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Schwere, weiche Bälle

■ US Open in Flushing Meadow: Boris Becker in der 1. Runde gegen den US-Amerikaner Richey Reneberg ausgeschieden

New York (dpa) – Boris Becker verlor gleich sein erstes Match der US Open. Mit 1:6, 4:6, 6:4, 6:1, 6:7 (5:7) unterlag er dem Weltranglisten-48. Richey Reneberg (USA). Danach erteilte der frustrierte Leimener dem deutschen Daviscup- Team eine harsche Absage. „Als nächstes spiele ich in fünf Wochen in Sydney“, erklärte Becker und bestätigte gleich darauf, man könne dies durchaus so verstehen, daß er im Halbfinale gegen Rußland definitiv nicht dabei sei. Weitere Stellungnahmen lehnte er rundweg ab: „Dieses Thema sollten wir jetzt lassen.“

Exakt drei Stunden und drei Minuten hatte sich der nach den Erfolgen von Los Angeles und New Haven zum Spieler des Monats gewählte Becker nach Kräften gemüht und mußte schließlich doch erkennen, daß Doppelspezialist Reneberg an diesem kühlen Augustabend der Bessere war. Erschreckend war seine Leistung vor allem in den beiden ersten Sätzen. Nichts, aber auch gar nichts klappte. Kein einziges As im ersten, nur drei Asse im zweiten Satz waren die magere Ausbeute.

Statt dessen leistete er sich unverständlich viele Fehler. Das änderte sich erst im dritten Durchgang. Dann aber schien der Deutsche das Match doch noch umbiegen zu können. Im entscheidenden Moment fehlten Becker jedoch Kraft und Konzentration. Und die Schuldigen dafür waren rasch gefunden: „Als ich die schweren und weichen Bälle sah, wußte ich, es wird Probleme geben“, sagte Becker und monierte, daß das Spiel auf dem Hartplatz in Flushing Meadow noch nie so langsam gewesen sei wie in diesem Jahr. Zwar hinderte ihn das nicht daran, beim Stande von 4:5 im entscheidenden fünften Satz drei Matchbälle abzuwehren. Aber im Tie-Break konnte er dieses Kunststück kein zweites Mal wiederholen und mußte mitansehen, wie Reneberg den sechsten zum Sieg verwandelte. Die bis weit nach Mitternacht ausharrenden rund 2.000 Zuschauer sprangen von ihren Sitzen auf und verabschiedeten beide Akteure mit Ovationen.

Beckers Frust und Enttäuschung allerdings waren stärker als die freundliche Anerkennung. „Es ist so ärgerlich“, schimpfte er nach der ersten Niederlage im siebten Vergleich gegen Reneberg, „das Turnier hat gerade erst begonnen und ich hatte so gute Chancen.“ Die aber sind nun bereits in der ersten Runde vertan. Und das ist dem Weltranglisten-Siebten, der nun auch um die Teilnahme an der ATP-Weltmeisterschaft Ende des Jahres in Frankfurt fürchten muß, bei 37 Grand-Slam-Turnieren nur zweimal passiert – 1990 bei den French Open und im vergangenen Jahr in Australien.

Beckers Schicksal teilte Karsten Braasch, der Malivai Washington (USA) mit 7:6 (7:5), 3:6, 6:3, 3:6, 3:6 unterlag – weniger weil der US- Amerikaner so stark war, als vielmehr weil er selbst im entscheidenden Moment zu viele Fehler machte. Überraschend das Ausscheiden der Münchnerin Sabine Hack, die als Nummer zwölf der Setzliste gegen Gigi Fernandez mit 2:6, 6:2, 6:7 (3:7) verlor.

Weitaus erfolgreicher war Markus Zoecke, der den an Nummer zwei gesetzten Kroaten Goran Ivanisevic 6:2, 7:5, 3:6, 7:5 ausschaltete. Ein seltenes Erfolgserlebnis konnte auch Marc-Kevin Goellner feiern, der offenbar einen Imagewechsel anstrebt und dies durch eine Drehung seiner Kappe um 180 Grad signalisierte. Er bezwang den Neuseeländer Brett Steven mit 7:6 (7:5), 6:4, 3:6, 6:1.

Frauen: Gigi Fernandez - Hack 6:2, 2:6, 7:6 (7:3); Martinez - Martinek 6:1, 6:0; Helgeson - Kschwendt 6:2, 6:1; Sanchez-Vicario - Ferrando 7:5, 6:1; Pierce - Temesvari 6:3, 6:2; Meschki - Sugiyama 6:1, 6:4; Wang - Li 7:5, 6:4; Medwedewa - Schett 4:6, 6:2, 7:6; Zrubakova, - Tarabini 6:2, 6:2; Kamio - Golarsa 6:4, 6:4; Mary Joe Fernandez - Appelmans 6:4, 6:3; Frazier - McQuillan 6:0, 6:3; Majoli - Van Lottum 6:1, 2:0 Aufgabe Van Lottum; Hy - Labat 6:1, 7:6; Habsudova - Monami 6:3, 6:2

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