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Wie Dr. Seltsam die Bomben entschärft

■ US-Atomfabrik M. Marietta geschlossen

Berlin (taz) – Die Präsidenten versprachen der Welt atomare Abrüstung. Nur kann der Amerikaner Bill Clinton so schnell nicht Wort halten. Eine Woche nach dem Gipfeltreffen mit Boris Jelzin ist die Atomfabrik in Oak Ridge (Tennessee), in der jährlich etwa 1.000 amerikanische Atomsprengköpfe demontiert werden sollten, geschlossen worden.

Die Anlage trägt das militärische Kürzel „Y-12“ und wird seit 1984 von der Raketen- und Bombenbaufirma Martin Marietta betrieben. Inspektoren des Energieministeriums hatten bisher keinen Zugang zu den militärischen Einrichtungen. Beamte der unabhängigen Agentur für die Sicherheit nuklearer Verteidigungsanlagen entdeckten schwere Mängel: Wie sich jetzt herausstellte, sind im Dezember vor zwei Jahren 19 Arbeiter mit radioaktivem Cäsium verseucht worden. Der Vorsitzende der Agentur, die im Auftrag des Kongresses tätig ist, schrieb an das Energieministerium, Martin Marietta habe seit Jahren so gut wie jede Sicherheitsvorschrift verletzt. Unter anderem sei hochangereichertes Uran aus den demontierten Bomben so dicht gepackt auf dem Gelände gelagert worden, daß die Gefahr einer spontanen nuklearen Kettenreaktion bestanden habe.

Martin Marietta wirft der Untersuchungsgruppe vor, die Probleme aufzubauschen. Die Gefahr sei „sehr geringfügig“ gewesen. Die Anlage von Oak Ridge ist die einzige in den USA, die das hochangereicherte Uran aus Atombomben zurückgewinnen und weiterbehandeln kann. Die Plutonium-Anteile werden in andere Anlagen verbracht. Die New York Times berichtet jedoch, daß die unabhängigen Inspektoren ähnliche Mißstände in allen Militäranlagen gefunden haben. Niklaus Hablützel

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