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Es ist längst nicht alles grün, was glänzt

Der Markt bei ethisch-ökologischen Geldanlagen beginnt zu boomen / Wie sind „Grünanlagen“ zu beurteilen? / Wer sein Geld bei einer Großbank abgibt, muß in Kauf nehmen, daß es in Rüstung investiert wird / Interview mit Max Deml (Wien)

Versicherungen und Investment- Firmen werben damit, das Kapital ihrer Kunden ökologisch, ja sogar ethisch-ökologisch anzulegen. Doch während sich die einen bemühen, neue Wege zu gehen, und bei der Auswahl ihrer Invest-Angebote ethische und ökologische Kriterien zugrunde legen, ist dieser Markt für andere, oft Großbanken, ein Zusatzgeschäft mit grüner Marketing- Strategie.

Inzwischen gibt es für nahezu alle Produkte des Finanzmarktes eine grüne Variante, allerdings kaum unabhängige Institutionen, die sich auf die ökologischen Geldanlagen spezialisiert haben. Die taz sprach mit Max Deml (37), Direktor des Wiener „Forschungsinstituts für ethisch-ökologische Geldanlagen“ und Herausgeber des Börsendienstes „Öko-Invest“.

taz: Bei ökologischer Geldanlage denke ich zunächst an Investitionen im Energiesektor: Sonnenkraftwerke oder Windenergie-Anlagen. Welches sind denn weitere klassische Investitionsbranchen?

Max Deml: Der Energiebereich ist zwar der bekannteste, aber mit nur wenigen hundert Millionen Mark an Investitionsvolumen auch der kleinste. In Deutschland gibt es allenfalls 60 Betreibergesellschaften von Windkraftanlagen, an denen man sich beteiligen kann. Der große Markt liegt vor allem bei Umwelttechnologien, also Abwasser, Entsorgung, Trinkwasseraufbereitung, Filteranlagen, Asbest- sowie der Sanierung von Altlasten im weitesten Sinne.

Unabhängig von diesen Umweltbranchen findet man in jeder beliebigen Branche – mit Ausnahme vielleicht der Rüstung – ökologische Marktführer, die in Umweltfonds aufgenommen werden, obwohl sie nicht direkt im Bereich der Umwelttechnologie tätig sind. Beispielsweise war das in der Kosmetikbranche bis vor wenigen Wochen der jetzt in Verruf geratene Konzern „Body-Shop“, der auf Tierversuche verzichtet, also weniger im ökologischen als vielmehr im ethischen Bereich anzusiedeln ist.

Wer investiert denn sein Kapital ökologisch? Gibt es typische Standardanleger?

Das Publikum ist sehr gemischt. Da gibt es den konventionellen Anleger, der die Umweltbranchen der 90er Jahre als den Wachstumsmarkt schlechthin versteht. Allerdings ist es durch politische Verzögerungen bislang noch nicht zu dem erwarteten Boom gekommen.

Der typisch grüne Anleger will vor allem vermeiden, seine Rendite mit Umweltverschmutzung zu verdienen. Er investiert in Umweltfonds, wenn er anhand von Geschäfts- und Rechenschaftsberichten nachvollziehen kann, wo sein Geld angelegt wird.

Andere wiederum richten sich nach ideologischen Kriterien, ohne mit hoher Rendite zu spekulieren. Sie wählen vielleicht eine Anlage bei der Ökobank oder gehen zur Bochumer GLS-Gemeinschaftsbank, verzichten dadurch zum Teil ganz auf die Zinsen, weil sie vom ethischen Ansatz her die ganze Zinswirtschaft in Frage stellen.

Dann gibt es Privatanleger, die eine solche Geldanlage als Beimischung zu ihrem sonstigen Vermögen sehen und davon einen Teil im Umweltbereich investieren, allerdings weniger aus ideologischen Gründen, sondern vielmehr wegen der besseren Risikostreuung ihres Kapitals.

Hinzu kommen institutionelle Anleger, zum Beispiel Pensionskassen in der Schweiz oder Lehrergewerkschaften in Kalifornien, die viele Milliarden Dollar verwalten. Deren Mitglieder verlangen eine ethisch-ökologische Form der Geldanlage – was es in Deutschland leider noch kaum gibt.

