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Frauenaktion gegen Hunger in Bihać

■ 100 Lastwagen mit Hilfsgütern für die Eingeschlossenen

Zagreb (taz) – „Wir werden die Öffentlichkeit zwingen, endlich wahrzunehmen, daß in Bihać täglich Menschen sterben“, sagt Nina Kadić, Mitglied der Frauengruppe Tresnjevka in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. In einen Aufruf hat sich die Gruppe an alle Frauen der Welt gewandt mit der Bitte, eine Aktion zur Linderung des Hungers in Bihać zu unterstützen. „Am 23. März wird es losgehen“, erläutert Kadić, „über 100 Lastwagen aus vielen Ländern der Welt werden sich in Richtung Bihać in Bewegung setzen. 1995 wurde zum Jahr der Frauen und der Familie erklärt, der März ist der Monat der internationalen Frauensolidarität. Alle, die dies ernst nehmen, müssen bei unserer Aktion mitmachen.“

30 Lastwagen stünden schon bereit. „Wir werden schaffen, was UNO und die Hilfsorganisationen nicht erreichen. Was sollen denn die Krajina-Serben machen, wenn Hunderte von Frauen nach Bihać wollen?“ fragt die etwa dreißigjährige Frau.

Nach Informationen, die Tresnjevka aus den Gemeinden der Region Bihać erhalten hat, sind allein in der Stadt Bihać von 70.000 Einwohnern 4.500 getötet worden. In den letzen Wochen seien dort 130 Kinder und 79 Erwachsene verhungert, zumeist Frauen. In der gesamten von serbischen Truppen eingeschlossenen Region seien es 269 Erwachsene und 236 Kinder. An Krankheiten, die mit der Unterernährung zusammenhingen, seien 604 Erwachsene und 170 Kinder gestorben. Insgesamt seien in der Region ungefähr 18.000 Menschen seit Beginn des Krieges getötet worden, fast zehn Prozent der Bevölkerung. „Kaum hundert Kilometer von uns weg verhungern die Menschen“, sagt Kadić.

In dem kleinen Büro der Frauengruppe laufen die Telefone heiß. Die Anfragen aus aller Welt seien überwältigend, schon jetzt sei der Erfolg gesichert. „Wir wollen auch die UNO-Hilfsorganisation UNHCR dazu zwingen, endlich aktiver zu werden.“ Seit Beginn der serbischen Offensive auf Bihać im Oktober letzten Jahres seien nur sechs Konvois mit Lebensmitteln nach Bihać gelangt. Und von diesen Lebensmitteln hätten noch 60 Prozent an die serbische Seite abgeliefert werden müssen. „Dieses Spiel ist ein Skandal. Es wird nicht genug getan, um die humanitäre Hilfe nach Bihać zu bringen.“ Erich Rathfelder

Kontakt Tresnjevka Frauengruppe: Telefon/Fax: 0 03 85-1-44 01 02, 44 01 03, Frauengruppe „Zena BiH“, Telefon/Fax: 0 03 85-1-44 89 76)

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