■ Mit der Vier-Tage-Woche auf Du und Du: VW: 35-Stunden-Woche in weiter Ferne
Wolfsburg Für die rund 100.000 Beschäftigten in den sechs inländischen VW-Werken ist nach Ansicht der IG Metall trotz anziehender Konjunktur an eine Rückkehr zur 35-Stunden-Woche nicht zu denken. „An einer Verlängerung des Vier-Tage-Modells mit der 28,8-Stunden-Woche geht kein Weg vorbei“, sagte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Niedersachsen, Jürgen Peters, der dpa. „Mit einer Ausnahme ist in allen VW-Werken im letzten Jahr pro Woche durchschnittlich unter 30 Stunden gearbeitet worden, rechnet man die gefahrenen Arbeitsstunden auf die Beschäftigten um.“ Dafür sei die gestiegene Produktivität verantwortlich.
Ende 1995 läuft der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung aus, mit dem Ende 1993 rund 30.000 Arbeitsplätze bei VW gesichert worden waren. Der Entgelttarifvertrag endet zum 31. Juli. Nach Peters' Ansicht sollten Arbeitszeit und Entgelt im Sommer gemeinsam verhandelt werden. Es könne diskutiert werden, ob aus dem bisherigen Modell die „Normalarbeitszeit“ werden sollte. Zwar müsse bei Fortführung des Vier-Tage-Modells auch über die Finanzierung gesprochen werden. „Das kann aber nicht bedeuten, daß die Arbeitnehmer im dritten Jahr in Folge mit Reallohneinbußen belastet werden“, sagte Peters. „Für jeden Beschäftigten muß am Ende der Verhandlungen spürbar mehr im Portemonnaie sein als vorher.“
Peters verwies darauf, daß die Abschlüsse für die Metall- und Elektrobranche mit einem Volumen von rund vier Prozent „mittelbar“ auch Auswirkungen auf die Verhandlungen für den Haustarifvertrag bei VW haben. Peters rechnet mit „nicht einfachen“ Gesprächen: „Wir wollen, daß der tarifliche Grundsatz “Keine betriebsbedingten Kündigungen“ erhalten bleibt, und außerdem ein deutliches Plus für die Beschäftigten.“ Die Volkswagen AG hat 1994 bei leicht auf 42 Milliarden Mark rückläufigem Umsatz einen dreistelligen Millionenbetrag als Gewinn erzielt. Die Geschäftsführung erwartet nach eigenen Angaben eine Fortsetzung des positiven Ergebnistrends.
dpa
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