■ Standbild: Knaller-TV pur "studio/moor"
„studio/moor“, Donnerstag, 21.50 Uhr, premiere
Manche konnten den 29. Dezember gar nicht abwarten – endlich gab's Silvesterböller! Auch Dieter Moors TV- Pfadfinder brachten gleich kistenweise die Knallfrösche auf die Mattscheibe, getarnt als sogenannter „Jahresrückblick“. Fleißig waren hier allerdings nur der Cutter und die Studioregie, zermürbt hingegen der sinnsuchende Zuschauer. Ihn erwartete der Zapper-Overkill, aus Fakten wurden Fetzen, aus Analyse Amüsement. Da sackt im Januar Hape Kerkeling mit „Cheese“ ein – und kriegt noch eins drauf: „Alles Käse!“ Nachrichten-Oldie Heiner Bremer liefert „weiße Haare für die Quote“, und dann gab's noch die Klage gegen Unterbrecher-Werbung und den Fascho-Tenor gegen einen Hamburger Journalisten und – endlich – die erste längere Reportage: „Jagd auf Dagobert!“ Mit Szenen des schon im Herbst gesendeten Sat.1-Krimis wurde das Material des Medienspektakels noch mal als buntes Bilderhäppchen zusammengebastelt. Recycling-Fernsehen.
Wenn (fast) alle Nachrichten noch mal nachgekaut werden, muß niemand kritisch Position beziehen und aus dem name dropping Hintergründe herausfiltern. Das funktioniert nur, wenn die TV-Bilder selbst zur Botschaft werden, wie im Fall der Talk-Doublette von „Fliege“ und „Lindenau“. Die bis in die wörtliche Rede identisch agierenden Exhibitionisten in einer bissigen Parallelmontage: Das ist drehbuchreife Medienkritik.
Ziemlich knapp fiel dafür die Notiz über den herbstlichen Laubfall im Blätterwald der neuen Fernsehzeitschriften aus. Immerhin macht Dieter ja den Reklame-Moor für „TV pur“. Fehlte vielleicht deswegen eine böse Bemerkung zu Ilona Christens Auftritt als Waschmittel-Moderatorin? Dieter Deul
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