Greenpeace zum Beispiel setzt noch immer auf Festgeld, um möglichst viele Zinsen herauszuholen. Die sehen kaum auf die inhaltlichen Aspekte, sondern nur auf Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit.

Werbestrategen preisen die ökologische Geldanlage als die ideale Verbindung von Ökologie und Ökonomie. Ist denn mit einer „Grünanlage“ das angelegte Kapital tatsächlich zu maximieren?

Ich würde sagen, zu optimieren: Wer ökologische Kriterien anlegt, muß nicht unbedingt auf Rendite verzichten. Natürlich kann man auf dem Aktienmarkt auch mal einige Jahre lang Pech haben. Andererseits gab es in den 80er Jahren sehr viele Umweltfonds, die weit besser abgeschnitten haben als der Durchschnitt. Untersuchungen haben gezeigt, daß eine grüne Geldanlage nicht unbedingt einen Renditeverzicht bedeutet. Und darauf wird insbesondere auch die neue Umweltbank setzen.

Wie viele der derzeit angebotenen Geldanlagen sind denn als ökologische Kapitalanlage nicht ernst zu nehmen?

Es gibt leider nur sehr wenige unabhängige Stellen, die solche Daten zu einzelnen Firmen genau aufbereiten und recherchieren. Wir zum Beispiel werten allein 240 verschiedene Zeitschriften aus, um firmenunabhängige Informationen zu bekommen. Denn Geschäftsberichte und Pressemitteilungen genügen bei weitem nicht, um sich ein objektives Bild zu machen.

Darüber hinaus unterstützen uns viele Bürgerinitiativen, kritische Aktionäre und Umweltschutzverbände, um die zahlreichen Firmen unter die Lupe zu nehmen. Wir erstellen dann ein Unternehmensporträt, aufgeschlüsselt nach verschiedenen Kriterien, das wir Anlegern zur Verfügung stellen.

Nennen Sie doch mal Namen: Wer verspricht mehr, als er tatsächlich halten kann?

Das ist sehr schwer. Von den 600 bis 700 Unternehmen, die wir weltweit beobachten, tendieren 50 bis 80 zum green-wash, das heißt, es werden Projekte vorweggenommen, die es noch gar nicht gibt, oder einzelne Teile davon werden aus einem Produktionsprozeß als ökologisch hervorgehoben, obwohl das ganze Produkt, unter dem ökologischen Aspekt betrachtet, unsinnig ist.

Daneben sind – gerade in Deutschland – oftmals die Konzernverflechtungen ein Problem: Die Metallgesellschaft, die vor Jahren ihre „100 Prozent grüne“ Tochter B.U.S. Umweltservice AG an die Börse gebracht hat, wird oft wegen anderer Beteiligungen kritisiert. Die Minengesellschaft Ok Tedi zum Beispiel verursacht enorme Umweltschäden beim Kupferabbau in Papua-Neuguinea.

Welche Kriterien muß ein solches Unternehmen erfüllen, damit es vor Ihren Augen Gnade findet und Sie es als ökologische Geldanlage empfehlen?

Der Öko-Invest enthält eine Aktien-Empfehlungsliste, das Forschungsinstitut Fifega hingegen gibt keine Empfehlungen ab, sondern stellt nur fest, ob diese oder jene Kriterien – da gibt es eine lange Liste mit fast 120 verschiedenen Gesichtspunkten –, zutreffen oder nicht. Diese Kriterien sind von der politischen Struktur eines Landes abhängig, dann vom Unternehmen und schließlich vom Anleger selbst. Auf diese Frage gibt es nur individuelle Antworten.

Die Qual einer Wahl der für ihn wichtigen Kriterien bleibt beim Anleger. Nimmt man das Kriterium Südafrika, so waren bis vor kurzem Geschäfte mit diesem Land verpönt. Jetzt ist es umgekehrt: Man sucht Firmen, die die Gleichberechtigung schwarzer und weißer Arbeiter in südafrikanischen Firmen aktiv fördern.

Wie kann ich umweltbewußt arbeitende Unternehmen von solchen unterscheiden, die sich lediglich das grüne Mäntelchen umhängen?

