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■ Das PortraitPaolo Berlusconi

Paolo Berlusconi, 46 Jahre alt, geschieden, drei Kinder, so der Spott im Hause Fininvest, der Superholding des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, wäre wohl sofort ins Gefängnis gegangen, als Untersuchungsrichter Di Pietro den Haftbefehl wegen Bestechung von Finanzbeamten gegen ihn erließ – „aber nicht, weil er geständig wäre oder die Anklage für richtig hält, sondern weil er wahrscheinlich gar nicht weiß, was ein Knast ist“.

Das Ansehen des „Berluschino“, des „kleinen Berlusconi“, ist auch unter Freunden nicht sonderlich hoch. Die meisten, die ihn kennen, halten ihn für eine Mischung aus Trottel und Hätschelkind. Seine bisherige Aufgabe war vorwiegend die eines Strohmannes – wo immer sein älterer Bruder mit den diversen Bauunternehmen, Handelsketten, Finanzierungsinstituten und Medieneinrichtungen mit Gesetzen in Konflikt kam, wurde ein Teil des Imperiums ausgelagert, und von da an zeichnete Bruder Paolo verantwortlich.

So etwa im Falle der Tageszeitung Il Giornale, dessen Besitz Berlusconi, Silvio, wegen eines zwar milden, aber immerhin vorhandenen Mediengesetzes nicht gleichzeitig mit seinen drei monopolistischen Fernseh-Privatkanälen halten durfte. Da wurde Berlusconi, Paolo, eingespannt. „Der saß dann mit leerem Blick in den Redaktionssitzungen dabei“, erinnert sich der frühere Chefredakteur des Blattes, Indro Montanelli, in einem erbarmungslosen Portrait in seiner neuen Tageszeitung La Voce, er „hielt eine halb abgebrannte Zigarre zwischen den Lippen und wachte allenfalls auf, wenn der Name eines berühmten Fußballers fiel“.

Silvios kleiner Bruder Foto: Reuter

Daß Paolo sich fast vier Tage dem Haftbefehl entzog, führen nicht nur die besorgten Ermittler, sondern hinter vorgehaltener Hand auch viele höhere Mitarbeiter Berlusconis darauf zurück, daß die Verteidiger ihm erst sehr mühsam „seinen Text beibringen mußten“ – nichts zugeben, und schon gar nichts, was Bruder Silvio betrifft, aber doch so kollaborativ erscheinen, daß er statt Knast Hausarrest bekommt. Denn: „Wenn der mehr als eine Nacht im Gefängnis ist“, sagt ein anderer Redakteur der Gruppe Fininvest, der ihn gut kennt, „merkt er, was passiert ist, und vor allem geht ihm der Text aus – und dann weiß keine Sau, was er gestehen wird – am Ende gar nicht die Wahrheit.“ Und was wäre wohl das Schlimmste, was Paolo Berlusconi anstellen könnte. Werner Raith

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