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■ taz – der RatgeberTips für den Stau

1. Flirten Sie!

Der Stau bietet Ihnen die einmalige Chance zur PartnerInnenwahl. Bedenken Sie, daß in Ihrer unmittelbaren Umgebung viele tausend Menschen ungeduldig warten. Vielen von ihnen werden Sie nie wieder so lange so nahe kommen. Nutzen Sie diese Chance! Ein liebes Wort von Fahrgastraum zu Fahrgastraum, ein Augenzwinkern, ein Lächeln, ein hinübergereichtes Elektrolytgetränk kann Ihr Leben verändern. Für Kurzentschlossene stehen zahlreiche Autobahnkirchen bereit. Trauzeugen stellen ADAC und VCD.

2. Trinken Sie!

Benutzen Sie die einmalig schöne taz-Thermoskanne, diese grandiose Verschmelzung von Funktion und Design. Legen Sie die Thermoskanne vor der Abfahrt über Nacht geöffnet (!) in den Kühlschrank. Füllen Sie sie sodann mit einem ebenfalls eiskalt gekühlten Getränk Ihrer Wahl auf. Geben Sie drei Eiswürfel zu. Die taz empfiehlt einen Mix aus Mineralwasser, natürtrübem Bio-Apfelsaft und dem Saft einer halben unbehandelten Zitrone. Dieser Trunk ersetzt zuverlässig die stauisch ausgeschwitzten Mineralien. Oder nehmen Sie Eistee mit Zitronensaft. Für besondere Anlässe (siehe Punkt 1) ist als Zweitgetränk ein ebenfalls gekühltes halbtrockenes Möselchen mit niedrigem Alkoholgehalt anzuraten. Wir garantieren: Mit den so zubereiteten Erfrischungsgetränken überleben Sie jeden Stau. Eiskalt.

3. Essen Sie!

Sagen Sie der einfallslosen Staustulle Lebewohl, packen Sie die Salatschleuder aus. Leichte Kost ist gefragt, und nichs ist bekömmlicher als ein sommerlicher Salat. Bereiten Sie ihn frisch zu, mit Shrimps oder Schafskäse. Sie haben im Stau alle Zeit der Welt. Die Zutaten führen Sie in der Kühltasche mit. Frische, zarte Löwenzahnblättchen oder Sauerampfer finden Sie unweit der Autobahn in den angrenzenden saftigen Wiesen. Waschen Sie die Blätter mit kaltem Wasser, das Sie in einer weiteren taz-Thermoskanne mitführen. Rezepte für Stausalate senden wir Ihnen auf Anfrage gerne zu.

4. Lauschen Sie!

Entspannen Sie sich bei Musik. Wählen sie dafür ruhige Weisen aus. Sie sollen die dröhnende Motorenwelt ohrenschmausig konterkarieren. Sie müssen aber gleichzeitig schwungvoll sein, um die gefürchtete Staudepression zu bekämpfen. Wir empfehlen das 2. Klavierkonzert von Chopin. Oder Peter Green. Oder die Kinderlieder von Nana Mouskouri. Oder den neuen Flamencospieler Otmar Liebert. Lauschen Sie mit geschlossenen Augen, und der Stau verschwindet im Nu.

5. Atmen Sie!

Angespannte Muskulatur wird schlecht durchblutet, die gefürchteten Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich machen sich breit. Ziehen Sie die Schultern bis an die Ohrläppchen hoch und atemen Sie tiiiiiiiiiiiief ein. Lassen Sie sodann die Schultern sanft zurückfallen und atmen Sie lange, lange aus. Wiederholen Sie diese Übung zehnmal nach jeweils fünf Stauminuten. Spüren Sie dem Fluß des Atems nach, er wird Ihnen den mangelnden Fluß auf der Straße voll ersetzen.

6. Lesen Sie!

Wer verschoß 1978 die zweitmeisten Elfmeter beim HSV? Solche und ähnlich knifflige Fragen finden sich im idealen Staubuch „Wer ist am Ball?“ von taz-Autor Christoph Biermann. Einer liest die Fragen vor, die Mitfahrer raten. Falls Sie allein im Auto sitzen, eröffnet Ihnen dieses praktische Büchlein vielleicht (siehe Punkt 1) eine Kommunikation mit dem Staunachbarn.

7. Schreiben Sie!

Wann sonst haben Sie soviel Zeit, um zu schreiben? Nicht nur Briefe: Der Stau hat schon manches Meisterwerk geboren. Der Rhythmus der an- und ausgehenden Motoren inspiriert Sie vielleicht zu einem Gedicht. Versuchen Sie sich in der Staulyrik mit einer Ode ans Kamener Kreuz oder einem modernen Überholspur-Rap. Oder dichten Sie Limericks wie unser Leser Erwin Hülsmann aus Bottrop:

„Es war einmal ein Fahrer aus

Trier

der trank im Stau zuviel Bier

da wurd' ihm ganz heiß

vonner Stirn tropft der Schweiß

da kollabiert er und schreit wie

ein Stier.“

8. Sch...en Sie!

Nicht nur der Stau auf der Straße, auch der innere Stau kann schnell zur Katastrophe führen. Rechtzeitige Entleerung beugt vor. Ein handlicher Klappspaten, Modell „Explorer“, hilft Ihnen peinliche Situationen zu meistern und Ihre Hinterlassenschaft zuverlässig zu entsorgen, was nachfolgende Zeitgenossen – egal wo – als ausgesprochen kollegiale Geste empfinden werden.

Allzeit gut gestaut –

Ihr Stauberater

Manfred Kriener

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