■ Das Portrait: Entdecker Australiens
Er war der letzte große maritime Entdecker: Kapitän James Cook, der am 27. Oktober 1728 in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire geboren wurde, landete mit seinem Schiff „Endeavour“ heute vor 225 Jahren in der Nähe jener Stelle, an der später Sydney entstand. Am 3. Juni 1769 hatte Cook den ersten Teil seines Auftrags erledigt. „Man sah den ganzen Tag nicht eine einzige Wolke, und der Himmel war völlig klar“, diktierte er ins Bordbuch. „So hatten wir bei der Beobachtung des Durchgangs der Venus durch die Sonnenscheibe jeden Vorteil, den wir uns nur wünschen konnten.“
Erst danach durfte Cook den versiegelten Umschlag öffnen, der die weiteren Befehle des Hohen Admirals James CookFoto: Keystone
von Großbritannien enthielt. „Ihr sollt gen Süden fahren, um den oben genannten Kontinent zu entdecken, bis Ihr bei der Breite von 40 Grad angelangt seid“, hieß es darin. Damit war das „unbekannte Südland“ gemeint, das einen beträchtlichen Teil der südlichen Halbkugel bedecken sollte. Als Cook den 40. Breitengrad längst überquert und noch immer kein Land entdeckt hatte, entschloß er sich zur Umkehr. Statt dessen segelte er in Richtung Australien, das damals freilich nicht gänzlich unentdeckt war: Bereits 1601 hatte der Portugiese Godinho de Eridia die Nordküste gesichtet und 1688 der Engländer William Dampier die Nordwestküste erreicht. Doch die Ostküste Australiens war noch unbekannt.
Die britische Regierung nutzte Australien zunächst als Strafkolonie. Bald brachten die Schiffe aber auch englische Auswanderer, die den Küstenstreifen zwischen der Pazifikküste und dem ostaustralischen Bergland besiedelten. Als es dort Mitte des 19. Jahrhunderts zu eng wurde, stieß man ins Landesinnere vor und drängte die rund 300.000 UreinwohnerInnen immer weiter zurück. Die Problematik war Cook durchaus bewußt gewesen. „In seinen Stolz über die geleistete Arbeit mischten sich Zweifel, ob er wirklich der Forscher und Entdecker war“, schrieb Michael Molsner in seinem Buch „Auf der Suche nach dem Südland“, „oder mehr den Piraten früherer Jahrhunderte glich“.
Cook unternahm zwei weitere Reisen: Von 1772 bis 1775 umsegelte er erstmals die Welt in östlicher Richtung. Auf seiner letzten Reise von 1776 bis 1779 versuchte Cook vergeblich, eine nördliche Durchfahrt vom Pazifik zum Atlantik zu finden. Am 14. Februar 1779 wurde Cook von Eingeborenen auf Hawai erschlagen. Ralf Sotscheck
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