerium in Hannover gemeinsam mit der katholischen Kirche. In Rastede (Kreis Oldenburg), Bovenden (Kreis Göttingen) und Barendorf (Kreis Lüneburg) gibt es mittlerweile ähnliche Sorgentelefone.
Das Sorgentelefon ist montags von 08.30 bis 12.00 Uhr und von 20.00 bis 23.00 Uhr unter der Telefonnummer 05401/86 68 20 zu erreichen. Rolf Lampe/dpa
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