Den Umfang des ökologischen Engagements bestimmt die Geschäftsleitung, zum Beispiel durch die Wahl der Lieferanten, Transportwege, Wiederbefüllbarkeit von Verpackungen – also Dinge, von denen man anhand der Geschäftsberichte feststellen kann, daß sich hier einige Unternehmen konventionell verhalten und andere klare ökologische und ethische Richtungen einschlagen.

Ein weiteres Stichwort ist die Ökobilanz, das heißt, daß die Firma unter dem Gesichtspunkt des Umweltmanagements freiwillig oder gesetzlich verpflichtet Messungen vornimmt.

Der strengste Umweltfonds, der demnächst von der Ökobank initiiert wird und Anfang 1995 herauskommen soll, hat so strenge Kriterien, daß von 100 Kandidaten, die man näher prüfte, nur 10 oder 15 übrigblieben. Dort könnte man guten Gewissens investieren.

Finanz-Ratings sind zwar gang und gäbe, Sie machen aber auch Umwelt-Rating. Nun ist schon die ökologische Bewertung von Produkten umstritten – wie lassen sich denn ganze Unternehmen bewerten?

Für das Öko-Rating wird monatlich ein Unternehmen aus dem Musterdepot von Öko-Invest von einer erfahrenen Münchener Firma unter die Lupe genommen, die uns ein Rating aus verschiedenen Bereichen mittels eines 300 Punkte umfassenden Fragebogens erstellt: vom Umweltmanagement über die Logistik bis hin zur Entsorgung von Produkten.

Die Firmenangaben werden mit unabhängigen Quellen verglichen, und heraus kommt als erster Anhaltspunkt eine Endnote, die wie eine Schulnote im Branchenvergleich zu bewerten ist. Dieses Öko- Rating werden wir über vier Jahre evaluieren, damit wir sehen, wo die Probleme einer solchen Bewertungsmethode liegen.

Welches Fazit können Anleger aus einem solchen Rating ziehen? Das wäre ja nun doch eine Anlageempfehlung, die Sie vorhin verneint haben.

Die Öko-Rating-Note, deren Skala von -5 bis +5 reicht, soll dem Anleger einen ersten Eindruck von der Umweltbonität eines Unternehmens geben. Die neutrale Note Null würde auf reaktive Unternehmen zutreffen, die die gesetzlichen Mindeststandards gerade noch erfüllen – man konnte zwar keine ökologischen Altlasten feststellen, aber auch kein besonders engagiertes, aktives Umweltmanagement.

Pluspunkte kann ein Unternehmen natürlich auch im Produktbereich selbst sammeln. Die bisher höchste Öko-Rating-Note erzielten mit +3,3 die an der Wiener Börse notierten Jenbacher Werke AG, die mit ihren beiden Geschäftsbereichen Schienenfahrzeuge und Energiesysteme viel zum Umweltschutz beitragen.

Die ökologische Seite ist eine Sache, die finanzielle eine andere. Der Öko-Invest prüft beides und spricht eine Kaufempfehlung aus, wenn beide Faktoren stimmen. Im Fall Jenbacher Werke ist der Einstieg bei Aktienkursen von derzeit

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noch unter 2.100 Schilling [rund 300 Mark; d. Red.] eventuell sehr aussichtsreich.

Wie reagieren denn überhaupt die Unternehmen? Lassen die sich einfach so von Ihnen über die Schulter in deren Bücher schauen?

Einige Firmen veröffentlichen schon seit Jahren Energie- und Ökobilanzen nebst deren Entwicklungen. Bei anderen Firmen hat man nur sehr wenige Daten.

Wenn jemand gar nicht kooperieren will, wie kürzlich die Firma Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG – Mineralwasser ist eigentlich ein unverdächtiges Produkt –, fällt das Rating allein aufgrund der mangelnden Informationsbereitschaft negativ aus. Doch über 90 Prozent reagieren sehr positiv, da sie selber hohen Wert darauf legen.

Allerdings untersuchen wir nur Firmen, von denen wir schon einen positiven Eindruck haben. Davon ausgehend ist fast jedes Unternehmen bereit, sich in die Karten schauen zu lassen und viele Daten herauszugeben, die nicht alle unbedingt für die Öffentlichkeit bestimmt sind, die wir aber für die Bewertung einsehen können.

