■ SchülerInnenreport: Die Uni: kalt, zugig, betonhäßlich
Alle Jahre wieder lädt die Uni SchülerInnen der 12. und 13. Klassen ein, die Alma Mater Bremens näher kennenzulernen. Man wolle keineswegs mit vollen Hörsälen Abschreckung betreiben, meint Eberhard Scholz von der Pressestelle der Uni, sondern den künftigen StudentInnen ein „Maximum an Information“ geben, damit sie Lust auf die Uni bekommen und sich dort besser zurechtfinden. Etwa 1.200 SchülerInnen machten gestern von diesem Angebot Gebrauch – unter ihnen auch Anna Meier, Schülerin der 9.Klasse und derzeit Praktikantin der taz:
Hier soll ich mal studieren? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber das ist ja auch noch ein bißchen hin. Ich irre umher und suche jemanden, der mir sagen kann, wo man hin muß, wenn man zum Schülerinfotag will. Schließlich frage ich eine Frau. „Da müssen sie mich nicht fragen, ich suche selber“.Ich fasse mir ein Herz und frage zwei Mädchen. Die sagen mir, daß hier irgendwo Zettel liegen, wo die einzelnen zentralen Veranstaltungen aufgelistet sind. Sie erzählen mir dann noch, daß ich die Veranstaltungen, wo eine bestimmte Gebäudeabkürzung hintersteht, nicht suchen muß, weil es die Gebäude gar nicht gibt.
Die meisten Veranstaltungen haben schon angefangen, daher mache ich einen Rundgang. Man kann die Uni Bremen mit drei Wörtern beschreiben: kalt, zugig und betonhäßlich. Der Treffpunkt zum Rundgang der Uni ist „im Foyer des MZH“. Jetzt ist mir alles klar. Ich schaue auf der Liste mit den Abkürzungen nach: Mehrzweckhochhaus. Dort treffe ich eine Lehrerin von mir. Sie erzählt mir, daß sie einen Praktikanten besucht hat und den Raum nicht finden konnte. Und als sie dann jemanden gefragt hat, war die Antwort: „Woher soll ich das wissen, ich bin hier doch auch erst seit drei Jahren“.
Beim Rundgang erfahren wir, daß die häßlichen Gebäude aus den 70ern stammen, da baute man immer mit Beton. Im etwas wohnlicheren Hauptgebäude sitzen extra zwei Kollegen die man fragen kann wenn man etwas nicht findet. Will man in den 4. Stock, kommt man mit der Treppe aber nur bis zum 3. muß man wieder runter und mit dem Aufzug fahren.
Das Klima an der Uni hätte sich auch geändert, sagt Eberhard Scholz beim Rundgang. Während man früher die Uni mit politischen Bildern verschönert hätte, würden heute eher bunte Muster gemalt. Früher hätte man auch mehr Zeit in der Uni verbracht. Um nochmal zu unterstreichen, wie annonym es an der Uni ist, erzählt er, daß es hier niemand merkt, wenn man nicht mehr kommt. Für manche dürfte das ein Vorteil sein, finde ich, unbemerkt zu schwänzen. Ich jedenfalls freue mich ab heute, noch zur Schule gehen zu dürfen und werde es ab nun genießen. Denn dort ist es noch ein bißchen gemütlicher und nicht so zugig wie in der Uni. Anna Meier
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