Helmut im Glück

■ ZDF-Politbarometer: Durchbruch für die Union, aber keine rechte Mehrheit

Mainz (AP/taz) – Nach der Europawahl hat die Union die SPD in der Wählergunst zum ersten Mal seit einem Jahr in ganz Deutschland überholt. Das geht aus den gestern veröffentlichten Ergebnissen des ZDF-Politbarometers für Juni hervor. Im Osten überflügelte die Union die SPD danach zum ersten Mal seit Februar 1991. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, hätte die Union mit 40 Prozent (plus zwei) zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder einen deutlichen Vorsprung gegenüber der SPD mit 36 Prozent (minus drei).

Die FDP würde den Angaben zufolge bei einer Wahl zum Bundestag unverändert fünf Prozent der Stimmen erhalten, die Grünen kämen auf neun Prozent (plus eins), die „Republikaner“ auf drei Prozent (minus eins) und die PDS auf vier Prozent (plus eins). Damit gäbe es im Juni ein Patt zwischen Regierung und Opposition, keine der beiden hätte eine ausreichende Mehrheit, um eine Regierung zu bilden. Ursache: Auf der Regierungsseite kann nur die Union gewinnen, die FDP stagniert, die Opposition kann das Gleichgewicht nur halten, weil der mögliche Partner, die Grünen, dazugewinnt.

Bei der Frage, wen sie lieber als Bundeskanzler hätten, entschieden sich die Befragten eindeutig für Helmut Kohl. Er lag mit 48 Prozent zum ersten Mal vor seinem Herausforderer mit 41 Prozent. Dieser Stimmungsumschwung beruht vor allem auf der deutlich besseren Beurteilung von Kohl im Westen, wie die Meinungsforscher ermittelten. Im Osten liegt Scharping noch knapp vor Kohl (Kohl: West 49 Prozent, Ost 45 Prozent; Scharping: West 39 Prozent, Ost 48 Prozent). Gründe für den Vorsprung liegen auch in der Charakterisierung der beiden: Helmut Kohl wird als tatkräftiger (48 Prozent/Scharping 16 Prozent) angesehen, er könne besser eine Regierung führen (47 Prozent/16 Prozent), und er ist ein Siegertyp (64 Prozent/zehn Prozent). Die herausragende Eigenschaft von Rudolf Scharping: Er ist sozialer eingestellt als der Kanzler (Kohl 15 Prozent/Scharping 51 Prozent).

Hauptgrund für den Stimmungsumschwung ist die steigende Erwartung, daß es mit der deutschen Wirtschaft wieder aufwärts geht und daß man die Kompetenz zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme im Westen und im Osten wieder eindeutig bei einer unionsgeführten Bundesregierung sieht.