Wo ziehen Sie denn Grenzen? Es wäre doch widersinnig, eine Chemie-Aktie positiv zu bewerten, nur weil sich ein Konzern vielleicht in der Beseitigung von Abfällen engagiert – die er möglicherweise auch noch selber produziert!?

Wir haben da sehr strenge Kriterien. Firmen wie beispielsweise der große amerikanische Abfallentsorger WMX Technologies [vormals Waste-Management; d. Red.] sind zwar in vielen Umweltfonds vertreten, würden aber bei uns keinen Eingang finden. Diese Firma hat im Deponiebereich so viele Gesetze übertreten, daß sie mit mehr als 50 Millionen Dollar Strafe belegt wurde.

Sie sehen also nicht nur auf die Branche, sondern auch auf das Management?

Es nützt wenig, wenn eine Firma eine neue umweltschonende Technologie entwickelt, aber andererseits Geschäftsbereiche hat, die umweltschädlich sind. Man muß immer den Gesamtkonzern im Auge haben: Wenn ein Teil im Rüstungsbereich investiert wird, sei es nur mit EDV, wie bei Siemens, dann kommt die Aktie für uns nicht in Frage – und sei die Firma auch der größte Solarproduzent der Welt.

In der Branche selbst scheint es ein Hauen und Stechen um die Ökologie zu geben. Was ist denn da los?

Es ist leider tatsächlich so, daß in diesem Segment der Konkurrenzkampf voll eingesetzt hat. Viele Versicherer, Banken und sonstige Finanzdienstleister merken, daß das Marktsegment sehr schnell wächst – vor fünf Jahren war es kaum beachtet. Die künftigen Geschäfte mit neuen Kunden auf dem Finanzmarkt werden durch junge Leute garantiert. Die sind Umweltargumenten und sozialem Nutzen gegenüber oft sehr aufgeschlossen – also ein ideales Spielfeld für die Chefetagen, neue Produkte zu entwickeln und neue Strategien auszuprobieren. Da arbeitet man aus meiner Sicht leider oft mit unfeinen Methoden, und die Konkurrenz wird hinsichtlich neuer Entwicklungen ausspioniert: Hier pflanzt und erntet sich jeder Anbieter seine eigenen Lorbeeren.

Zum Beispiel?

Derzeit wetteifern mehr als ein Dutzend Versicherungsanbieter und -makler – die „Fairsicherungsläden“ zusammen mit der Mannheimer, die Versiko zusammen mit der Continentalen, Securvita, Skandia und andere –, darum, wer denn die grünste Öko-Lebensversicherungspolice auf den Markt gebracht hat, bei wem also ein möglichst hoher Anteil der Beiträge in möglichst gut ausgewählte Öko- Investments weiterveranlagt wird.

Einen Vorteil hat dieser Konkurrenzkampf jedenfalls: Ökologische Produktlinien werden so wesentlich schneller weiterentwickelt.

In 10 bis 15 Jahren, so prognostizieren Sie, werde ökologisches Aktien-Rating eine Selbstverständlichkeit sein. Was macht Sie da so sicher?

Der ökonomische Aspekt. Es gibt viele Firmen, die jetzt intern mit Umweltproblemen und Altlasten zu tun haben und um ihre Existenz kämpfen, wenn sie die Betriebsprobleme nicht oder nur mit hohem Kostenaufwand in den Griff bekommen. Zudem wird in den Kreditabteilungen der Banken mittlerweile oft eine Umweltprüfung verlangt – in der Schweiz und in Österreich ist das bei Großbanken fast schon Standard. In Deutschland machen es einige Banken mit Sicherheit auch schon, allerdings ohne deswegen ein großes Aufheben zu machen.

Jede Altlast wird im Ernstfall zu einem ökonomischen Unsicherheitsfaktor – zu einem unschätzbaren Risiko in Millionenhöhe. Weltweit wird die Umweltgesetzgebung strenger, und die Vollzugsdefizite werden abgebaut. Insofern wird man in den nächsten 10 bis 15 Jahren sehr genau die Auswirkungen von Produktionsprozessen beachten. Und auch für den ökonomisch orientierten Anleger werden die Umweltaspekte entscheidend sein.

