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„Absurde Uni-Kleinststandorte“

■ Niedersächsische Hochschulkommission empfiehlt mehrere Schließungen

Hannover – Die Forschungskommission Niedersachsen hat der Landesregierung die Schließung kleiner Universitätsstandorte nahegelegt. An den Beispielen der Hochschulen Hildesheim, Lüneburg und Vechta erweise sich „die derzeitige Schwäche des niedersächsischen Hochschulsystems“, heißt es in dem gestern vom Wissenschaftsministerium in Hannover veröffentlichten Bericht. Hier würden Studierende an Hochschulen gelockt, die in vielen Bereichen nicht Universitätsniveau entsprächen. Die seit Jahren umstrittene Hochschule Vechta, die in eine Universität umgewandelt werden soll, nennt der 516 Seiten umfassende Bericht „einen absurden Kleinststandort“.

Als „unausweichliche Alternative“ sieht die Kommission in Lüneburg und Hildesheim einen kräftigen Ausbau oder die Schließung der Universitäten beziehungsweise ihre Umwandlung in Fachhochschulen oder Pädagogische Hochschulen. In Osnabrück sollten die Naturwissenschaften konsolidiert und die Wirtschaftswissenschaften ausgebaut werden. In Oldenburg wird ein zügiger Aufbau des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres und des ingenieurswissenschaftlichen Fachbereichs gefordert.

Die 20 Hochschulexperten umfassende Kommission war 1992 von der Landesregierung mit der Erarbeitung des Berichts beauftragt worden. Er soll den Ist-Zustand beschreiben und Empfehlungen festhalten. Die geplanten Einsparungen der Landesregierung in Höhe von rund 50 Millionen Mark werden in dem Bericht kritisiert. Es werde mittlerweile selbst das bestehende Forschungsniveau“ gefährdet. Grundausstattungen für Sonderforschungsbereiche seien immer weniger gegeben.

Auch die Personallage sehen die Experten kritisch. Es sei „dringend erforderlich, die Personalstruktur der Hochschulen den tatsächlichen, durch Überlast und Unterfinanzierung charakterisierten Hochschulverhältnissen anzupassen“. Bei den Stellen für Nachwuchswissenschaftler sieht die Kommission einen „eklatanten Mangel“ in Niedersachsen. Hier müsse „umgehend für Abhilfe gesorgt werden“.

Die Hochschulkommission empfielt den Hochschulen, Schwerpunktprofile zu entwickeln. Diese Strukturen sollten vom Land durch gezielte Verstärkung der Grundausstattungen ermöglicht werden. Die Kommission warnt davor, das sogenannte niedersächsische Vorab der Volkswagen-Stiftung zur Finanzierung von Aufgaben zu benutzen, die in anderen Bundesländern mit Haushaltsmitteln erfolgten. Bei Kooperationsprojekten mit Drittmittelgebern sollten verstärkende Mittel des Landes zugeteilt werden.

Die Kommission betont „die enorme Bedeutung von Forschung und Bildung für ein rohstoffarmes und auf den Export angewiesenes Land“. Deswegen sei es geboten, „in der gegenwärtigen Situation grundsätzlich mehr Mittel im Sinne einer antizyklischen Politik für die Forschung bereitzustellen“. Zumindest solle versucht werden, „innerhalb des Forschungs- und Bildungssektors die Prioritäten so zu setzen, daß zumindest das einmal erreichte Niveau erhalten bleibt.“

Die Landtagsfraktion von Bündnis '90/Die Grünen und die außerparlamentarische Arbeitsgruppe der FDP kritisierten am Nachmittag angesichts des Kommissionsberichts erneut die Sparbeschlüsse der Landesregierung im Hochschulbereich. dpa

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