Wo ist man denn international besonders bemüht, Anleger mit ökologischen Ambitionen zu umwerben? Osteuropa zum Beispiel dürfte sehr wahrscheinlich trotz hoher Privatisierungsquoten noch kein Traum für Öko-Anleger sein.

Nein, dort denkt man zuerst an Arbeit und Brot, und erst dann an schöne Wälder. Aber in den USA haben sich seit Jahren rund 40 große Umweltfonds mit einem Anlagekapital von rund 10 Milliarden Dollar entwickelt. Skandinavien und Holland sind sehr engagiert, Frankreich weniger. In Japan gibt es inzwischen etwa sieben Umweltinvestment-Fonds. Großbritannien wird durch Umweltverträglichkeitsprüfungen interessant. Dort gibt es rund 400 kleinere Umwelt-Consultingfirmen.

Auch im deutschsprachigen Raum gibt es erste Ansätze. Das sind Investment-Fonds, aber auch die Ökobank. Die Nürnberger UmweltBank entwickelt sich, nicht zu vergessen die GLS-Gemeinschaftsbank in Bochum, die schon seit über 20 Jahren existiert und noch kein negatives Jahr erlebt hat, obwohl sie sogar Teile der Gelder verschenkt und sehr günstig verleiht.

Nun meint gerade die Ökobank, man werde es dem Kunden nie ersparen können, auf mögliche Renditen zu verzichten. Eine ethisch- ökologische Geldanlage ohne Opfer gebe es gar nicht. Sind denn gutes Gewissen und Gewinn ein Widerspruch?

Nicht unbedingt. Die Philosophie der Ökobank ist anders als zum Beispiel die der neuen Umweltbank, die damit auch Geschäfte machen will, was ja legitim ist. Die Ökobank konzentriert sich auf Solidarität und bietet verbilligte Kredite für Unternehmen und Projekte. Doch ist natürlich logisch: Je billiger man Geld verleiht, desto mehr muß der Anleger auf einen möglichen Ertrag verzichten.

Muß ich demgegenüber bei normalen Banken immer billigend in Kauf nehmen, daß meine Zinsen aus Rüstungsgeschäften bezahlt werden?

Bei einer normalen Bank haben Sie keinerlei Kontrolle. Egal ob Sparbuch oder Girokonto: Indem Sie das Geld am Schalter abgeben, geben Sie auch die Kontrolle darüber aus der Hand, wo es die Bank investiert. Nur bei den spezialisierten Instituten haben Sie die Gewähr, daß es in den von den Statuten festgelegten Kreisläufen und nirgendwo anders angelegt wird.

Geben Sie doch mal einen Tip: Wie und wo sollte denn jemand investieren, der seine frisch geerbten zwei Millionen ökologisch anlegen will?

Man sollte auf keinen Fall nur in ein oder zwei Projekte investieren, sondern das Risiko in mindestens zehn Projekte streuen, zum Beispiel die Hälfte des Geldes in relativ sichere Anlagen investieren. Da bietet sich zum Beispiel die Eurofima an, eine europäische Eisenbahnfinanzierungsgesellschaft, die Loks und Waggons vorfinanziert. Deren Anleihen mit beliebigen Laufzeiten sind marktgemäß verzinst, derzeit mit über 7 Prozent, und gehören mit ihrer Bonität „AAA“ zu den sichersten der Welt. Einen weiteren Teil des Kapitals sollte man in Aktien stecken, die sich langfristig besser rentieren als Anleihen. Allerdings sollte man die Aktien viele Jahre halten und nicht nach einem halben Jahr wieder aussteigen, sonst kann man aufgrund der Kursbewegungen hereinfallen. Und schließlich würde ich die Ökobank oder die GLS-Gemeinschaftsbank unterstützen. Man bekommt allerdings bei den Fördersparbriefen keine oder nur sehr niedrige Zinsen, aber dafür werden mit dem eingesetzten Geld sinnvolle Projekte finanziert, die ansonsten nie realisiert werden könnten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Andreas Lohse

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